Nationalpark-Idee findet kaum Zustimmung

Hermeskeil/Saarburg · Auf der Suche nach einem geeigneten Gebiet für den ersten Nationalpark in Rheinland-Pfalz hat das Mainzer Umweltministerium sowohl den Bereich "Saargau-Hochwald" als auch den "Hochwald-Idarwald" als aussichtsreiche Kandidaten ins Spiel gebracht. Doch diese Pläne stoßen in den beiden Regionen auf viel Skepsis.

Hermeskeil/Saarburg. Im Land bieten sich laut Umweltministerium fünf Gegenden für die Errichtung eines Nationalparks an. Neben Soonwald, Pfälzerwald und Baumholder stehen Saargau-Hochwald und Hochwald-Idarwald auf der Liste. Gesucht wir eine 8000 bis 10 000 Hektar große Fläche (siehe Extra). Ministerin Ulrike Höfken (Grüne) hat die "Akteure vor Ort" dazu aufgerufen, bis Jahresende zu erklären, ob sie an einem Nationalpark interessiert sind.
Bei den drei Bürgermeistern in Hermeskeil, Kell und Saarburg findet der Vorstoß aus Mainz jedoch keinen Anklang. "Ich weiß nicht, was das zurzeit soll", sagt der Saarburger Rathaus-Chef Leo Lauer (CDU). "Es sollte geklärt werden, wie das im Zusammenhang mit der Windkraft funktioniert." Er sieht im Vorschlag Höfkens eine "diametral gegeneinanderlaufende Diskussion, die zur allgemeinen Verwirrung beiträgt." Sein Hermeskeiler Kollege Michael Hülpes (CDU) betont: "Ich stehe diesem Vorschlag ablehnend gegenüber. Ein Nationalpark ist für die Wertschöpfung unserer Gemeinden niedriger einzuschätzen, als wenn wir auf den Flächen weiter Waldwirtschaft betrieben und sie teilweise für Windkraft nutzen." In der VG Kell, so Bürgermeister Werner Angsten (CDU), sei ein Nationalpark "nicht notwendig. Wir haben unseren Beitrag zum Natur- und Landschaftsschutz schon umfassend geleistet." Als Beispiel nennt er die Renaturierung des Ruwer-Randstreifens als Beispiel. Auch wegen des Jagdverbots hält Angsten nichts von einem Nationalpark im Raum Kell.
Beim Vorsitzenden des Naturschutzbundes (Nabu) Region Trier kommt die Idee besser an: "Wir würden das begrüßen", sagt Manfred Weishaar. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung, größere Naturwaldzonen zuzulassen. Weishaar sieht in dem Vorschlag auch eine Chance für den Tourismus und verweist auf den Bayerischen Wald. Dort habe die Einrichtung eines Nationalparks dem Fremdenverkehr einen Aufschwung beschert.
Der Saarburger Forstamtsleiter Helmut Lieser hält es für "unwahrscheinlich", dass sich im Saargau-Hochwald die Kriterien erfüllen lassen. Im überwiegend landwirtschaftlich genutzten Bereich "links der Saar ist der Wald in die Hanglagen zurückgedrängt". Im Schwarzwälder Hochwald gibt es zwar reichlich Wald. Die größte zusammenhängende Staatswaldfläche (die Reviere Steinberg und Klink) misst aber nur 1700 Hektar. "Es müsste also Gemeindewald dazukommen", betont Lieser. Dann würden aber eine wichtige Einnahmequelle der Kommunen versiegen. So wird im Zerfer Wald jährlich ein Überschuss von rund 100 000 Euro erzielt.
Auch der Hermeskeiler Forstamtsleiter Bernhard Buss ist sehr skeptisch. Im Bereich Hochwald-Idarwald gibt es zwar von Züsch in Richtung Erbeskopf ausgedehnte Staatswaldreviere, die zusammen mehr als 10 000 Hektar groß sind. Darin dominiert aber die ertragreiche Fichte. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das Land diese Einnahmen entgehen lassen will", betont Buss. Wenn in diesen Gebieten keine Bäume mehr gefällt würden, hätte das zudem gravierende Auswirkungen auf die Holzindustrie und die Sägewerke im Raum Morbach.
Ebenso wie Lieser sieht Buss im Soonwald das geeignete Gebiet für einen Nationalpark. Laut Ministerium wird für den Nationalpark "nur im Staatswald gesucht, der sich im Eigentum des Landes befindet". Im Schutzgebiet soll sich die Natur auf 75 Prozent der Fläche frei entwickeln. Dort sind Jagd, Fischerei oder die Entnahme von Brennholz verboten. Windkraft ist tabu. ax

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