Morsche Kastanien gefällt

Wellen · Mehrere Bäume am Ortseingang von Wellen sind verschwunden. Die Gemeinde sah Gefahr im Verzug und ließ die Bäume fällen. Das stößt im Obermoseldorf auf Kritik, auch wegen einer E-Mail des Ortschefs an den Gemeinderat.

 Die Kastanien am Ortseingang von Wellen sind gefällt: Die Ortsgemeinde nennt Sicherheitsbedenken als Grund für die Fällaktion. TV-Foto: Jürgen Boie

Die Kastanien am Ortseingang von Wellen sind gefällt: Die Ortsgemeinde nennt Sicherheitsbedenken als Grund für die Fällaktion. TV-Foto: Jürgen Boie

Foto: Jürgen Boie (jbo) ("TV-Upload Boie"

Wellen Einige Bürger in Wellen sind verwundert, teils auch verärgert: Die rund 100 Jahre alten Kastanien in der Josef-Schnuch-Straße wurden gefällt. Die Bäume prägten den Ortseingang von Wellen, wenn man von der Moselbrücke kommend in den Ort fährt.
Ortsbürgermeister Hans Dostert führt Sicherheitsbedenken als Begründung für das Fällen der Bäume an. "Die Kastanien waren leider nicht zu retten", bedauert Dostert. In den Baumkronen sei bereits viel Totholz gewesen, das bei Sturm abbrechen und herunterfallen könnte. Außerdem hätten Tests, die das Forstamt Saarburg ausgeführt hätte, ergeben, dass auch die Stämme stark angegriffen waren. Die Bäume seien ein Sicherheitsrisiko für Menschen und Fahrzeuge geworden, erklärt der Ortschef.
Das Forstamt bestätigt die Tests und die Ergebnisse auf TV-Anfrage. Bei den Untersuchungen seien unter anderem Metallstifte in die Baumstämme geschoben worden, um die Festigkeit des Holzes zu überprüfen. Außerdem wurden Klopf- und Klangproben gemacht. Daraus sei hervorgegangen, dass sich Hohlräume im Holz befunden hätten.
Der Ortsbürgermeister bestätigt auch, dass Bäume nach dem Gesetz erst nach dem 1. Oktober gefällt werden dürften. Allerdings seien hier die Sicherheitsbedenken doch sehr groß gewesen, so dass "Gefahr im Verzug" (Dostert) gewesen sei. Außerdem gelte diese Regelung für Forstarbeiten nicht.
Das Forstamt übernimmt nun auch die Vermarktung des Holzes der Bäume. Es soll zu Hackschnitzeln verarbeitet werden. Eventuell bleibe dann sogar etwas Geld in der Gemeindekasse hängen, hofft der Ortsbürgermeister.
"Die Gelegenheit, die Bäume jetzt doch recht kurzfristig zu fällen, hat sich ganz überraschend ergeben", berichtet Dostert weiter. Waldarbeiter des Forstamtes seien sowieso in Temmels und Wellen unterwegs gewesen. Das für vergangene Woche angekündigte Sturmtief Sebastian hätte dann den Ausschlag gegeben, die Bäume abzuschneiden, bevor es zu Schäden hätte kommen können, heißt es aus dem Forstamt.
Einen Zusammenhang mit den Plänen der Ortsgemeinde Wellen, auf dem freien Gelände hinter den ehemaligen Kastanien den Bau eines Supermarkts zu genehmigen, gibt es laut Auskunft der Ortsgemeinde nicht. "Die Bäume hätten auf jeden Fall entfernt werden müssen", sagt Dostert. Die Gemeinde sei zuständig für die Verkehrssicherheit, und die Bäume hätten sich auf gemeindeeigenem Gebiet befunden. Allerdings sei die Überschrift eines Berichts des TV über die jüngste Ortsgemeinderatssitzung in Wellen ("Kastanienplatz wird Standort für Supermarkt", TV vom 1. September) etwas unglücklich, meint der Ortschef.
Einige Bürger, unter anderem Peter Zeimet aus Wellen, vermuten trotzdem einen Zusammenhang. Das verwundert allerdings nicht, denn es kursiert eine Mail des Ortsbürgermeisters an den Ortsgemeinderat. In der Mail, die auch dem TV vorliegt, bittet er um rasche Zustimmung zum Entfernen der Kastanien, unter anderem heißt es: "Bezogen auf unser Vorhaben werden die Bäume ohnehin gefällt werden müssen." Zwar steht in der Mail nicht explizit Supermarkt, sondern Vorhaben, aber die Bürger interpretieren die Mail trotzdem in diese Richtung. Laut Dostert hatten die Gemeinderatsmitglieder keine Einwände.

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