Nationalpark-Idee bleibt umstritten

Hermeskeil/Börfink · Das Land hält den Hochwald für ein Gebiet, das sich hervorragend für einen Nationalpark eignet. Deshalb hat die Umweltministerin gestern angekündigt, mit Bürgern und Gemeinden in dieser Region intensiv über die Verwirklichung des Projekts zu sprechen. Im Kreis Birkenfeld, in Thalfang und Hermeskeil steht man einem Nationalpark offen gegenüber. Die Morbacher lehnen ihn weiter ab.

 Ton läuft: Umweltministerin Ulrike Hoefken stellt sich beim Besuch in Börfink den Fragen der Journalisten. TV-Foto: Axel Munsteiner

Ton läuft: Umweltministerin Ulrike Hoefken stellt sich beim Besuch in Börfink den Fragen der Journalisten. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil/Börfink. Der Hochwald ist eine von 30 Regionen in Deutschland, die das Bundesamt für Naturschutz auf eine Liste der "Schatzkästen der biologischen Vielfalt" gesetzt hat. Deshalb bietet sich dieses Gebiet hervorragend für den ersten rheinland-pfälzischen Nationalpark an. Das machte Umweltministerin Ulrike Hoefken am Mittwoch in Börfink (Kreis Birkenfeld) deutlich, wo sie auf ein großes Medienaufgebot traf. Die Standortfrage für das Schutzgebiet ist jedoch noch nicht endgültig geklärt. Neben dem Hochwald bleibt der Soonwald ein Kandidat für einen möglichen Nationalpark.
7000 Hektar großes Gebiet


Für ein mögliches Schutzgebiet im Hochwald schlägt das Land zwei Suchvarianten vor, wobei es nach Aussage von Staatssekretär Thomas Griese einen Favoriten hat: ein circa 7000 Hektar großes Staatswaldgebiet, das von der Wildenburg über den Erbeskopf (VG Thalfang) bis nach Neuhütten/Züsch (VG Hermeskeil) reicht. Da auch gute Chancen auf eine Beteiligung des Saarlands im Bereich der Talsperre Nonnweiler besteht, könnte das Gebiet auf gut 8500 Hektar anwachsen. "Diese Variante hätte den Vorteil, dass sie mit den Interessen der Sägeindustrie besser verträglich ist", sagte Griese. Sie beansprucht nämlich eine kleinere Fläche als der zweite Vorschlag (circa 11 000 Hektar). Der Laubwaldanteil läge bei 60 statt 54 Prozent, so dass auch künftig eine größere Menge der ertragreichen Nadelbäume von der Holzindustrie genutzt werden kann.
In der Gemeinde Morbach sieht man einen Nationalpark in Rheinland-Pfalz dennoch weiter kritisch - auch wenn er 60 Prozent Buchen umfassen und nicht auf Morbacher Gemeindegebiet liegen würde. Ein Nationalpark sei ökologisch, ökonomisch und sozial nicht sinnvoll. "Tatsache ist, dass wir das Holz nicht mehr nutzen können, egal ob Fichte oder Buche", sagt Bürgermeister Andreas Hackethal. Dann müsse das Holz aus anderen Gegenden Europas kommen.
"Ein Nationalpark ist keine Alternative", sagt auch Gerd-Michael Lersch, Geschäftsführer des Morbacher Unternehmens Ludwig Kuntz GmbH elka-Holzwerke. Arbeitsplätze, Rohstoffe und Einnahmen gingen verloren, wenn in Rheinland-Pfalz ein Wirtschaftswald stillgelegt würde, ist er überzeugt.
Birkenfeld sieht große Chance


Im Kreis Birkenfeld wird ein möglicher Nationalpark hingegen als "große Chance" gesehen, wie Landrat Matthias Schneider (CDU) betont. Dadurch könnten im Kreis auch strukturelle Verbesserungen einhergehen. Das bedeutet, dass man beim Ausbau von Straßen oder bei Verkehrs- und Dorfentwicklungsprojekten auf eine besondere Förderung des Lands hofft.
In der VG Hermeskeil stehe man einem Nationalpark offen gegenüber, sagt Bürgermeister Michael Hülpes. Gerade der Bereich Züsch/Neuhütten sei ohnehin ein Schwerpunkt für Erholung und Freizeit in der VG. "Das würde durch einen Nationalpark mit Sicherheit erheblich aufgewertet", sagt Hülpes. Die VG Thalfang wäre mit einem circa 500 Hektar großen Staatswaldgebiet berührt, das von Süden her bis an das Erbeskopf-Plateau heranreicht. Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo betont: "Ich begrüße einen Nationalpark." In den VG-Räten wird am 14. Juni (Thalfang) und 20. Juni (Hermeskeil) über das weitere Vorgehen diskutiert. Denn das Land will nun in einer zweiten Phase intensiv mit den Bürgern und Gremien vor Ort über die Gestaltung eines möglichen Nationalparks ins Gespräch kommen.

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