Mit Schneckentempo ist bald Schluss

Saarburg · Der Saargau ist ein weißer Fleck, internettechnisch betrachtet. Das soll nun ein Ende haben. Die Verbandsgemeinde will bis Mitte 2011 auch die noch unterversorgten Gemeinden ans schnelle Netz bringen - bei Förderung von 90 Prozent der Kosten hat die Kommunalaufsicht bereits zugestimmt.

Lücken im Netz: In Sachen Breitbandverbindung ist in Saarburg noch Luft nach oben. Derzeit sind von 35 Ortschaften 13 mit einer Übertragungsleistung von mindestens zwei Megabit pro Sekunde ausgestattet. Das gilt als Mindeststandard.

Einige Gemeinden werden in den kommenden Monaten noch versorgt werden. In Ockfen und Ayl verzögert sich der Anschluss ans schnelle Netz, weil das Wasser- und Schifffahrtsamt die Kabelverlegung über die Saar nicht erlaubt (der TV berichtete). Wenn diese alle angeschlossen sind, haben laut VG-Bürgermeister Leo Lauer 80 Prozent der Einwohner die Möglichkeit, DSL zu nutzen. In den Gemeinden, die bisher noch komplett außen vorgeblieben sind, will die VG im kommenden Jahr die Lücken schließen

Wer soll profitieren? Eine "Problemzone", wie Lauer sagt, ist vor allem der Saargau. In Kahren und Krutweiler (Stadt Saarburg), Kastel-Staadt, Kirf, Mannebach, Teilen von Merzkirchen, Palzem, Wehr und Kreuzweiler inklusive Schloss Thorn, Taben-Rodt sowie Söst (Gemeinde Wincheringen) soll es eine schnellere Internetverbindung geben.

Welche Verbindung ist möglich? Machbar ist die Variante DSL über Funk. Eine Übertragungsrate zwischen fünf und sechs Megabit pro Sekunde ist damit maximal möglich. Varianten über Leitungen scheitern an zu hohen Installationskosten. Die sogenannte LTE-Technik, die über alte Rundfunkfrequenzen laufen würde und wesentlich schnellere Übertragungsraten zuließe, ist zurzeit ebenfalls keine Option, sagt der VG-Chef. Diese Funktechnik würde in die Sendefrequenzen in Luxemburg eingreifen. Solange dies nicht verhindert werden kann, steht LTE nicht zur Debatte.

Was kostet das die Gemeinden? Die Installation des Funks inklusive Einrichtung von Sendestationen kostet pro Gemeinde laut Lauer zwischen 10 000 und 15 000 Euro. Die Belastung für die Gemeinden wäre aber vergleichsweise gering, da das Land den Breitbandausbau in ländlichen Kommunen unterstützt (siehe Hintergrund): 90 Prozent der Kosten werden übernommen. "Damit wäre der finanzielle Einsatz der Gemeinden überschaubar", erklärt Lauer. Die 1000 bis 1500 Euro seien es "allemal wert, wenn der Region dann zu 99 Prozent schnelles DSL zugänglich gemacht wird".

Der Kreis als Kommunalaufsicht ist einverstanden, dass die Gemeinden dies in ihre Haushalte einstellen. "Funk-DSL ist die günstigste Möglichkeit, daher haben wir da zugestimmt", sagt Pressesprecherin Martina Bosch. Die Ausschreibung ist gestartet, bis Ende Januar können sich Unternehmen melden.

Ist das die ideale Lösung? Die Funktechnik hat ihre Tücken. In Schoden gab es 2007 kurz nach Einführung des Funknetzes Störungen und Ausfälle, die der Betreiber Telecab damals darauf zurückführte, dass Bäume oder Sträucher die Sicht auf den Sender gestört hatten und die Stromversorgung zur Richtfunkantenne instabil gewesen war. Der Problematik ist sich auch VG-Bürgermeister Lauer bewusst: "Es ist nicht die absolut beste Lösung", sagt er. "Aber es im Moment die einzig mögliche und beste für ländlich verstreute Gebiete."

Hintergrund

Förderprogramm zur Breitbanderschließung im ländlichen Raum: Damit leistet das Land dort finanzielle Unterstützung, wo bislang Unternehmen aus Kostengründen oder technischen Restriktionen kein Breitband ausgebaut haben. Das ist vor allem in schwach besiedelten ländlichen Gebieten der Fall, wo eine Leitungsverlegung schnell sehr teuer würde und somit für Unternehmen nicht oder schwer rentabel ist. Bis 2012 werden bis zu zehn Millionen Euro bereitgestellt. Um die Förderung zu bekommen, müssen Gemeinden der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) als Förderbewilliger darstellen, dass sie unzureichend versorgt sind. Das sind Gemeinden dann, wenn die (Download-)Übertragungsrate nicht mehr als zwei Megabit pro Sekunde beträgt. Außerdem müssen die Gemeinden vorab ein Interessenbekundungsverfahren starten, um mögliche Breitbandanbieter zu finden. (jka)

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