Nachts, wenn die Säger kommen

HINZERT-PÖLERT. Sachbeschädigung mit Seltenheitswert: Unbekannte Täter haben 64 auf einer Streuobstwiese in der Nähe der Gedenkstätte Hinzert stehende Obstbäume abgesägt. Es war offenbar kein Diebstahl, sondern reine Zerstörungswut, denn die Säger ließen das komplette Holz zurück.

Die Wiese gehört Manfred Spurk, einem Landwirt aus Hinzert-Pölert. Da er die Fläche an die Nordex Plan und Vertrieb, eine auf Windkraft spezialisierte Firma mit Sitz in Norderstedt, verpachtet hat, taucht diese als Geschädigte im Protokoll der Polizei auf. Dennoch ist Spurk sehr betroffen. "Hier war ein Experte am Werk, der mit einer Akku-Säge gearbeitet hat", sagt der Landwirt. Unklar ist, wann genau die Bäume umgesägt wurden. Die Polizeiinspektion Hermeskeil sucht noch nach Zeugen der wahrscheinlich nächtlichen Aktion auf der abgelegenen Wiese, die einige Zeit in Anspruch genommen haben dürfte und mit Sicherheit nicht lautlos abgelaufen ist. Doch Manfred Spurks Verdacht, es seien Experten gewesen, ist begründet: Der oder die Täter haben die 64 Stämme jeweils am Fuß angesägt, so dass die Bäume vorerst stehen blieben und kein Schaden zu erkennen war. Der erste starke Windstoß allerdings warf viele der 64 Obstbäume um. Ein sehr verwunderter Spaziergänger sah die Stämme am Mittwoch reihenweise fallen und alarmierte die Polizei. Klaus Marx, Inhaber eines Fachbetriebs für Gartenbau in Kell am See, hat die Bäume gesetzt und pflegt sie seit einem Jahr. "Mein erster Gedanke war, dass dies eine gezielte Aktion gegen die Windkraft sein könnte", sagt Marx im Gespräch mit dem TV . Denn die 64 Gewächse auf der an die Windräder produzierende Firma Nordex verpachteten Streuobstwiese gehören zu insgesamt 256 Obstbäumen, die von der Firma Marx auf öffentlichen und privaten Windkraft-Ausgleichsflächen gesetzt worden sind. Auch Marx untermauert die These, dass es sich bei dem oder den Tätern um Experten handelt. "Die Schnitte wurden mit einem feinen elektrischen Werkzeug gemacht", sagt der Fachmann. Marx hat sich sofort mit Besitzern anderer Windkraft-Ausgleichsflächen in Verbindung gesetzt. "Sie haben ihre Bäume kontrolliert, die stehen noch." Nur Manfred Spurks Bäume mussten fallen. "Ein Materialschaden von 3000 Euro", erklärt Klaus Marx. "Dazu kommt aber noch die einjährige Aufzucht und Pflege. Wir schätzen den Gesamtschaden auf 5000 Euro."

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