Wirtschaft Aus Abfall wird nun wertvoller Quarzit

Von Marion Maier · Mit einer neuen Anlage schaffen es die Düro-Werke, den im Taben-Rodter Steinbruch abgebauten Quarzit zu 99 Prozent zu verwerten. Dadurch können die mit dem Abbau verbundenen Belastungen reduziert werden. Die nächste Anlage ist im Bau.

 Hinter einem Felsvorsprung befindet sich die neue Nassaufbereitungsanlage auf der oberen Etage im Steinbruch.

Hinter einem Felsvorsprung befindet sich die neue Nassaufbereitungsanlage auf der oberen Etage im Steinbruch.

Foto: Marion Maier

In der fünften Generation führt Max Pescher eine Steinbruchfirma, die eine mehr als 100 Jahre alte Tradition hat. Das Unternehmen, das auch in anderen Sparten aktiv ist, nennt sich heute Pescher Beteiligungen GmbH .

„Stillstand geht nicht, wenn man ein Unternehmen aufbauen will“, sagt Pescher. Deshalb investiert seine Firma stetig – auch in den Quarzitabbau der Taben-Rodter Hartsteinwerke Johann Düro. 1990 hat die Firmengruppe Pescher das damals 113 Jahre alte Werk gekauft. 2004 wurde die Vorbrechanlage neu gebaut, 2009 die Aufbereitungsanlage. Neuester Coup: die Nassaufbereitungsanlage. Sie wurde 2017 errichtet und ist seit Frühjahr dieses Jahres in Betrieb. In dieser Anlage werden Gesteinsreste gereinigt, die bislang nicht verwendet werden konnten, weil sie mit Sand und Feinanteilen verklumpt waren. Dies geschieht mit aufwendiger Zyklontechnik (also mit Zentrifugalkräften) und Sieben. 1200 Tonnen Quarzit werden so täglich gewonnen. Das ist rund ein Fünftel der Tagesproduktion. Das Material wird per Förderband zur bestehenden Aufbereitungsanlage transportiert und vermarktet. Gleiches gilt für die Nebenprodukte: gewaschener Sand und gepresste Feinanteile, die für Ziegel verwendet werden. Pescher sagt: „Mit dieser Anlage können wir unsere Ressourceneffizienz von 85 auf 99 Prozent steigern. Das heißt, wir können das abgebrochene Material nun fast vollständig nutzen. Das ist außergewöhnlich!“

Dadurch könnten die mit der Gewinnung verbundenen Auswirkungen reduziert werden. Für die gleiche Ausbeute müsse weniger abgebaut werden. Dadurch verringere sich der Flächenverbrauch. Es werde weniger gesprengt und weniger Material hin- und hergefahren, was den Kohlenstoffdioxidausstoß sowie Lärm und Staub reduziere. Die Arbeitsschichten allein für den Abbau konnten laut Betriebsleiter Patrick Frohnhöfer von zwei auf eineinhalb reduziert werden. Für die 35 Mitarbeiter ändere das nichts, weil auch in der Nassaufbereitung Personal benötigt werde. Die Anlage, die mit geschlossenem Wasserkreislauf arbeitet, ist laut Pescher wegen der Ressourceneffiziens sogar von der EU gefördert worden.

Der Geschäftsführer betont, dass die zwei Millionen Euro teure Anlage hinter einem Felsvorsprung neben dem Vorbrecher stehe, von Straße und Ort nicht zu sehen sei und keinen Lärm verursache. Überhaupt lege das Unternehmen wert auf Umweltschutz. So sei die neue Vorbrechanlage im Gegensatz zur alten eingehaust, was Lärm und Staubemissionen erheblich reduziert habe. Die neue Aufbereitungsanlage arbeite mit verbessertem Immissionsschutz. Freiwillig habe das Unternehmen eine Reifenwaschanlage für LKW installiert, setze Staubbindemittel und ein Reinigungsfahrzeug ein.

Pescher: „Wir haben uns bemüht, aus einem kleinen Betrieb mit erheblichen Emissionen einen Vorzeigebetrieb zu machen.“ Das Unternehmen biete Arbeitsplätze und beauftrage regionale Unternehmen wie Metallbauer, Elektrofirmen oder Firmen zur Maschinenwartung. Mit den Taben-Rodtern habe man als größter Arbeitgeber vor Ort (acht Einheimische arbeiten im Steinbruch) immer ein gutes Einvernehmen gehabt. Die Firma unterstütze auch Vereine.

Doch als 2015 bekannt wurde, dass im Steinbruch eine Asphaltmischanlage gebaut wird, gab es erstmals Diskussionen. Die schreibt Pescher auch einer generell veränderten Mentalität zu. Die Leute seien kritischer, sagten viel eher Nein zu jeglicher Belastung. Mittlerweile zählten die aufwendigen Genehmigungsverfahren zu den Hauptaufgaben der Geschäftsführung. Auch das Genehmigungsverfahren für die Asphaltmischanlagen hat sich wegen Widersprüchen und einer Klage der Gemeinde in die Länge gezogen. Nach eineinhalb Jahren juristischen Streits wurde die Anlage im Februar genehmigt. Derzeit werden die Fundamente gebaut. Max Pescher rechnet damit, dass sie in diesem Jahr noch fertig wird.

 Die Nassaufbereitung erfolgt hinten links in der Ecke im weißen Gebäude hinter dem runden Wasserbecken.

Die Nassaufbereitung erfolgt hinten links in der Ecke im weißen Gebäude hinter dem runden Wasserbecken.

Foto: Marion Maier
 Patrick Frohnhöfer (links), Betriebsleiter der Hartsteinwerke Johann Düro, und Max Pescher, Geschäftsführer der Pescher Beteiligungen GmbH & Co. KG.

Patrick Frohnhöfer (links), Betriebsleiter der Hartsteinwerke Johann Düro, und Max Pescher, Geschäftsführer der Pescher Beteiligungen GmbH & Co. KG.

Foto: Marion Maier

Die Bürgerinitiative gegen die Asphaltmischanlage, die gefährliche Emissionen und erhöhten Lärm durch das Werk befürchtet und 1054 Unterschriften dagegen gesammelt hat, existiert trotz abgeschalteter Facebookseite weiter. Sprecher Sven Mötsch sagt: „Wir werden das Vorgehen auf dem Betriebsgelände weiter kritisch beobachten und hinterfragen. Das Gleiche erwarten wir von den Behörden, ohne dass man sie ständig anstoßen muss.“ Für ihn ist die Anlage ein Problem der Region. Dies zeige sich daran, dass aus der ganzen Region in kurzer Zeit 3000 Euro gespendet worden seien, um den juristischen Streit zu finanzieren.

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