"Mit einem blauen Auge davongekommen"

HERMESKEIL/KELL AM SEE. Rund zwei Wochen nach "Kyrill" haben sich die Experten ein klares Bild über die Sturmschäden in den Hochwald-Wäldern verschafft und sagen: "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen." Durch den Orkan wurden auf die Fläche gesehen rund 20 Prozent eines normalen jährlichen Hiebsatzes an Bäumen gefällt.

Es hätte schlimmer kommen können: Anders als im nördlichen Rheinland-Pfalz und vor allem in Nordrhein-Westfalen hat der Orkan "Kyrill" im Hochwald keine so großen Schäden angerichtet wie befürchtet. Das können die beiden Forstamtsleiter Helmut Lieser (Saarburg) und Bernhard Buss (Hermeskeil) jetzt mit Bestimmtheit sagen. Im Bereich Saarburg fielen 17 000 Festmeter Holz, davon allein 13 000 in der Verbandsgemeinde Kell am See. Im Forstamt "Hochwald" beziffert Buss die Verluste auf "um die 20 000 Festmeter".Nicht mit "Vivien" und "Wibke" zu vergleichen

Zwar habe "Kyrill" den Betrieb ordentlich durcheinander gebracht. "Wir mussten dadurch beispielsweise beim Einsatz der Forstwirte sehr viel umdisponieren", betont Buss. Die aktuelle Schadensbilanz ist aber nicht mit dem flächendeckenden Windwurf zu vergleichen, den 1990 die Stürme "Vivien" und "Wibke" angerichtet haben. "Damals war in unserem Forstamt die zehnfache Menge betroffen", betont Lieser. Im Forstamt Hochwald sind durch "Kyrill" zirka 20 Prozent eines normalen jährlichen Hiebsatzes an Bäumen zu Boden geworfen worden. Im Forstamt Saarburg liegt die Quote laut Lieser bei rund 17 Prozent. Ein überschaubarer Schaden, wie beide Forstamtsleiter betonen: "Das können wir im laufenden Betrieb auffangen", sagt Buss. Auch Lieser weist darauf hin, "dass wir diese Menge fast komplett in Verträge einarbeiten können, die wir beispielsweise mit großen Sägewerken abgeschlossen haben". Allerdings gibt es auch Gebiete, die durch den Orkan stärker gebeutelt wurden. So hat "Kyrill" vor allem auf einer Schneise von Osburg, über Farschweiler und Lorscheid bis nach Bescheid und Beuren schlimm gewütet. Mit 3500 bis 4000 Festmeter liegen die Verluste im Revier Bescheid/Beuren bei rund 70 Prozent des normalen Hiebsatzes. "Das ist ein deutlicher Schadensschwerpunkt" , sagt Buss. Ansonsten sei diesmal das besondere Kennzeichen gewesen, dass durch den Orkan auf größeren Flächen meist nur einzelne Bäume umgefallen sind. "Einzelnester" nennt Buss das im Fachjargon. Der Hermeskeiler Forstamtsleiter geht davon aus, dass die Sturmschäden in seinen zehn Revieren bis April weitgehend beseitigt sind und das Holz der umgestürzten Bäume bis dahin "aufgearbeitet" wurde. Auch Lieser gibt diesen Termin als zeitliche Zielsetzung an. Doch wie sieht es mit den langfristigen Auswirkungen aus? Für die meisten Waldbesitzer, beispielsweise für die Kommunen, lautet die wichtigste Frage: Geht jetzt der hohe Holzpreis nach unten und verschlechtert sich damit die bislang gute Einnahmesituation? Buss glaubt nicht an einen solchen Effekt. Zwar hätte in der Vergangenheit beispielsweise der Orkan "Lothar" 1999 durchaus ein Marktsignal ausgelöst und zu einem deutlichen Preissturz geführt. Weil jedoch diesmal der Windwurf auf einen boomenden Holzmarkt mit einer entsprechend großen Nachfrage treffe, gehe er davon aus, "dass die jetzt angefallene Holzmenge vom hiesigen Markt aufgenommen werden kann. Die Preise gehen also vermutlich nicht runter". Auch Lieser erwartet nicht, dass die Ortsgemeinden, die zumeist erst vor Kurzem ihre Forstetats 2007 verabschiedet haben, größere finanzielle Einbußen hinnehmen müssen und ihre komplette Planung über den Haufen geworfen wird. Seine klare Aussage lautet: "Wir werden in allen Betrieben unsere zugesagten Haushaltsvoranschläge einhalten können."

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