Mobbing, Kostenfallen, Sucht

Heddert · Die Scheinwelt des Internets fasziniert Jugendliche weltweit. Medienpädagogin Karen Schönherr zeigt Jugendlichen in Heddert am Beispiel von Facebook die Gefahren auf, die im Netz lauern: Das Internet vergisst nichts.

 Erschreckend: Karen Schönherr zeigt Christian Thome (16), dass ein Viertel seiner Altersgenossen online gemobbt wird. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Erschreckend: Karen Schönherr zeigt Christian Thome (16), dass ein Viertel seiner Altersgenossen online gemobbt wird. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Heddert. Die Zahl der Nutzer der Internetplattform Facebook explodiert weltweit. Waren es 2010 in Deutschland noch 5,8 Millionen, stieg die Zahl zum Jahreswechsel auf 22,1 Millionen. "Fast jeder Jugendliche ist heute vernetzt", weiß Medienpädagogin Karen Schönherr aus Trier. Auf Einladung des Keller Jugendpflegers Michael Binder zeigt sie am Beispiel des sozialen Netzwerkes Facebook die Gefahren auf, die sich dort verstecken.
24 junge Leute sind in den Jugendraum im Haus Helena in Heddert gekommen. Fast alle sind bei Facebook registriert und haben mehr als 100 "Freunde".
Die Medienpädagogin klärt auf: "Facebook sammelt Daten von euch, auch wenn ihr ausgeloggt seid." Es werden Nutzerprofile erstellt, um Werbung gezielt zu schalten. Bei Fotos werden Gesichter zu Datensätzen, die Nutzern zugeordnet werden können, so geschehen beim Titelbild des Focus mit den Opfern des Amoklaufes von Winnenden vom 11. März 2009. "Das Blatt hatte die Bilder aus Facebook", warnt die Fachfrau.

Warnung vor Mobbing


Leicht kann eine Mitteilung zur Einladung für Einbrecher werden, oder die Nutzer werden selbst zu Straftätern, wenn beispielsweise Lehrer oder Mitschüler gemobbt (verunglimpft) werden. "Die Betroffenen können in Teufels Küche kommen. Das ist kein Spaß", warnt Jugendpfleger Binder. Betroffene sollten zur Polizei gehen.
"Mobbing kenn ich von Kollegen. Ich bin vorsichtig mit dem, was ich im Internet von mir verrate", sagt Christian Thome (16) aus Heddert. Eine Untersuchung ergab: Ein Viertel aller Schüler wurde schon einmal im Internet gemobbt.
"Spaßfotos" ins Internet zu stellen kann bei einer späteren Jobsuche schaden. Wie leicht persönliche Daten verraten werden, zeigt eine Anwesenheitsliste, die bereitwillig ausgefüllt wird. "Wisst ihr überhaupt, was ich damit alles machen könnte?" fragt Schönherr und zerriss das Blatt wieder.
Facebook sammelt weiter fleißig Daten und stellt sie in Beziehung zueinander, selbst wenn sich Nutzer von der Plattform abgemeldet haben. "Dennoch ist sie um Leute zu finden gut", sagt die 18-jährige Helena Welter aus Heddert. Man finde immer jemanden, der einem eine Frage beantworten kann. Steven Weiland (14) spricht sich für eine Art "Mauer" oder Firewall aus, die sichert, dass die gesetzlichen Vorschriften des Datenschutzes nicht verletzt werden.
"Das ist schon krass, welche Macht Facebook hat", schaudert es den 13-jährigen Florian Wilhelm aus Heddert. Fies sind auch die Tricks der Abofallen. Kostenloses Herunterladen wird angeboten, und irgendwo ganz unten auf der Internetseite ist ein kleiner Hinweis, wie viel die Nutzung kosten wird.
"Bei Intelligenztests, Gewinnspielen, kostenlosen SMS oder Software müsst ihr besonders aufpassen", warnt die Medienpädagogin. Wenn es doch passiert ist, gibt es Hilfe bei den Verbraucherzentralen. doth
Extra

Tipps zur Datensicherung und zur sicheren Nutzung des Internets gibt es beispielsweise unter: www.klicksafe.de, www.checked4you.de oder www.chatiquette.de. Eine Linksammlungen finden Sie unter www.volksfreund.de/extra. Hilfe gibt es auch bei Beschwerdestellen wie www.jugendschutz.net oder www.internetbeschwerdestelle.de. Außerdem sind die Datenschutzbehörden unter www.bfdi.bund.de oder www.datenschutz.de erreichbar. doth

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