Musik, die Geschichten erzählt

Wawern · Eine Klarinette und ein Klavier können den Raum der ehemaligen Synagoge Wawern schon verzaubern. Jüdische Klezmer-Musik hat der Förderverein Gedenken und Gestalten diesmal angeboten. Die beiden Künstler aus Saarbrücken haben den Besuchern dabei magische Momente mit ihrer Musik geboten.

 Klarinettist Helmut Eisel und Pianist Sebastian Voltz schreiben viele Titel selbst und bestimmen damit ihren Musikstil. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Klarinettist Helmut Eisel und Pianist Sebastian Voltz schreiben viele Titel selbst und bestimmen damit ihren Musikstil. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Wawern. "Musik ist ständig da. Man muss sie nur spielen", erklärte der Saarbrücker Klarinettist Helmut Eisel seinen Zuhörern in der ehemaligen Synagoge Wawern. Gemeinsam mit dem Pianisten Sebastian Voltz entwickelten die beiden eine besondere Form der Klezmer-Musik, die aus dem Judentum stammt, und die hervorragend zum Ort des Konzertes passt.
Die Ohren offen, die Augen zu


"Wir verfolgen das Ziel, die Erinnerung an die jüdischen Gemeinden in der Region wachzuhalten", sagte die Vorsitzende des Fördervereins Gedenken und Gestalten, Dr. Pascale Eberhard. Mit 60 Zuhörern war das ehemalige Gotteshaus schon fast überfüllt. Gelauscht wurde teilweise mit geschlossenen Augen. Die selbst komponierten Titel, allen voran das dreiteilige Stück "Der Himmel" hat viele Farben, das der Matinee die Überschrift lieferte, sind weit weg von den ursprünglichen Klängen von Hochzeitsmusik. "Wir bringen auch Jazz-Elemente mit ein und spielen Titel von Frank Sinatra", lautete die Interpretation von Helmut Eisel. Die Klarinette kann nicht nur melancholisch klingen, sie kann sogar richtig lachen. Vor allem werden Geschichten erzählt - ganz ohne Worte. Beispiel ist der Titel "The Never Ending Lunch", der lautmalerisch darstellt, wie es ist, wenn ein Essen sich endlos in die Länge zieht. Überhaupt ist der Klarinettist der Meinung: "Wenn man nicht singt, kann man besser verstehen, was in dieser Musik passiert." Jutta Köhler aus Wawern war beeindruckt: "Diese Musik ist wirklich schwer in Worte zu fassen. Sie hat auf jeden Fall eine intensive Wirkung." doth
Extra

Das Wort Klezmer ist eine Verschmelzung von Hebräisch und Aramäisch. Es bedeutet so viel wie Gefäß des Liedes. Im 15. Jahrhundert entwickelten aschkenasische Juden diese Volksmusiktradition, die gerne bei Hochzeiten gespielt wurde. In den 1970er Jahren wurde der Stil wiederbelebt. doth

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