"Mit jungen Menschen ganz anders verbunden"

Er ist oberster Repräsentant der Benediktiner. Und er liebt die Rockmusik: Abtprimas Notker Wolf. Bei seinem Konzert in Saarburg hat der 71-Jährige mit unserem Mitarbeiter Daniel John gesprochen.

Einen Rockmusiker stellt man sich gemeinhin anders vor als einen Benediktinermönch - wie geht das bei Ihnen zusammen?
Abtprimas Notker Wolf: Wir haben in St. Ottilien ein Gymnasium, wo es verschiedene Bands gibt. Vor 20 Jahren wurde ich gebeten, einmal mitzuspielen. Mein erstes Stück war "Locomotive Breath" von Jethro Tull auf der Querflöte. Sie haben mir auch gleich noch eine Gitarre in die Hand gedrückt. Es geht aber um wesentlich mehr als die Musik: Ich bin mit der ganzen Gruppe bis heute menschlich sehr verbunden, das sieht man auch auf der Bühne.

Waren Ihre Ordensbrüder anfangs skeptisch?
Wolf: Ach, die kannten mich schon. Einige haben es begrüßt, andere die Nase gerümpft - wie das eben auch bei anderen Sachen ist.

Wie ist es zu diesem Benefizkonzert in Saarburg gekommen?
Wolf: Meine Mutter stammte aus Mannebach, mein Vater aus Alf an der Mittelmosel. Beide haben halt immer Platt geschwätzt. Dadurch bin auch ich mit dem Dialekt vertraut, obwohl ich im Allgäu aufgewachsen bin. Ein Cousin und eine weiter entfernte Verwandte wohnen noch in der Region.
Und die haben eines Tages zu mir gesagt: Du musst auch mal in Saarburg etwas machen!` Der Erlös des Konzerts dient einerseits zum Unterhalt unserer Ordenshochschule, die wir total sanieren müssen, andererseits auch zur Hilfe für Studenten aus armen Ländern.

Ist die Rockmusik auch etwas, womit Sie gezielt junge Leute ansprechen wollen?
Wolf: Für mich zählt vor allem die Freude an dieser Musik, und auf diese Weise bin ich dann mit jungen Menschen ganz anders verbunden.

Was macht das Leben im Kloster heute noch für junge Menschen attraktiv?
Wolf: Das gemeinsame Feiern miteinander, überhaupt die Gemeinschaft: dass ich mit anderen zusammen arbeite, lebe und bete - Zeit bei Gott verbringen kann.

Was war Ihre persönliche Motivation, ins Kloster zu gehen?
Wolf: Ich wollte Missionar werden und bin nach St. Ottilien gegangen. Als ich dann Professor für Philosophie war, bin ich zum Erzabt von St. Ottilien gewählt worden, da konnte ich nie als Missionar in die Welt gehen. Aber als Abtprimas bin ich jetzt eigentlich mehr Missionar, als wenn ich immer nur an einem Standort wäre.

Was ist zu tun, damit sich Missbrauchsfälle wie im Kloster Ettal nicht wiederholen?
Wolf: Es gibt ein eigenes Ausbildungsprogramm für Inter- nats präfekten. Junge Geistliche müssen auch auf Situationen vorbereitet werden, denen sie begegnen, an die sie zuvor gar nicht gedacht haben. Bei der Auslese muss sehr deutlich sein: Wir brauchen solide, gewachsene Charaktere. Außerdem bedarf es einer ständigen priesterlichen Begleitung.

Wie sollte sich die Kirche in Zukunft entwickeln?
Wolf: Sie sollte vor allem ihr Eigenstes wieder hervorkehren und in den Mittelpunkt stellen: die Rückbindung an die Heilige Schrift und die Christusnachfolge.

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