Nach Waterkant jetzt Moselstrand

WELLEN. (hpü) Vor zehn Jahren tauschte Kirsten Jessen die Nordsee gegen ein wesentlich kleineres Gewässer. An der Mosel gründete die heute 41-Jährige ihre Familie, und die fühlt sich inzwischen rundum wohl in Wellen.

Kirsten Jessen hat den Überblick - zumindest was ihre Wohnlage betrifft. Die Aussicht von dem Grundstück im Baugebiet "Hässeln" ist einfach traumhaft. Mit einem weinenden Auge blickt die 41-Jährige deshalb in die Zukunft: "Irgendwann stehen vielleicht auch dort Häuser", sagt sie und deutet auf eine Baulücke, die derzeit noch den Blick ins benachbarte Luxemburg ermöglicht. Dennoch: "Mit der Wahl unseres Wohnortes haben wir voll ins Schwarze getroffen." Überblick braucht Kirsten Jessen auch in ihrer Rolle als Mutter. Die sechsjährige Tochter Julia und Sohn Jakob (drei Jahre) halten sie ständig auf Trab. Dennoch: "Ich liebe meine Aufgabe - vor allem deshalb, weil ich größten Wert darauf lege, meine Kinder selbst zu erziehen." In vielen Familien seien beide Elternteile berufstätig, und die Folge sei, dass der Nachwuchs einen Großteil des Tages beispielsweise im Kindergarten oder bei einer Tagesmutter verbringe. "Gerade in der frühen Phase der Kindheit ist es enorm wichtig, dass die kleinen Menschen feste Bezugspersonen - idealerweise die Eltern - haben, ohne dabei jedoch den Kontakt zu Gleichaltrigen zu verlieren." Vor zwei Jahren bezogen die Jessens ihr Haus in Wellen. Bereits acht Jahre zuvor war die heute 41-jährige Kirsten mit Ehemann Tommy, einem gebürtigen Dänen, in die Region gekommen. Seit 1995 arbeitet der 44-Jährige bei einer Bank in Luxemburg. Zunächst wohnte das Paar in einer Mietwohnung im "Ländchen". Später, als die Kinder da waren, machten sich die Jessens auf die Suche nach etwas Größerem. "Über einen Freund in Grevenmacher lernten wir Wellen kennen", sagt Vater Tommy. Die Wahl, zurück nach Deutschland zu gehen, sei nicht zuletzt wegen der dort niedrigeren Kosten für das Bauen recht leicht gefallen. "Ausschlaggebend war jedoch, dass uns das deutsche Schulsystem eher zugesagt hat", betont die Ehefrau. Über eine Anzeige im TV habe man schließlich von dem Bauland in Wellen erfahren. Die Begeisterung für die neue Heimat ließ nicht lange auf sich warten. "Hauptsächlich über die Kinder, die den Wellener Kindergarten besuchen, entstanden schnell erste Kontakte", erklärt Mutter Kirsten. Überhaupt sei der Kontakt zu den Leuten von entscheidender Bedeutung, wenn man ein Heimatgefühl entwickeln wolle. "Verkriecht man sich in den eigenen vier Wänden, hat man dazu kaum eine Chance." Kirsten Jessen ist sich sicher: "Abgesehen von Kleinigkeiten stimmt in Wellen einfach alles.""Meine Heimat ist und bleibt Dänemark"

Seit dem vergangenen Jahr ist die 41-Jährige im Gemeinderat - "und das, obwohl wir noch nicht sehr lange hier sind", sagt sie auch heute noch etwas verwundert. Was ihr dabei wichtig sei? "Dass man im Zweifelsfall auch selbst mit anpackt." Denn: "Nicht große Reden, sondern einzig Taten sind dazu geeignet, die Leute zu erreichen." Während Kirsten Jessen sich in Wellen bereits zu Hause fühlt, sagt Gatte Tommy: "Meine Heimat ist und bleibt Dänemark, wenngleich es mir weitaus wichtiger ist, wo sich die Kinder heimisch fühlen, und das ist eben Wellen." Übereinstimmend betonen beide: "Wenn nichts dazwischen kommt, werden wir hier alt." Schließlich habe man alles, was man brauche. Wirklich alles? "Das Meer und die langen Spaziergänge am Strand fehlen mir schon", gibt die Ehefrau zu.

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