Mit diesen Schmierereien ist eine rote Linie überschritten worden

Rechtsextremismus

Zum Bericht "Polizei ermittelt
wegen Hasspropaganda" (TV vom 20. September):

Konz war und ist ein gutes Pflaster für das Zusammenleben von Einheimischen und Zuwanderern. Das war bei den ersten Gastarbeitern in den 1960er Jahren so, zumeist Türken und Jugoslawen, später bei den vietnamesischen Bootsflüchtlingen, danach bei Russlanddeutschen und heute bei Geflüchteten.
Das lief nicht ohne große Anstrengungen beider Seiten - wie zuletzt dem ehrenamtlichen Engagement von mehr als 50 Konzerinnen und Konzern in der Flüchtlingshilfe. Doch in letzter Zeit werden Stimmen lauter, die kulturelle und religiöse Vielfalt in Konz und anderswo ablehnen.
Wer durch die Stadt fährt und die Menge blauer Plakate sieht, die mit simplen Parolen für die Angstmacherpartei für Deutschland werben, bekommt einen Eindruck davon. Mit den menschenverachtenden Schmierereien am Konzer Moselufer ist eine rote Linie überschritten worden. Es wird nicht nur zur "Entsorgung" missliebiger Menschen aufgerufen (als wären sie Müll!), sondern zur Tötung von Flüchtlingen "wie die Juden". Das ist Hasspropaganda pur. Wer garantiert, dass aus solchen Brandworten nicht Brandsätze werden?
Im vergangenen Jahr wurden Steine ins Fenster der Al Bukhary-Moschee in der Brunostraße geworfen. Es ist nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass dabei niemand verletzt wurde. Was folgt daraus? Menschenverachtende Parolen stacheln zur Gewalt auf. Damit sind sie ein Fall für Polizei und Staatsanwalt. Unterhalb dieser Schwelle gibt es Gerede voller Vorurteile und Feindseligkeiten. Auch das verletzt die Würde der Angegriffenen und beschädigt unsere demokratische Kultur.
Solchem Gerede müssen wir entgegentreten, wo immer wir darauf treffen, in der Familie, in der Nachbarschaft, im Bus oder am Stammtisch. Die anonymen Schmierer am Moselufer entziehen sich diesem Gespräch. Wie feige! Wir Demokraten und Anhänger einer toleranten und offenen Gesellschaft sind bei Weitem in der Mehrheit. Auch in Konz. Sorgen wir dafür, dass das so bleibt.
Thomas Zuche
Sprecher des Interkulturellen Netzwerks Konz

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