Mit Musik und Hemden nach Namibia

Kell/Windhoek · Hemden, Kinderbekleidung, Spielsachen und vieles mehr bringen die Musiker des Keller Verbandsgemeindeorchesters mit, wenn sie am 10. Juli 2017 auf dem Flughafen in Windhoek landen. Das aktuell 70-köpfige Orchester hat schon viele Länder bereist. Eine Hilfsaktion mit Südafrika gibt es seit 2002.

Mit Musik und Hemden nach Namibia
Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Kell/Windhoek. In fremde Ländern zu reisen und dort die deutsche musikalische Kultur vorzustellen, ist beim Verbandsgemeindeorchester seit 1997 Tradition. Damals fuhr man mit 100 Personen nach Brasilien. Die nächste Reise wird eine besondere. "Wir haben uns im Orchester für Namibia entschieden", sagt Vorsitzender Erwin Berens. Man habe sich den Globus angesehen und da fiel eben "Deutsch Südwest", wie es zur Kolonialzeit einmal hieß, ins Auge.
Reisen und Helfen, das hat bei den Musikern aus dem Hochwald Tradition. "Wir kommen nicht mit leeren Händen", betont der Vorsitzende. Diesmal sind es 600 Hemden, eine Spende von Siegenia Aubi, die an eine Behinderteneinrichtung für Autisten übergeben werden, sowie Kinderkleidung, Spielsachen, Reinigungsmittel und Geld für Nahrungsmittel für den Kindergarten Golgotha. Beide Einrichtungen liegen in der Hauptstadt Windhoek. Das Geld für diese Spenden hat das Orchester durch Einnahmen bei seinen Auftritten zusammenbekommen.
Instrumente fürs Jugendorchester
Der Gesamtwert dieser Spende sind 15 000 Euro. In anderen Aktionen sind bereits 25 000 Euro geflossen. "Wir unterstützen seit 2002 eine Musikschule für Kinder in Südafrika. Ein komplettes Jugendorchester konnte mit Instrumenten ausgestattet werden", ist von Berens mit Stolz in der Stimme zu hören. Er fügt hinzu: "Das Eintrittsgeld der beiden Konzerte in Windhoek und Swakopmund bleibt natürlich auch dort."Verrückt auf Polka


Im Juni fuhr eine zehnköpfige Delegation schon mal vor, um die Reise zu organisieren. Mit der deutschstämmigen Petra Dillmann fand man eine Kontaktperson, die in der dortigen Behindertenarbeit tätig ist. "Die Arbeit mit Behinderten ist in Namibia noch unterentwickelt", bedauert Berens. In die Organisation von Helfen und Musizieren ist auch die Deutsche Botschaft mit eingebunden.
Insgesamt 140 Menschen, darunter 60 Musiker, werden anreisen. Alle zahlen ihre Reisekosten selbst. Mit dabei wird auch Landrat Günther Schartz sein.
"Klingt die deutsche Musik denn nicht seltsam für die Ohren der Einheimischen?", will der TV-Reporter wissen. "Ganz im Gegenteil.
Die sind wie verrückt auf Märsche und Polka", weiß Erwin Berens. Das liege an der Kolonialzeit. Viele in Namibia können bis heute Deutsch sprechen. Musikvereine wie in Deutschland gebe es jedoch nicht. Aber das kann sich ja noch ändern.
Seit seiner Gründung im Jahr 1990 hat das Verbandsgemeindeorchester Kell 140 Auftritte bestritten, viele davon für einen guten Zweck. Seit dieser Zeit haben rund 300 wechselnde Musiker unter der Leitung von Dirigent Karl-Heinz Willger in diesem Klangkörper auch für die gute Tat gesorgt. Allein durch Sponsoring kamen 126 000 Euro an Spenden zusammen.

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