Motorradfahrer laufen Sturm gegen Kreiselkunst

Zerf · Seit einem Jahr steht das Kunstwerk mit dem Titel "Kleines Rasenstück" auf dem Kreisverkehr in Zerf, seit einigen Tagen gibt es in mehreren Internetforen heiße Debatten. Der Vorwurf: Bei einem Unfall könnten Zweiradfahrer von den spitzen Rohren aufgespießt werden.

Das Kunstwerk auf dem Kreisel bei Zerf sorgt für Diskussionen um die Verkehrssicherheit für Zweiradfahrer. Ortsbürgermeister Manfred Rommelfanger muss reagieren. TV-Foto: Friedemann Vetter

Das Kunstwerk auf dem Kreisel bei Zerf sorgt für Diskussionen um die Verkehrssicherheit für Zweiradfahrer. Ortsbürgermeister Manfred Rommelfanger muss reagieren. TV-Foto: Friedemann Vetter

Zerf. Es ist eine Geschichte, wie es sie ohne das Internet nie geben könnte: Seit einigen Tagen diskutieren Motorradfahrer aus ganz Deutschland über einen Kreisverkehr im 1550-Seelen-Dorf Zerf. Grund für die mitunter hitzigen Debatten: das Kunstwerk "Kleines Rasenstück" von Klaus Maßem und Werner Müller, das den Kreisel an den Bundesstraßen 268 und 407 seit Dezember 2010 ziert. Rund 25 500 Euro kostete die Kunst im Kreisel, 17 800 Euro zahlte der Landesbetrieb Mobilität, den Rest die Ortsgemeinde Zerf.
Seitdem schmücken 125 Halme aus 650 Metern Zinkrohr den Kreisel, der im Jahr 2004 gebaut wurde. Bereits kurz nach der Fertigstellung des Kunstwerks gab es vereinzelt kritische Stimmen, erinnert sich Ortsbürgermeister Manfred Rommelfanger. Auch auf www.volksfreund.de äußerten einige User damals Bedenken, ob Verkehrsteilnehmer bei einem Unfall nicht "aufgespießt" würden.
"So harte Kritik wie im Moment hat es aber nie gegeben", sagt Rommelfanger. Er erhielt Telefonanrufe von Motorradfahrern aus Baden-Württemberg und Brandenburg, die ihn auf sehr deutliche und teils beleidigende Art aufforderten, das Kunstwerk zu entfernen. Auch mehrere E-Mails gingen bei Rommelfanger ein. Der Vorwurf der Motorradfahrer: Durch die in Richtung Straßen zeigenden spitzen Stahlrohre könnten Zweiradfahrer bei einem Unfall regelrecht aufgespießt werden, wenn sie in die Mitte des Kreisverkehrs gerieten. "Das wird besonders dann gefährlich, wenn man die Gegend nicht kennt", sagt auch Michael Reuter aus Köwerich (Verbansgemeinde Schweich), "und was ist, wenn auf der Straße mal eine Ölspur ist?" Der passionierte Motorradfahrer hat die Diskussion in verschiedenen Foren und auch auf der regionalen Internetplattform www.moselbikers.de verfolgt, er fährt oft selbst durch Zerf. Reuters Meinung: "Das darf nicht so bleiben."
Wenn das Kunstwerk nicht abgebaut werde, solle man wenigstens einen Schutz darum ziehen, sagt er. Zustimmung kommt von Sebastian Wawryka, der das Forum von www.motorradon line24.de betreut. "Wenn man als Motorradfahrer ins Rutschen kommt, würden sich die Eisen stäbe ja durch einen durchbohren."
Der Trierer Student sagt aber auch, dass die Fahrweise natürlich angepasst sein müsse. Ähnlich sieht das Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsicherheit (IfZ) in Essen. "Der Kreisverkehr sieht auf Fotos gefährlich aus", sagt der Forschungsleiter. Inwiefern man dagegen vorgehen könne oder müsse, könne er aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Beim IfZ gingen zwei Beschwerden über den Kreisel ein, denen nun nachgegangen wird.
Dass die Befürchtungen der Motorradfahrer sich bisher nicht bewahrheitet haben, bestätigt die Polizeiinspektion Saarburg. Dort heißt es: kein Unfall im Kreisverkehr seit das Kunstwerk steht. Man sieht die Beschwerden eher als "abstrakte Befürchtungen". Der für Bundesstraßen zuständige Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz will in der kommenden Woche zu den Beschwerden über die vermeintlich gefährliche Kreiselkunst Stellung nehmen.
Hans-Michael Bartnick, stellvertrender Leiter der LBM-Dienststelle in Trier: "Ob diese spitzen Teile gefährlich sind, vermag ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen." Bartnick weist jedoch darauf hin, dass es bei der Planung des Kreisels seiner Erinnerung nach die Auflage gegeben habe, die Spitzen der Stahlrohre nicht in Richtung Straße ragen zu lassen.
Der LBM will im Laufe der Woche zu den Vorwürfen der Motorradfahrer Stellung nehmen.
Aufruf

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Meinung

Pro: Hysterie ist fehl am Platz
So etwas nennt man wohl Hysterie. Da regen sich Menschen aus allen möglichen Ecken der Republik auf über etwas, das sie nur aus ein paar Internetbildern kennen. Steigern sich so rein, dass sie sogar zum Telefon greifen, um dem Ortsbürgermeister Frechheiten zu machen wegen des sogenannten "Horror-Kreisels". Was ist bisher passiert? Nichts. Und was wird künftig passieren? Nichts. Jedenfalls dann nicht, wenn sich alle Verkehrsteilnehmer - dazu gehören auch die Motorradfahrer - an die Regeln halten. Wer mit angemessener Geschwindigkeit in diesen Kreisel einfährt, der wird völlig gefahrlos am Kunstwerk vorbeikommen. Wer unverantwortlich rast, wer seine Fahrweise nicht der Witterung anpasst, der bringt sich selbst und andere in Gefahr - egal ob beim Zerfer Kreisel oder sonstwo im Land. Wenn der Kreisel weg muss, dann müssten wohl auch ziemlich viel Bäume gefällt werden, die an den Straßen stehen. Und Häuser abgerissen. Und Brückenfpeiler gepolstert. Diese Hysterie ist einfach fehl am Platz. Michael Schmitz, m.schmitz@volksfreund.de
Meinung

Contra: Hässlich und gefährlich
Der krude Haufen lebensgefährlicher Stahlpieker auf dem Kreisel bei Zerf muss weg. Vielleicht bekommen der Landesbetrieb Mobilität und die Gemeinde Zerf ja noch einen ordentlichen Preis für das Altmetall. Die ganze Installation sieht furchtbar aus und hat 25 500 Euro gekostet: Das ist die eine Sauerei. Wer aber will die Verantwortung dafür übernehmen, wenn wirklich mal ein Zweiradfahrer oder Sozius oder jemand, der nach einem Unfall aus dem Auto geschleudert wird, von einem der spitzen Rohre aufgespießt wird? Dass es nach der Aufstellung des Kunstwerks noch keinen Unfall gegeben hat, ist kein Beleg für "abstrakte Befürchtungen", wie der Polizeisprecher sagt, sondern Glück. Denn auch für die meisten motorisierten Zweiradfahrer sind gefährliche Unfälle zwar eine abstrakte Gefahr - Gott sei Dank. Aber im Falle eines Falles fahren sie gefährlicher, weil sie keine Knautschzone haben. Da jeder Tote und Verletzte im Straßenverkehr einer zu viel wäre, wird es höchste Zeit, die unnötige Gefahrenstelle in Zerf abzubauen. Oliver Haustein-Teßmer, oht@volksfreund.deInternet

Hitzige Debatte im Netz
In mehreren einschlägigen Internetforen wird im Moment über den Zerfer Kreisverkehr diskutiert. Auf www.gs-forum.eu schreibt der User "Quhpilot": "Ich bin entsetzt! Da gehört was gegen unternommen. Schließlich ist das Zentrum eines Kreisverkehrs eine mögliche Sturzzone für Zweiradfahrer." Und "monopod" meint: "Das Ding muss weg. Es stellt einen Angriff auf die Sicherheit (…) des Verkehrs dar." "Dammerl01" meint: "Weg damit!!! So etwas hat in unmittelbarer Nähe zum Straßenverkehr nichts verloren." Auch einige Motorradfahrer aus der Region diskutieren auf www.moselbikers.de über den Kreisel. User "Klaus" weist darauf hin, dass es seiner Meinung nach nicht nur für Biker gefährlich werden kann: "Ich finde, dass dieses ,Kunstwerk\\' auch für Autofahrer gefährlich ist! Also wenn ich mir vorstelle, dass dort mal einer mit \\'nem Kleinwagen geradeausfährt …" "Rumguck" meint: "Mir war gar nicht bewusst dass das Ding überhaupt so spitz gebaut ist!" mem

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