Mit Flexibilität trägt die Feldarbeit Früchte

Oberzerf · Früher war sie auf die Erzeugung von Milch spezialisiert, heute ist der Ackerbau ihr Hauptstandbein: Auf mehr als 150 Hektar Land baut Familie Schmitt aus Oberzerf Getreide an. Obwohl der Ackerbau gut läuft, hängt er auch immer von politischen Entscheidungen, der weltweiten Börsenspekulation und dem Klima ab.

 Getreidebauer Stefan Schmitt aus Oberzerf (links) kontrolliert mit seinem Sohn Johannes die Weizenaussaat. Insgesamt baut der Familienbetrieb auf mehr als 150 Hektar Ackerland diverse Sorten Getreide und Feldfrüchte an. TV-Foto: Beate Kerpen

Getreidebauer Stefan Schmitt aus Oberzerf (links) kontrolliert mit seinem Sohn Johannes die Weizenaussaat. Insgesamt baut der Familienbetrieb auf mehr als 150 Hektar Ackerland diverse Sorten Getreide und Feldfrüchte an. TV-Foto: Beate Kerpen

Oberzerf. Im "Ackertaxi", wie er den alten Golf nennt, rumpelt Stefan Schmitt über einen holprigen Feldweg in der Nähe von Oberzerf. Bereits von Weitem sieht man, wie ein schwerer Traktor mit einer Maschine im Schlepptau seine Bahnen zieht. Auf den zeigt Schmitt jetzt: "Mein Sohn sät dort gerade Weizen aus."
Gemeinsam mit seiner Frau Gisela (56) und seinem ältesten Sohn Johannes (25) führt der 53-Jährige einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 50 Milchkühen, 60 Jungtieren für die Nachzucht und mehr als 150 Hektar Ackerland. Auf dieser Fläche, die fast so groß ist wie die Insel Helgoland (oder: 235 nebeneinanderliegende Fußballfelder), baut die Familie Getreide an.
TV-Serie Landwirtschaft


Der Ackerbau stellt längst das Hauptstandbein des Betriebes dar, obwohl dieser ursprünglich als reiner Milchviehbetrieb gedacht gewesen war. Diese Entwicklung habe eher zufällig stattgefunden, erzählt Schmitt. "Wir haben während der letzten 25 Jahre kontinuierlich Flächen zugepachtet und uns so unter der Hand immer weiter auf den Ackerbau spezialisiert."
Heute bauen Schmitts acht verschiedene Feldfrüchte und Getreidesorten an - von Gerste, Weizen oder Roggen bis hin zu Hafer, Braugerste, Mais oder Raps. In guten Jahren ernten sie über 900 Tonnen Getreide, das sie in Silos einlagern und nach und nach verkaufen - entweder an Getreidehändler oder direkt an Hersteller von Mehl oder Haferflocken. Mit dem Preis sei es die reinste Achterbahnfahrt, sagt Stefan Schmitt. "Dünger und Getreide unterliegen den weltweiten Spekulationen an der Börse und schwanken extrem von einem Jahr zum nächsten."
Um die Preisschwankungen besser abfedern zu können, setzt Schmitt auf den Anbau möglichst vieler verschiedener Getreidesorten. Außerdem könne er so das Risiko vor schlechter Witterung minimieren und die Arbeitskraft sowie den Maschinenpark über die Dauer eines Jahres besser auslasten. Denn: Während die Winterfrüchte von August bis Oktober ausgesät werden, erfolgt die Aussaat des Sommergetreides im Frühjahr.
Dennoch kommt es immer wieder vor, dass mehrere Arbeiten gleichzeitig anfallen - insbesondere im Sommer, wenn das Heu und das Getreide geerntet werden müssen. Arbeitstage von bis zu 16 Stunden sind dann keine Seltenheit. "Manchmal geht das schon sehr an die Substanz", sagt Schmitt.
Trotz der schweren Arbeit schätzt die Familie ihren Beruf. Besonders Sohn Johannes, der gerade seinen Meister in der Landwirtschaft macht und später die Hofnachfolge antreten wird, empfindet die Arbeit mit der Natur als Herausforderung und Leidenschaft zugleich.
Insgesamt blickt Stefan Schmitt den nächsten Jahren optimistisch entgegen. Zwar sei der Ackerbau stark von äußeren Faktoren wie den politischen Entscheidungen in Brüssel, der weltweiten Börsenspekulation oder dem Klimawandel abhängig, aber Getreide werde auch in Zukunft mehr denn je benötigt. "Der Bedarf für unsere Produkte ist da", sagt Schmitt. "Wir müssen eben flexibel genug sein, um unsere Früchte gewinnbringend anzubauen."
Extra

In Rheinland-Pfalz gibt es insgesamt 401 000 Hektar Ackerfläche, von denen 28 Prozent für den Anbau von Winterweizen genutzt werden. Weitere häufige Nutzungsformen sind der Anbau von Sommergerste und Winterraps (jeweils elf Prozent), Wintergerste (neun Prozent), Silomais (acht Prozent) und Zuckerrüben (fünf Prozent). Die größte Herausforderung für Ackerbauern ist derzeit die Erlössituation: Zum einen ist der Pachtmarkt so stark umkämpft wie nie zuvor, so dass es für Betriebe immer schwieriger wird, ihre Anbaufläche zu vergrößern. Zum anderen schwanken die Preise für Dünger und Getreide aufgrund von Börsenspekulationen sehr stark im Verlauf eines Jahres, so dass es für Landwirte oft schwierig ist, den richtigen Termin zum Einkauf ihrer Betriebsmittel und zum Verkauf ihrer Endprodukte zu finden. beke

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