Mit Muskelkraft gegen die Herkules-Staude

Sie ist eine Gefahr für Freizeitsportler, Touristen, Kinder und Angler: Die Herkules-Staude macht sich auch am Saar-Ufer breit. Die Gemeinden Kanzem, Wiltingen und Schoden sowie der Bürgerverein Kanzem kämpfen, unterstützt durch Landesmittel und unter landespflegerischer Aufsicht, gegen die Pflanze.

Kanzem/Wiltingen/Schoden. Sie sieht so unschuldig aus und geht bei manch unwissendem Hobby-Gärtner gar als Zierpflanze durch. Dabei hat es die Herkules-Staude, die auch als Riesen-Bärenklau bekannt ist, faustdick hinter den Blättern. Wer ihren Saft auf der Haut hat und Sonne darauf scheinen lässt, muss mit Blasen oder sogar Verbrennungen rechnen. Je nach Wetterlage sind auch ihre Ausdünstungen schädlich für menschliche Atemwege.

Verbreitung auch mit dem Hochwasser



Seit Jahren macht sich die Herkules-Staude nun an den Flüssen der Region und somit auch an Rad- und Wanderwegen breit und verdrängt andere Gewächse. Tausende Pflanzen besiedeln derzeit die Ufer - Tendenz steigend. Denn jede Pflanze produziert mehrere Zehntausend Samen, die sich gern mit dem Hochwasser weiter verbreiten.

Ebenfalls seit Jahren gibt es Aktionen in den Saar-Gemeinden, um der Pflanze Herr zu werden. Eine mühselige Arbeit, sprießen doch hier und da immer wieder neue Ableger. Nun haben sich nach einem Vortrag von Rolf Gruber, Gründungsmitglied des Kanzemer Bürgervereins, viele Aktive zusammengeschlossen, um gemeinsam dem Eindringling vor allem im Naturschutzgebiet des Kanzemer und Wiltinger Saarbogens den Kampf anzusagen. Nicht nur der Verein, auch die Gemeinden Wiltingen, Kanzem und Schoden engagieren sich in dieser Sache, unterstützt durch Landespflegemittel. "Ich war sehr überrascht, dass sich der Riesen-Bärenklau nördlich der Saarbrücke so stark ausgeweitet hat", sagt Patrick Jaskowski, Biotopbetreuer für den Kreis Trier-Saarburg. Er kenne Bereiche an der Kyll, "da gibt es keine andere Pflanze mehr".

Um es an der Saar nicht so weit kommen zu lassen, war in den vergangenen Tagen bereits eine Mannschaft des Bürger-Services Trier aktiv und hat unter Aufsicht des Biotop-Betreuers einigen Pflanzen den Garaus gemacht. Mit Schutzanzug, Handschuhen, Atemschutz und Hacke gingen die Männer an die Arbeit. Ein zweiter Durchgang sei je nach Wachstumsschub im Sommer geplant. Eine Wiederholung über mehrere Jahre ist das Ziel. Mit einer Kartierung will Jaskowski den Erfolg der Aktion beobachten.

"Diese Initiative macht aber nur Sinn, wenn sie sich entlang der Saar Richtung Saarbrücken ausweiten würde", sagt Gruber und rührt die Werbetrommel für die Initiative. Albert Schöpf lin, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA) Saarbrücken, erklärt auf TV-Anfrage, dass die Bekämpfung der Herkules-Staude bereits in dessem Arbeitsprogramm vorhanden sei. Eine untereinander abgestimmte Kooperation mit der Initiative innerhalb der WSA-Grundstücksgrenzen halte er für möglich.

Auf offene Ohren stößt die TV-Anfrage auch bei Georg Ohs, Präsident des rheinland-pfälzischen Landesverbands des deutschen Anglervereins.

"Wir sind gegen die Verbreitung der Pflanze", sagt Ohs. Sie berge Gefahren für Einheimische, Touristen, Kinder und Angler. Unter der Voraussetzung, die Aktion sei mit allen Beteiligten abgestimmt und es sei genügend Schutzausrüstung vorhanden, "würden wir uns uneingeschränkt engagieren".

Wer eine Herkulesstaude am Ufer von Kanzem, Wiltingen oder Schoden entdeckt, wird gebeten, sich bei den zuständigen Ortsbürgermeistern zu melden. EXTRA Die Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum): Wie genau die Pflanze aus dem Kaukasus nach Mitteleuropa kam, ist umstritten. Eine Theorie besagt, dass der russische Zar Alexander I. sie dem Fürsten Metternich beim Wiener Kongress 1815 als Zierpflanze schenkte. Auch im übrigen Europa wurde sie nach 1890 als Zierpflanze eingeführt. Vor allem als Bienenweide war sie bei Imkern beliebt. Doch die Berührung mit der Pflanze kann zusammen mit Sonnenlicht zu Hautverbrennungen führen. Außerdem hat die Staude nur eine schwach verzweigte Pfahlwurzel, so dass sie das Erdreich nicht vor der Erosion schützt. Bekämpft werden kann sie entweder durch Ausgraben, häufiges Abmähen, Pflanzengifte oder Abflämmen, wobei die Methoden je nach Anwendungsgebiet und Vorkommen ihre Vor- und Nachteile haben. Auf jeden Fall muss dabei Schutzkleidung getragen werden. (ch)

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