Gewitter Nach Unwetter: Fünfköpfige Familie obdachlos - Wassermassen zerstören Wohnung in Ayl

Ayl · Eine Familie in Ayl wurde von den Wassermassen hart getroffen. Trotz vieler Helfer konnte Verlust ihres Zuhauses nicht verhindert werden. Nun kündigt sich Hilfe an.

 Das war mal die Küche: Sandra und Ingo Becker packen, gemeinsam mit den Kindern Chiara und Bryan, ein, was nach der Flut noch brauchbar ist.  ,

Das war mal die Küche: Sandra und Ingo Becker packen, gemeinsam mit den Kindern Chiara und Bryan, ein, was nach der Flut noch brauchbar ist. ,

Foto: Herbert Thormeyer

Um 1.20 Uhr ging die Sirene. In der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni ergossen sich riesige Wassermassen über Ayl. Rund 20 Einsätze wurden von den Feuerwehren Ayl und Biebelhausen gefahren.

Am schlimmsten traf es Familie Becker. Ingo und Sandra leben mit ihren drei Kindern in einer Einliegerwohnung, in die die Wassermassen von mehreren Seiten hineinflossen.

„Ingo war in der Nacht mit dem Laster unterwegs, und ich allein mit den drei Kindern zuhause“, sagt die 38-Jährige. „Mama, Wasser, Wasser“, habe Sohn Janeck geschrieen. Sofort habe sie die Feuerwehr alarmiert.

 Auch das Laminat (links) und das Bad (rechts) konnten den Wassermassen nicht standhalten.

Auch das Laminat (links) und das Bad (rechts) konnten den Wassermassen nicht standhalten.

Foto: Sandra Becker

Doch die Helfer kamen in dieser Nacht nicht hinterher. Tatenlos musste die Familie mit ansehen, wie sich die Flut in allen Zimmern ausbreitete. Die Ersthelfer rieten, sofort den Strom auszuschalten und nichts wie raus aus der Wohnung.

„Urplötzlich hatten wir kein Dach mehr überm Kopf“, schildert die dreifache Mutter die Situation. Am frühen Morgen traf ihr Mann von der Nachtschicht ein. „Die Fluten auf der Autobahn ließen schon nichts Gutes ahnen“, berichtet er und dann sah er schon von weitem das viele Blaulicht. Nachbarn und Freunde boten inzwischen ihre Hilfe an, versorgten die Kinder und die beiden Hunde.

 Braunes Wasser fließt durch den Flur der Wohnung von Familie Becker. Das Laminat wellt sich.

Braunes Wasser fließt durch den Flur der Wohnung von Familie Becker. Das Laminat wellt sich.

Foto: Sandra Becker

„Ich habe das erst mitbekommen, als das Wasser schon durch mein Zimmer lief. Da habe ich einen großen Schreck gekriegt“, erzählt Sohn Bryan (9). „Das Wasser ist durch die Fenster gelaufen. Da habe ich schnell meine Schultasche hochgestellt“, erzählt Tochter Chiara (8). Der Gasthof Linden nahm die Familie auf, ohne etwas dafür zu verlangen. Aber nur für eine Nacht, denn neue Gäste hatten sich angesagt. Und was jetzt?

 Hochwasser Ayl

Hochwasser Ayl

Foto: Sandra Becker

„Ich habe mir die Finger wund telefoniert und überall nach Ferienwohnungen gefragt“, beschreibt der Familienvater seine Bemühungen, die schließlich auf dem Saarburger Warsberg bei Landal-Greenparks von Erfolg gekrönt wurden- allerdings nicht kostenlos. Die Familie, die erst im letzten November in Ayl eingezogen war, braucht jetzt eine neue Wohnung. Ihre bisherige lag ideal für die Kinder mit viel Natur und dem Sportplatz Ayl direkt in der Nähe. „Nach diesem Erlebnis kann ich aber nicht hier bleiben, auch wenn renoviert wird“, sagt Sandra Becker. Inzwischen herrscht ein lautes Brummen der Bautrockenmaschinen in den Räumen, die einmal ihr Zuhause waren. Die Schränke sind voll gesogen, die Fußböden wellig. Bodenplatten heben sich. Die noch neue Möbel und Elektrogeräte sind zum größten Teil zerstört und müssen ersetzt werden. „Eigentlich konnten wir nur Wäsche und Kleidung retten“, sagt Sandra Becker, während es draußen wieder am Himmel rumpelt und sie vor Schreck zusammenzuckt.
Für die Vermieterin, Christiane Esseln, ist der Schaden noch nicht zu beziffern: „Die Gutachterin rechnet noch.“ Sie hat eine Versicherung gegen Elementarschäden. Familie Becker hat nur ihren Hausrat versichert. Auch sie hätten jedoch darüber hinaus eine Elementarschädenversicherung abschließen müssen. Die Versicherung der Vermieterin greift bei allem, was mit dem Haus fest verbunden ist. Das Interieur der Familie hingegen wird nicht abgedeckt – Familie Becker hat keinen Anspruch. Fast täglich werden Wohnungen oder Häuser besichtigt. Was Passendes war noch nicht dabei, auch nicht die Wohnung im Bahnhofsgebäude, die von der Verbandsgemeinde Saarburg angeboten wurde. „Da können unser Kinder doch nicht spielen“, begründet die Mutterdie Absage.

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