Mit Pinsel und Spachtel nach Ruanda

Saarburg/Gatagara · Deutsche Handwerker helfen afrikanischen Kollegen: Norbert de Wolf und Jörg Baumann aus Trassem haben das neue Projekt organisiert. Malergesellen aus ganz Rheinland-Pfalz sind nach Ruanda aufgebrochen, um afrikanische Handwerker zu unterstützen.

 Weiße Hände, weiße Wände: Kinder der integrativen Schule im ruandischen Gatagara helfen beim Renovieren ihrer Schule. Foto: privat

Weiße Hände, weiße Wände: Kinder der integrativen Schule im ruandischen Gatagara helfen beim Renovieren ihrer Schule. Foto: privat

Saarburg/Gatagara. Rheinland-Pfalz pflegt eine intensive Partnerschaft mit dem afrikanischen Ruanda. Zwei Männer aus Trassem haben nun ein neues Projekt auf die Beine gestellt. Sie wollen den Austausch zwischen Handwerkern fördern. Mit sieben Malergesellen aus ganz Rheinland-Pfalz sind sie nach Gatagara in Ruanda aufgebrochen. Dort hilft der Trupp bei der Renovierung eines Medizinzentrums und einer integrativen Schule.
Jörg Baumann, Vorsitzender des Fachverbands Farbe, Gestaltung, Bautenschutz Rheinland-Pfalz und Norbert de Wolf, Geschäftsführer des Verbandes, haben die Aktion Geselle trifft Gazelle ins Leben gerufen und die Reise organisiert.
"Der Vorstand unseres Verbandes war begeistert von der Idee und hat uns nach Kräften unterstützt", sagt de Wolf. Bei einem Plausch waren die beiden Trassemer auf die Idee gekommen, ein soziales Projekt in dem Partnerland zu unterstützen. Beide stehen in engem Kontakt zu Michael Nieden, Geschäftsstellenleiter der Partnerschaft Rheinland-Pfalz und Ruanda in Mainz.
Und so wurde aus einer fixen Idee ein konkretes Projekt. "Dieses Projekt ist ein absolutes Novum, noch nie haben sich unsere Maler an der Neugestaltung einer Schule in Ruanda beteiligt" sagt Baumann. "Ich war bislang noch nicht in Ruanda und bin selbst gespannt auf das Ergebnis."
Junge Malergesellen aus Rheinland-Pfalz arbeiten gemeinsam mit ruandischen Handwerkern im Gatagara Center, einem medizinischen Zentrum, und in einer integrativen Schule. Dort lernen behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam. "Ganz wichtig ist, dass die deutschen Gesellen auf Augenhöhe mit den afrikanischen Kollegen zusammenarbeiten. Es geht nicht um Belehrung, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe", sagt de Wolf.
Gatagara ist ein kleines Dorf, knapp 100 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kigali. Für de Wolf ist es die erste Reise nach Ruanda: "Ich bin aber im Kongo geboren und habe viele Reisen nach Afrika gemacht, etwa nach Liberia, Nigeria und Südafrika." Für die Reisevorbereitung brauche man neben einem Reisepass auch eine Gelbfieberimpfung. Ein Visum war nicht nötig.
Zehn Tage dauert die Reise. Mit dabei sind auch zwei Eifeler. Kim Bill, 22 Jahre alt, kommt aus Üdersdorf (Vulkaneifelkreis). Sie hat mit ihrem Bruder Kai die Koffer gepackt. "Die Möglichkeit, anderen zu helfen und eine fremde Kultur kennenzulernen, war für mich die größte Motivation mitzumachen. Eine Urlaubsreise ist das nicht, aber ich war sofort begeistert", sagt die junge Frau. Kai Bill ist mit 19 Jahren der Jüngste in der Gruppe und freut sich auf die Arbeit mit den ruandischen Handwerkern. "Das Malerhandwerk ist dort sicherlich ganz anderes, aber ich bin offen und gespannt, ob ich nicht auch neue Techniken lernen kann", meint er vor der Abreise. Die anderen Gesellen, zwischen 20 und 25 Jahre alt, sind aus Kaiserslautern, Koblenz und Bad Kreuznach.
In Gesprächen und Präsentationen der Geschäftsstelle haben sich die Junggesellen auf die Reise vorbereitet. Impfungen gegen Hepatitis, Meningitis und Tetanus waren nötig und die meisten Reisenden haben auch für den Notfall ein Mittel gegen Malaria im Gepäck. Jeder Geselle hat sich vorab einen Paten, meist einen Malerbetrieb, für das Projekt gesucht, der die Reise nach Ruanda mit etwa 1500 Euro pro Person finanziert. Im Gegenzug berichten die Gesellen nach ihrer Rückkehr mit Bildern oder Videos vom Verlauf des Projekts. Die Betriebe können bei ihren Kunden mit der Aktion werben.Extra

Ruanda ist seit 1982 Partnerland von Rheinland-Pfalz und mit 26 338 Quadratkilometern in etwa so große wie Rheinland-Pfalz und das Saarland zusammen. Das kleine Land liegt knapp südlich des Äquators in Zentralafrika und hat etwa 10 Millionen Einwohner, die zu 80 Prozent von der Landwirtschaft leben. Als ehemalige belgische Kolonie, erhielt Ruanda am 1. Juli 1962 seine Unabhängigkeit. Seit jeher gibt es Spannungen zwischen den Stämmen der Tutsi und der Hutu, die 1994 mit einem Völkermord ihren traurigen Höhepunkt erreichten. Die Hauptstadt Kigali mit einer Million Einwohnern liegt in der Mitte und das Projekt Gatagara Center befindet sich in der südlichen Provinz Nyanza, etwa 90 Autominuten südlich von Kigali. Weitere Infos zur Partnerschaft: www.rlp-ruanda.de. gin

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