Nationalpark: Hermeskeiler sorgen sich ums Brennholz

Hermeskeil/Neuhütten · In der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil steht man der Idee eines Nationalparks im Idarwald-Hochwald "offen-kritisch" gegenüber. So lautet die gemeinsame Haltung des VG-Bürgermeisters und der Gemeindechefs aus Damflos, Neuhütten und Züsch. Diese drei Orte im südlichen Teil der VG wären vom Nationalpark berührt. Die Brennholzfrage wird dort als größtes Problem angesehen.

Hermeskeil/Neuhütten. Der Idarwald-Hochwald ist eins von vier Gebieten, die aus Sicht des Landes für die Einrichtung eines Nationalparks infrage kommen. Doch an den Plänen für die Ausweisung einer 8000 bis 10 000 Hektar großen Schutzzone im Staatswald scheiden sich in der Region die Geister. Während es der Kreistag Birkenfeld mit Blick auf die touristischen Chancen einstimmig befürwortet hat, wurde in Morbach - unter anderen wegen der negativen Auswirkungen auf die dort ansässige Sägeindustrie - großer Widerstand gegen das Projekt deutlich.
Bislang keine Beschlüsse


In der VG Hermeskeil gibt es bislang noch keine Beschlüsse in Sachen Nationalpark. Doch das Thema rückt nun auch dort stärker in den Fokus. Denn zumindest am Rande könnte das Schutzgebiet auch die VG berühren (siehe Extra).
Der Hermeskeiler Rathauschef Michael Hülpes (CDU) und die Ortsbürgermeister Joachim Wellenberg (Damflos), Peter Kretz (Neuhütten) und Hermann Bernardy (Züsch) begegnen der Idee mit einer gemeinsamen Sprachregelung. "Wir haben uns in dieser Sache darauf verständigt, dass wir einem Nationalpark offen-kritisch gegenüberstehen", sagt Hülpes dem TV.
Im südöstlichen Teil der VG befindet sich schon heute das Naturschutzgebiet Königsbachtal. Die Orte liegen außerdem im Einzugsbereich des Trinkwasserreservoirs der Talsperre Nonnweiler und der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück. Letzteres war bislang stets ein K.o-Kriterium für Windräder.
"Wir haben also schon so viele Restriktionen, dass sie durch einen Nationalpark nicht viel strenger werden können. Es würde uns beispielsweise bei der Ausweisung von Industriegebieten nichts verloren gehen, weil uns das schon heute nicht möglich ist", sagt Bernardy. Andererseits sehe er durch den Nationalpark die Chance, "dass wir damit touristisch einen Schritt nach vorne gehen."
So hoffe er darauf, dass es leichter fällt, Landeszuschüsse für den Ausbau der Angebote am Züscher Hammer zu bekommen. Außerdem könne man mit der Lage in einem Nationalpark noch besser für den Saar-Hunsrück-Steig und die Traumschleifen werben. Ähnlich sieht das auch Kretz. Er verweist auch darauf, dass das Land vor der Entscheidung über den Standort des Nationalparks den Dialog mit den Akteuren in den betroffenen Regionen suchen will und für diese Phase zwei Jahre angesetzt sind. "Wenn sich unsere Nachbarn in Birkenfeld für diese Verhandlungen ausgesprochen haben, ist es für mich selbstverständlich, dass wir auch am Tisch sitzen bleiben sollten", sagt Kretz.
Brief an die Umweltministerin


Allerdings gibt es für alle Befragten einen großen Knackpunkt. "In unseren Dörfern heizen sehr viele Leute mit Holz. Die Grundversorgung für die Selbstwerber muss gewährleistet sein", sagt Wellenberg stellvertretend für alle.
Genau aus diesem Grund hat auch Hermann-Josef Bier "gemischte Gefühle", wenn er an den Nationalpark denkt. Gerade wegen der Brennholzproblematik hat der erste Beigeordnete in Neuhütten einen Brief an Umweltministerin Ulrike Höfken geschrieben und auch Antwort erhalten (siehe Extra).
Veranstaltung geplant


Für Rathaus-Chef Hülpes steht fest: "Die Grundbedingung für eine Zustimmung unserer VG ist, dass die Brennholzfrage geklärt wird", sagt der CDU-Politiker. Nach seiner Auffassung müsse das Land sicherstellen, dass es den Bürgern im südlichen Teil der VG - wenn der Nationalpark tatsächlich kommen sollte - aus anderen Staatswaldbereichen "Brennholz zu gleichen Preisen zur Verfügung stellen kann."
Hülpes kündigt zudem an, dass im Frühjahr auch im Raum Hermeskeil eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Nationalpark geplant ist.
Extra

Die Orte Damflos, Neuhütten und Züsch sind von Staatswald umgeben. Sie liegen auf der langen Linie zwischen Wildenburg im Kreis Birkenfeld und dem Ringwall im saarländischen Otzenhausen. Diese Zone wurde bei der Frage nach dem Zuschnitt des Nationalparks als "Kelten-Variante" ins Gespräch gebracht. Auch die bisherige saarländische Landesregierung hatte Interesse an einem grenzübergreifenden Nationalpark gezeigt. axExtra

Umweltministerin Ulrike Höfken betont in ihrem Schreiben, dass in einem Nationalpark-Gebiet 25 Prozent der Fläche als Pufferzone dienen. Dort sei "dauerhaft Holznutzung zur Versorgung der vor Ort lebenden Menschen möglich." Diese "Energieholzzone" sei "in der Lage, den privaten Bedarf auch ortsnah zu mit anderen Regionen vergleichbaren Preisen zu decken", so Höfken weiter. Die besonders geschützte Naturwaldzone soll zwar 75 Prozent des Nationalparks ausmachen. Diese Entwicklung sei aber über einen Zeitraum von bis zu 30 Jahren angelegt. "Bis dahin wird auch hier Holznutzung, insbesondere im Nadelholzbereich erfolgen", schreibt die Ministerin. Höfken betont, dass das Land mit den Regionen, die Interesse bekunden, in einen intensiven Dialog eintreten will, um alle Fragen im Detail zu klären. "Keinesfalls soll der Nationalpark gegen den Willen der Region verordnet werden", so die Grünen-Poltikerin. ax

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