Museumstag zum Mitmachen

Bäuerliche Arbeiten wie in längst vergangenen Zeiten haben rund 1500 Besucher beim Bauern- und Handwerkertag im Freilichtmuseum bestaunt, und sie durften selbst Hand anlegen. Gleichzeitig wurde die neue Landwirtschaftshalle eröffnet.

 Viel Kraft brauchen die beiden Jungen, um den Waan zu drehen, der mit seinem Blasgewinde Spelzen und alles Unerwünschte vom Getreide wegbläst. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Viel Kraft brauchen die beiden Jungen, um den Waan zu drehen, der mit seinem Blasgewinde Spelzen und alles Unerwünschte vom Getreide wegbläst. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Konz. Rotbackige Äpfel und gelbe Quitten leuchten an den Obstbäumen auf dem Weg zum Hunsrückweiler auf dem Roscheider Hof bei Konz. Noch verlockender klingt aber das Klopfen, das aus dem Dorf herüberschallt. Schwere Holzschlegel schlagen auf den Boden - die Männer des Vereins Irreler Bauerntradition dreschen Getreide.

Um 10 Uhr kamen die ersten Busse



Plötzlich ohrenbeträubender Lärm: Zwei Jungen haben die Griffe des Waan ergriffen und drehen das Gerät, das Getreide säubert. Die Besucher fühlen sich in eine längst vergangene Zeit zurückgesetzt beim Bauern- und Handwerkertag im Freilichtmuseum.

Einige Besucher sind stilecht mit Oldtimern angereist. Rund 1500 aus der Region, dem Saarland, Luxemburg und Belgien sind es insgesamt - vergleichbar mit den vergangenen Jahren. "Das ging heute früh los. Bereits um 10 Uhr kamen die ersten Busse", sagt Hermann Kramp vom Freilichtmuseum.

"Dreschen und Häckseln, das sind Tätigkeiten, die meine Eltern noch gemacht haben, als ich ein kleines Kind war", sagt Dietmar Hans (48) aus Pluwig, der in Hinzenburg aufgewachsen ist. Seine Mutter habe auch noch mit dem Butterfass gebuttert. "Uns ist noch vieles geläufig, aber den Kindern nicht", sagt seine Frau Margarete (45) und schaut Tochter Sabine (13) an.

"Am besten gefällt mir die Schneidemaschine", sagt Jannek Maier aus Trier. Der Zehnjährige weiß, wofür das Stroh geschnitten wird: "Um es mit dem Futter zu vermischen." Das Leben sei früher ziemlich anstrengend gewesen. Das weiß er aus eigener Erfahrung: Er hat bereits ein Seil gedreht und einen Ball gefilzt. Wolle, Seife und heißes Wasser brauche man, um Filz herzustellen, sagt Jutta Haupenthal aus Nonnweiler, die den Kindern beim Bällefilzen hilft. Direkt daneben verarbeitet Birgit Möller-Scherf Flachs. Der Lein werde zuerst geröstet, dann gebrochen und gehechelt (gekämmt). "Dann ist er so fein wie dein Haar", sagt sie zu einem Jungen und hält den Flachs neben seinen Kopf. "Die gleiche Farbe: flachsblond." Von der Leinpflanze bis zum Leinenhemd zeigt sie jeden Arbeitsvorgang. Außer spinnen, stricken, nähen - das übernehmen die Irreler Frauen - und weben. "Um den Leinenstoff weiß zu bekommen, wurde er in der Sonne gebleicht. Und große Wäsche hätten die Leute früher nur zweimal im Jahr gemacht. Denn das war unheimlich kraftaufwendig, wie Hannah Plunien aus Konz feststellt. Die Zehnjährige hilft den Irreler Frauen beim Waschen, "weil es mir gefällt". Ihre Mutter wird sich diese Vorliebe sicher merken.

Ein Renner in jedem Jahr: das frisch gebackene Brot und der Kuchen vom Blech aus dem Holzbackofen. "Das Brot war nach 20 Minuten ausverkauft", sagt Monika Kramp. Und auch der Kuchen geht gut. Gesättigt von derartigem Gebäck und vielen Eindrücken aus der alten Zeit verlassen die Besucher den Weiler. Das Klopfen aus dem Dorf wird immer leiser.

Extra Eine Attraktion bietet der Roscheider Hof bei jeder Veranstaltung an. Diesmal eröffnet Walter Schuhmacher, Staatssekretär im Kultusministerium, ein neues Ausstellungsgebäude, die Landmaschinenhalle. "Wir haben bereits angefangen, mit unseren landwirtschaftlichen Geräten wie Pflügen, Eggen und Erntegeräten umzuziehen", sagt Museumsdirektor Ulrich Haas (86). Die Halle sei bislang vom Pächter der landwirtschaftlichen Flächen genutzt worden, sagt Haas. Die ehemalige Staatsdomäne Roscheider Hof mit 150 Hektar Fläche hat die Stadt Konz 1969 gekauft und dort Wohngebiete ausgewiesen. Heute werden noch 30 Hektar bewirtschaftet. Die ehemaligen Räumlichkeiten der Landwirtschaftsausstellung werden genutzt, um die Ladengasse zu erweitern. Haas: "Die kleinen Lädchen werden von den Besuchern gut angenommen." (mehi)

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