Muhl: Kleiner Ortsteil mit großem Zusammenhalt

Muhl · Mit der Vorstellung des Neuhüttener Ortsteils Muhl endet die TV-Serie, in der die Hermeskeiler Stadtteile Abtei und Höfchen sowie die Siedlung Lascheider Hof und der Beurender Ortsteil Prosterath vorgestellt wurden. Charakteristisch für die ehemalige Holzfäller- und Köhler-Siedlung Muhl ist das große Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen, die dort heute leben.

 Albert Bier (links) und Alexander Bouillon vor der im August 1953 eingeweihten Muhler Kapelle. TV-Foto: Ursula Schmieder

Albert Bier (links) und Alexander Bouillon vor der im August 1953 eingeweihten Muhler Kapelle. TV-Foto: Ursula Schmieder

Muhl. Der Ortsteil Muhl profitiert von der Infrastruktur des größeren Neuhütten mit insgesamt knapp 800 Bürgern. Dazu zählt etwa das neue Bürgerbüro, das montags von 15 bis 18 Uhr offen hält. Dennoch verbindet die rund 100 Muhler eine eigene Identität. Und das nicht nur, weil das Dorf zeitweise zu Börfink im Kreis Birkenfeld gehörte (siehe Extra), wovon bis heute Traktoren mit dem Kennzeichen "BIR" zeugen. Im Zusammengehörigkeitsgefühl der Muhler spiegelt sich auch das Schicksal schrumpfender Einwohnerzahlen. Denn als Muhl 1970 Neuhüttener Ortsteil wurde, lebten dort noch 150 Menschen.
Albert Bier kann sich daran noch gut erinnern. "Als ich vor 40 Jahren herzog, gab es noch ein Geschäft und die 2000 geschlossene Gaststätte im Dorf". Inzwischen versorgen fahrende Händler die Leute. Viele fahren zum Einkaufen auch nach Hermeskeil, nach Birkenfeld oder ins Saarland. Seltener geworden sind auch Feste. Denn an Vereinen gibt es nur noch die Feuerwehr, deren Aktive die Kirmes ausrichten sowie interne Feste wie Weihnachtsfeiern oder Vatertagswanderungen. Was auch in der Gemeinde anstehe, die Feuerwehr sei immer aktiv beteiligt, betont Bier.
Die eigene Fußballfreizeitmannschaft und der Männergesangverein sind hingegen Geschichte. Daher wissen die Muhler das rege Vereinsleben in Neuhütten zu schätzen. Großen Zuspruch erfahren Feste außer der Reihe, wie der "Hochwälder Holzfällerwettbewerb" der Feuerwehr. Dann kommen auch viele Gäste von außerhalb. Ansonsten wird im Bürgerhaus gefeiert. In einem Vorgängerbau wurden - zeitweise ungenehmigt - auch schon Messen gefeiert, um den Katholiken die weiten Fußwege nach Züsch zu ersparen. Denn die heutige Kapelle wurde erst 1952/53 dank engagierter Bürger und entsprechend großer Spendenbereitschaft gebaut.
Dass die meisten junge Leute aus Muhl wegziehen, kann Bier verstehen. Oft sei das schon arbeitsbedingt notwendig. Auch seine drei Kinder wohnten nicht mehr im Dorf. Inzwischen stünden immer mehr Häuser leer - auch die frühere Gaststätte. Dabei sein ein großer Pluspunkt von Muhl der große Zusammenhalt im Dorf: "Wenn was gebraucht wird, ist einer für den anderen da. Besonders wertvoll sei das, wenn jemand durch Krankheit oder den Verlust des Arbeitsplatzes in Not gerate oder sein großes Grundstück nicht mehr in Ordnung halten könne. Nachbarschaftshilfe werde in Muhl noch ganz großgeschrieben.
Reiner Schmitt, Neuhüttener Chronist von Muhl, kann das nur bestätigen. "Die Muhler halten zusammen - wenn einer ein Problem hat, springt sofort alles bei. Schließlich kenne dort ja wirklich noch jeder jeden. Auch beim jährlichen Feuerwehrfest packten alle mit an - Zugezogene wie gebürtige Muhler.
Der Ursprung des Ortsnamens ist laut Schmitt ungeklärt. Allerdings gebe es die Theorie, er könne aus dem französischen "Moule" für Holzklafter resultieren, oder sich von "Mulde" herleiten. Die Ursprünge des Dorfes als Holzhauer- und Köhler-Siedlung scheinen allerdings bis heute nachzuwirken. Die meisten Muhler machen ihr Brennholz noch selbst. Daher hat laut Schmitt auch fast jeder im Ort seinen eigenen Traktor. urs
Extra

Das noch relativ junge Dorf Muhl blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. 1736 erstmals erwähnt, gehörte der Ort erst zum Amt Birkenfeld, ab 1776 zu Baden und ab 1816 mit Börfink zum Kreis Trier. Im Juni 1969 wurde Börfink-Muhl im Zuge einer "Verwaltungsvereinfachung" dann dem Landkreis Birkenfeld zugeordnet. Ein Jahr später trennte sich Muhl jedoch von Börfink und wechselte wieder zurück zum Kreis Trier. Ursprünglich war das Dorf nahe des Züscher Eisenwerk eine reine Waldarbeitersiedlung, in der Holzhauer und Köhler lebten. Noch 1744 gab es in Muhl lediglich fünf Häuser. Sein 250-jähriges Bestehen hat das Dorf, das 2011 auf eine 275-jährige Geschichte blickt, 1986 groß gefeiert. urs

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