Nationalpark-Camp ist nicht die einzige Idee

Hermeskeil · Welche Erlebnisangebote könnten in der Verbandsgemeinde Hermeskeil geschaffen werden, damit auch sie vom neuen Nationalpark Hunsrück-Hochwald profitiert? Diese Frage soll ein Positionspapier beantworten, das bis Ende des Jahres fertiggestellt wird. Mit einem Camp für Outdoortouristen in Neuhütten-Muhl und einer Waldwerkstatt in Hermeskeil gibt es bereits erste konkrete Projektvorschläge.

 Noch eine Idee: Bei einem Workshop in der Hermeskeiler Hochwaldhalle listen Gemeinderatsmitglieder und Bürger aus Züsch auf einem Plakat ihre Vorschläge für wünschenswerte Projekte im Nationalpark auf. TV-Fotos (2): Axel Munsteiner

Noch eine Idee: Bei einem Workshop in der Hermeskeiler Hochwaldhalle listen Gemeinderatsmitglieder und Bürger aus Züsch auf einem Plakat ihre Vorschläge für wünschenswerte Projekte im Nationalpark auf. TV-Fotos (2): Axel Munsteiner

Foto: (h_hochw )

Hermeskeil. Als im Vorfeld in der Großregion teils sehr kontrovers über die Einrichtung eines Nationalparks im Hunsrück und Hochwald diskutiert wurde, haben die maßgeblichen Akteure in der VG Hermeskeil eins früh deutlich gemacht: Sie würden das Vorhaben des Landes positiv sehen.
Daran hat sich auch fünf Monate nach der offiziellen Eröffnung des Schutzgebiets am 23. Mai nichts geändert. Bürgermeister Michael Hülpes fasst es aus seiner Sicht so zusammen: "Zunächst ist der Nationalpark für mich ein wichtiger Beitrag zum Naturschutz. Er ist aber auch eine große Chance für unsere Regionalentwicklung, also den Ausbau der Infrastruktur, und für unseren Tourismus." (siehe Extra)
Rangertouren rund um Muhl


Neue Projekte wurden bisher aber noch nicht verwirklicht. Unter Federführung des Nationalparkamts wurde im Sommer lediglich regelmäßig eine Rangertour rund um den Neuhüttener Ortsteil Muhl angeboten. Zudem befindet sich eine der offiziellen Nationalpark-Infostellen in der Stadt Hermeskeil, und es existieren schon länger Wanderwege, die wie die Dollbergschleife sogar teils durch das Schutzgebiet führen.
Dass mit dem Startschuss für den Nationalpark nicht gleich neue Attraktionen wie Pilze aus dem Boden sprießen, ist für Hülpes aber kein Widerspruch. Denn: "Wir stehen erst am Anfang eines Prozesses, und wir sprechen ja auch von einem Entwicklungsnationalpark." Per Definition ist damit gemeint, dass sich dort die Natur über einen Zeitraum von 30 Jahren verändern soll. Also ist auch bei der Verwirklichung von Tourismus- oder Infrastrukturprojekten ein etwas längerer Atem gefragt.
Die Verbandsgemeinde (VG) ist inzwischen aber dabei, Ideen und Vorschläge für Vorhaben zu sammeln, die künftige Besucher in den Raum Hermeskeil locken könnten - und zwar im Nationalpark selbst, aber auch in dessen Umfeld. Das beauftragte Büro Kernplan aus Illingen/Saarland wird nach den Rückmeldungen aus den Orten bis Ende 2015 ein Positionspapier erarbeiten. Es soll zusammenfassen, durch welche Projekte die VG vom Nationalpark profitieren könnte. "Unser Ziel ist es, eine Art Prioritätenliste zusammenzustellen, die dann als Entscheidungsgrundlage für die politisch Verantwortlichen dienen kann", sagt Michael Burr vom Büro Kernplan.
Dabei geht es zum Beispiel um neue Angebote für Aktiverlebnisse in der Natur, aber auch darum, die Attraktivität von kulturellen Sehenswürdigkeiten im Raum Hermeskeil zu steigern. Etwa die Hälfte der Ortsgemeinden hat sich bisher mit Vorschlägen gemeldet. Wenig überraschend ist dabei, dass bisher die nah am Nationalpark liegenden Dörfer mehr Motivation zum Mitmachen gezeigt haben. In einem planerisch bereits fortgeschrittenen Stadium befindet sich bereits das Projekt Nationalpark-Camp Muhl.
Der Neuhüttener Ortsteil liegt wie eine Insel mitten im Schutzgebiet, bietet sich also sehr gut als Ausgangspunkt für Ausflüge an. In Muhl sollen deshalb, wie im TV bereits mehrfach berichtet, in Form von Hütten Übernachtungsmöglichkeiten für Outdoor-Touristen entstehen. Auch das Bürgerhaus ist in die Planung für dieses Projekt eingebunden, dessen Gesamtkosten auf circa 600 000 Euro geschätzt werden. Aktuell gehen die Bemühungen laut Burr dahin, die Finanzierung und mögliche Zuschüsse für das Vorhaben zu sichern und auch zu klären, wer Träger und Betreiber des geplanten Camps werden soll. Wenn diese Fragen geklärt sind, wird es mit dem realistischen Startschuss für dieses Projekt aber dennoch bis Ende 2017 dauern, so die Einschätzung von Burr. Weitere Vorschläge, die bisher gemacht wurden, beziehen sich zum Beispiel auf den Ausbau des bestehenden Industriedenkmals Züscher Hammer, um dort die frühere Eisenverarbeitung besser für Besucher inszenieren zu können.
Ein Themenweg mit mehreren Stationen im Bereich des mitten im Park liegenden Naturschutzgebiets Königsbachtal bei Neuhütten-Züsch ist eine andere Idee. Aber auch aus etwas weiter entfernten Gemeinden kamen Vorschläge. Oberhalb von Hermeskeil könnte zum Beispiel neben dem Waldspielplatz Pflanzgarten (Felke-Siedlung) vom Forst eine Waldwerkstatt eingerichtet werden. In dieser Behausung wären ebenfalls einfache Übernachtungsmöglichkeiten und Räume für die Umweltbildungsangebote - zum Beispiel für Schülergruppen - denkbar.
Die Reinsfelder könnten sich eine - so der Arbeitstitel - "Energie- und Wassererlebniswelt" rund um ihren Ort vorstellen, zu dem dann auch das Tal des Osterbachs zählt, wo seit einigen Jahren wieder der Biber aktiv ist.Extra

 Zwischen Kirche und Bürgerhaus (Gebäude rechts): Auf dieser grünen Wiese soll das Nationalpark-Camp in Muhl entstehen.

Zwischen Kirche und Bürgerhaus (Gebäude rechts): Auf dieser grünen Wiese soll das Nationalpark-Camp in Muhl entstehen.

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Die Nationalparkregion Hunsrück-Hochwald wird finanziell besonders gefördert - etwa durch den aufgestockten Zuschusstopf, der seitens der Europäischen Union (EU) und des Landes der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Erbeskopf zur Verfügung gestellt wird. Die VG Hermeskeil ist nicht nur Mitglied dieser LAG, sondern zählt - genauso wie unter anderem die benachbarte VG Thalfang - auch ganz formal und per Gesetz zur Nationalparkregion. Wichtig: Dieser Status gilt für die Stadt und alle zwölf Orte in der VG Hermeskeil. Die Aussicht, für bestimmte Projekte eine besondere Förderung zu bekommen, beschränkt sich also nicht nur auf die drei Dörfer Damflos, Neuhütten und Züsch, die direkt vom Nationalpark berührt werden. ax

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