Mit Hilfe des Baggers zum naturnahen Bach

Saarburg · Mauern und Rohre werden abgerissen, und der Lohbach bekommt wieder mehr Raum. Das Gewässer in Saarburg wird für 360 000 Euro renaturiert. Der Planer lobt die Kooperationsbereitschaft der Anlieger.

 Um Naturnähe zu schaffen, muss der Bagger ran: Der Lohbach in Saarburg wird renaturiert. TV-Foto: Friedemann Vetter

Um Naturnähe zu schaffen, muss der Bagger ran: Der Lohbach in Saarburg wird renaturiert. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Saarburg Versteckt hinter Häusern und Gärten fließt der Lohbach, der linke Zufluss der Leuk, parallel zur Straße Kunoweiher. Auch außerhalb des Stadtgebiets verläuft der Bach parallel zur Straße, die nach Mannbach führt.

In dem 900 Meter langen Bereich vom Greifvogelpark bis zum Haus Nummer 18 der Straße Kunoweiher passiert nun jede Menge. Der Bach wird renaturiert und so "naturnah wie möglich entwickelt", sagt der Geograf Frank Hömme, der die Arbeiten mit seinem Pölicher Büro geplant hat. Hömme ist voll des Lobes für die Saarburger Anwohner. Er sagt: "Sie waren sehr kooperativ." So könne das direkte Umfeld des Bachs zum Teil beidseitig, aber zumindest durchgehend einseitig naturnah gestaltet werden. "Das ist eine tolle Sache, so was ist selten möglich im Siedlungsbereich." Doch gerade diese Vernetzung bis ins bebaute Gelände sei wichtig.

Der Oberlauf des Lohbachs wurde bereits von 2012 bis 2014 renaturiert. Am Unterlauf werden nun laut Planung Ufermauern und zwei Schuppen, die zu nah am Bachlauf stehen, abgerissen. Rohre und untypische Bepflanzung werden entfernt. Auf etwa 100 Metern Länge werden Aufschüttungen zurückgenommen und der Bachlauf teilweise neu moduliert. Der verrohrte Mündungsbereich des Parkbachs wird offengelegt und der Zufluss naturnah an den Lohbach angeschlossen. Oberhalb der Häuser verläuft der Bachlauf entlang einer Pferdeweide, dort sei er weitgehend naturnah, heißt es.

Die Renaturierung des zweiten Abschnitts, die noch in diesem Jahr abgeschlossen werden soll, kostet rund 360 000 Euro und wird zu 90 Prozent gefördert (siehe Info). Im Eilverfahren hatte Jürgen Dixius, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg, zusammen mit den Beigeordneten die Arbeiten an dem Gewässer an die Freudenburger Firma Metrich vergeben. Dies lag daran, dass die Firma kurzfristig signalisiert hatte, die umfangreichen Erdarbeiten ausführen zu wollen, weil sie einen größeren Auftrag für Mitte des Jahres bekommen habe. Zuvor hatte der Haupt- und Finanzausschuss dem Saarburger VG-Rat diese Vergabe bereits empfohlen.

Renaturierungsarbeiten just im Frühjahr sieht Wolfgang Klotzbücher vom Greifvogelpark skeptisch. Er kritisiert: "Bäume wurden zwar bereits vorher gefällt, doch jetzt, wo vielleicht Vögel drin nisten, werden sie weggeschafft. Eine Wiese, von der wir wissen, dass da Leben drin ist, wird jetzt abgetragen. Wieso macht man diese Arbeiten nicht im Winter?" Generell werde zunächst viel kaputt gemacht, obwohl Gutes geschaffen werden solle.

Dem entgegnet Hömme: "Im Winter sind die Böden nass. Fährt der Bagger dann in das Gelände, wird der Untergrund langfristig verdichtet und das Areal zerfahren." Dies verursache den größeren Schaden. Renaturierungen erfolgten deshalb immer im Frühjahr/Sommer. Für die sensiblen Bereiche würde mit der Landespflege genau abgestimmt, wann was zu passieren habe. Hömme: "Man schädigt bei den Arbeiten immer irgendwas. Aber langfristig ist eine Verbesserung zu beobachten." Das kann Klotzbücher bestätigen. Er sagt: "Ich war bei der Renaturierung des ersten Abschnitts, der uns hier mit dem Greifvogelpark betroffen hat, skeptisch. Aber das Gelände hat sich gut entwickelt." Im Sommer habe er nun ein Blütenmeer vor der Haustür. Neue Arten seien hinzugekommen. Andere Arten wie die Flussmuschel, die gute Wasserqualität anzeige, seien zurückgekehrt.Extra: FÖRDERUNG FÜR UMBAU ZUGEBAUTER GEWÄSSER


Die Renaturierung des Lohbachs wird zu 90 Prozent mit Geld aus dem Programm Aktion Blau plus gefördert, Nachfolger von Aktion Blau. Ziel des Aktionsprogramms ist es, die in der Vergangenheit durch Menschenhand erfolgten Begradigungen und Befestigungen der Bäche und Flüsse möglichst wieder rückgängig zu machen und den Gewässern einen angemessenen Entwicklungsraum zurückzugeben. In den 1990er Jahren wurde erkannt, dass Bäche und Flüsse oft zu sehr eingeengt sind und ihnen auch zu wenig Platz für Hochwasser gelassen wurde. Damit die Gewässer wieder nachhaltig funktionieren, ist nicht nur sauberes Wasser notwendig, sondern auch ein naturnahes und hochwasserangepasstes Gewässerbett. Das aktuelle Landesprogramm Aktion Blau plus läuft bis 2021. Nach Auskunft der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord stehen 40 Millionen Euro bereit, die der Kreis Trier-Saarburg sowie die Stadt Trier für die Sanierung von Gewässern abrufen können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort