Saarburg. Dicke, graue Wolken bedecken den Himmel über Saarburg, und abgesehen von ein paar Hartgesottenen ist auf der fast 800 Meter langen Sommerrodelbahn an diesem verregneten Sonntagnachmittag niemand zu sehen. Auch Rodelbahn-Besitzer Hans Harbers ist vor dem Nass von oben in sein nagelneues Kassenhäuschen geflüchtet. Dort drängt sich der 45-Jährige mit gut einem Dutzend seiner Bekannten und Verwandten, die eigens zum Rodelbahn-Jubiläum aus den Niederlanden angereist sind. Und obwohl auch der Geburtstagskuchen mangels Gästen kaum Abnehmer findet, wirkt Harbers einigermaßen entspannt. "Mein Geschäft ist nun mal vom Wetter abhängig, da kann man nichts machen", erklärt er.
Auf seine Attraktion ist der Junggeselle, der schon mit 18 Jahren nach Saarburg kam, sichtlich stolz - und das nicht nur deswegen, weil zumindest in seiner niederländischen Heimat Sommerrodelbahnen und damit deren Besitzer mangels Bergen eher die Ausnahme sind. Die Bahn in Saarburg hat Harbers vor zehn Jahren sozusagen eigenhändig aufgebaut und damit nicht nur das touristische Angebot vor Ort erweitert, sondern auch beruflich Neuland betreten. "Bis dahin hatte ich das Restaurant im Ferienpark auf dem Warsberg gepachtet. Dann bekam der Park einen neuen Betreiber, der das Restaurant von da an mit eigenem Personal führen wollte."
Harbers bekam seinen Pachtvertrag gekündigt und war zunächst arbeitslos. Das änderte sich aber bald. Der gelernte Koch erzählt: "In meiner Zeit als Restaurantpächter haben mich oft Gäste gefragt, was man auf dem Warsberg machen kann." Außer Wandern und der schönen Aussicht habe es tatsächlich nicht sehr viel mehr Möglichkeiten gegeben. "Da hatte ich die Idee mit der Rodelbahn." Harbers pachtete ein unmittelbar an der Bergstation der Sesselbahn gelegenes Hanggelände, das zum Teil der Stadt Saarburg beziehungsweise dem Ferienpark gehört. Nach der Planungsphase begannen im April 2001 die Arbeiten an der Rodelbahn, die Ende Juni fertig wurde. Am 1. Juli war Eröffnung.
Seither brausen nicht nur niederländische und deutsche Touristen auf Kunststoffschlitten die fast 800 Meter lange, aus Metall-Halbschalen bestehende Rodelbahn hinab - bei bis zu 43 Kilometern pro Stunde Höchstgeschwindigkeit. Auf dem "hauseigenen" Schlepplift geht es dann wieder hinauf zum Kassenhäuschen. Auch viele Einheimische lieben den Geschwindigkeits-rausch auf Harbers\' Rodelbahn. Abgesehen von dem einen oder anderen Abflug und damit verbundenen Schürfwunden habe es noch keine Unfälle gegeben, sagt Harbers. "Sicherheit ist bei mir höchstes Gebot, ich habe immer den Überblick", sagt er und blickt auf seinen Überwachungsmonitor.Technische Daten: Gesamtlänge: 795 Meter (davon 530 Meter Abfahrt); Höhenunterschied: 36 Meter; maximales Gefälle: neun Prozent; erreichbare Höchstgeschwindigkeit: 43 Kilometer pro Stunde; zulässiges Gesamtgewicht pro Schlitten: 170 Kilogramm; Mindestalter für Alleinfahrer: acht Jahre. Öffnungszeiten: Während der Schulferien und in den Monaten Juli und August kann täglich gerodelt werden, und zwar von 11 bis 18 Uhr (im Juli und August bis 21 Uhr). In den übrigen Monaten der Hauptsaison, die etwa Mitte April beginnt und am 31. Oktober endet, ist montags Ruhetag. Außerhalb der Saison, also auch in den Wintermonaten, ist die Rodelbahn sonntags bei schönem Wetter von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Daneben können Schulklassen und andere Gruppen auch nach Vereinbarung rodeln. hpü