Nationales Naturerbe wechselt den Besitzer

Saarburg/Koblenz · Der Bund übergibt den ehemaligen Truppenübungsplatz bei Saarburg der Nabu-Stiftung zur Pflege. Daran gibt es auch Kritik.

 Mit einem Panzer ist der ehemalige Truppenübungsplatz bei Saarburg vor zwei Jahren (Aufnahme von 2013) planiert worden. TV-Foto: Archiv/Alexander Schumitz

Mit einem Panzer ist der ehemalige Truppenübungsplatz bei Saarburg vor zwei Jahren (Aufnahme von 2013) planiert worden. TV-Foto: Archiv/Alexander Schumitz

Foto: (h_ko )

Saarburg/Koblenz Die einst vom französischen Militär genutzten Gebäude und Flächen in der Stadt Saarburg werden mittlerweile fast alle genutzt (siehe Info). Die Projekte hat die Stadt vorangetrieben, weil der Bund ihr die Grundstücke nach Abzug der französischen Garnison vor sieben Jahren überlassen hat. So lange wurde im Hintergrund auch um die Zukunft des Truppenübungsplatzes gerungen. Den hat der Bund mittlerweile zum Nationalen Naturerbe erklärt, also dem Naturschutz gewidmet. Von dem nach Angaben des Bundesumweltministeriums etwa 160 Hektar großen Areal - das entspricht etwa der Größe von 240 Sportplätzen - sollen knapp 140 Hektar an die Nabu-Stiftung übertragen werden. Die Fläche soll teilweise eingezäunt werden, damit dort Konikpferde und Heckrinder, beides besonders robuste Arten, weiden können (der TV berichtete mehrfach). Mit Hilfe des Großviehs soll die Fläche von Bewuchs freigehalten werden, so dass dieser Lebensraum unter anderem für die geschützten Gelbbauchunken und Lurche erhalten bleibt.
Wegen möglicher Altlasten im Boden hatte das Land Rheinland-Pfalz sich lange geweigert, die Haftung zu garantieren. Nach einschlägigen Erfahrungen in Landau wollte man dieses Risiko für den Truppenübungsplatz bei Saarburg zunächst nicht eingehen. In Landau waren auf einem Militärgelände etliche Bomben gefunden worden, die im Vorfeld der Landesgartenschau 2016 entschärft werden mussten.
Doch schließlich gab das Land Ende 2015 grünes Licht für die Übertragung des früheren Militärgeländes in Saarburg (der TV berichtete mehrfach).
Damit waren die Voraussetzungen geschaffen, das Areal der Nabu-Stiftung zu übertragen. Dieser formale Akt erfolgte gestern in Koblenz. Endlich möchte man sagen. Doch nun gibt es auch Kritik - und zwar von Jürgen Dixius, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Saarburg. Er sagt: "Zu dieser Übertragung hat es kein Gespräch mit uns gegeben, ich finde das schon merkwürdig." Ein Abstimmungsgespräch habe es vor Ort gegeben, bei dem es auch um den Vorschlag ging, dass das Hofgut Serrig sich um die Beweidung kümmern wolle. Das Hofgut sei bereit gewesen, seine Viehhaltung dafür umzustellen.
Dixius befürchtet zudem, dass die für die Verbandsgemeinde wichtige Radwege-Anbindung des Saartals und auch des Hofguts Richtung Vierherrenborn, die über den Truppenübungsplatz hätte führen sollen, nun sehr viel teurer werde. "Das wäre eine landschaftlich reizvolle Strecke und würde dafür sorgen, dass die Radler nicht länger auf der Hunsrückhöhenstraße fahren müssen", sagt Dixius. Persönlich wird der VG-Chef übrigens heute nicht nach Koblenz zur Feierstunde fahren. Das liege aber allein an seiner Urlaubsplanung, versichert er.
Auf die Kritik des Bürgermeisters angesprochen heißt es bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die die Fläche heute übergibt, sie sei für die Auswahl der neuen Besitzer nicht verantwortlich.
Pressesprecher Thorsten Grützner teilt mit, dass das Land Rheinland-Pfalz die Nabu-Stiftung als Flächenempfänger benannt habe. Diese Zuordnung habe der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags im Rahmen seiner Beschlüsse zum Nationalen Naturerbe bestätigt. In der Pressestelle des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums war gestern Nachmittag niemand mehr für eine Stellungnahme zu erreichen.
Die Nabu-Stiftung will für die Saarburger Fläche ein Nutzungskonzept erstellen. Dabei wird sie sich voraussichtlich an der Schmidtenhöhe bei Koblenz orientieren. Dort grasen bereits seit mehreren Jahren robuste Rinder- und Pferderassen, um die Fläche offen zu halten.Extra: DIE KONVERSIONSPROJEKTE IN SAARBURG


Das ehemalige Kino der Franzosen in Saarburg ist abgerissen und durch ein Gebäude, in dem betreutes Wohnen angeboten wird, ersetzt. Die französische Schule ist dem Stadtteilzentrum für Beurig sowie einem Neubau für die Kindertagessstätte Sankt Marien gewichen. Das Casino beherbergt die Kita-Kinder von Sankt Laurentius. Das Garnisonshotel dient künftig als Gästezimmer der Stadt und wird statt des Zentrums im Blümchesfeld in die Juristenausbildung im Land miteinbezogen. Die Cité Sud hat sich in ein neues Stadtviertel verwandelt, in dem mehrere Hundert Menschen meist in Einfamilienhäusern leben. Auch die Umwandlung der Cité Nord in ein Wohnquartier ist größtenteils abgeschlossen. Was auf dem Areal der Kaserne de Lattre passieren soll, lässt sich mittlerweile skizzieren - dort sollen Häuser und Wohnungen für rund 1000 Menschen entstehen.

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