Nationalpark-Idee findet kaum Zustimmung

Saarburg/Hermeskeil · Auf der Suche nach einem geeigneten Gebiet für den ersten Nationalpark in Rheinland-Pfalz hat das Mainzer Umweltministerium sowohl den Bereich "Saargau-Hochwald" als auch den "Hochwald-Idarwald" als aussichtsreiche Kandidaten ins Spiel gebracht. Doch diese Pläne stoßen in den beiden Regionen auf viel Skepsis.

 Der Schwarzwälder Hochwald ist ein Gebiet, das für die Gründung eines Nationalparks infrage kommt. Schon heute gibt es dort Waldstücke, in denen das Forstamt Saarburg der Natur freien Lauf lässt. Auf dem Foto kniet Förster Helmut Gödert vor einer umgestürzten Buche, an deren Stamm Zunderschwämme gewachsen sind. TV-Foto: Axel Munsteiner

Der Schwarzwälder Hochwald ist ein Gebiet, das für die Gründung eines Nationalparks infrage kommt. Schon heute gibt es dort Waldstücke, in denen das Forstamt Saarburg der Natur freien Lauf lässt. Auf dem Foto kniet Förster Helmut Gödert vor einer umgestürzten Buche, an deren Stamm Zunderschwämme gewachsen sind. TV-Foto: Axel Munsteiner

Saarburg/Hermeskeil. In Rheinland-Pfalz bieten sich nach Auffassung des Umweltministeriums fünf Gegenden für die Errichtung eines Nationalparks an. Neben Soonwald, Pfälzerwald und Baumholder stehen auch zwei Gebiete in der Region Trier auf dieser Liste: der Saargau-Hochwald und der Hochwald-Idarwald.
In einem Nationalpark soll sich die Natur auf einer Fläche von 8000 bis 10 000 Hektar frei entwickeln (siehe Extra).
Akteure vor Ort sind gefragt


Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) hat die "Akteure vor Ort" dazu aufgerufen, bis Jahresende zu erklären, ob sie an der Gründung eines Nationalparks in ihrem Gebiet interessiert sind.
Bei den drei Bürgermeistern der Verbandsgemeinden Saarburg, Hermeskeil und Kell findet der Vorstoß aus Mainz jedoch keinen Anklang. "Ich weiß nicht, was das zurzeit soll", sagt der Saarburger Rathaus-Chef Leo Lauer (CDU). "Es sollte geklärt werden, wie das im Zusammenhang mit der Windkraft funktioniert." Er sieht im Vorschlag Höfkens eine "diametral gegeneinanderlaufende Diskussion, die zur allgemeinen Verwirrung beiträgt."
Sein Hermeskeiler Kollege Michael Hülpes (CDU) betont: "Ich stehe diesem Vorschlag ablehnend gegenüber. Ein Nationalpark ist für die Wertschöpfung unserer Gemeinden niedriger einzuschätzen, als wenn wir auf den Flächen weiter Waldwirtschaft betreiben und sie teilweise für Windkraft nutzen."
In der VG Kell, so Bürgermeister Werner Angsten, sei ein Nationalpark "nicht notwendig. Wir haben in den vergangenen 20 Jahren unseren Beitrag zum Natur- und Landschaftsschutz schon umfassend geleistet", sagt der CDU-Politiker und nennt die Renaturierung des Ruwer-Randstreifens als Beispiel. Auch wegen des Jagdverbots hält Angsten nichts von einem Nationalpark im Raum Kell.
Beim Vorsitzenden des Naturschutzbundes (Nabu) Region Trier kommt die Idee erwartungsgemäß besser an: "Wir würden das natürlich begrüßen", sagt Manfred Weishaar. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung, größere Naturwaldzonen zuzulassen. Weishaar sieht in diesem Vorschlag auch eine Chance für den Tourismus und verweist auf den Bayerischen Wald. Dieser Region habe die Einrichtung eines Nationalparks einen Aufschwung im Fremdenverkehr gebracht.
Viele Flächen sind in Nutzung


Der Saarburger Forstamtsleiter Helmut Lieser hält es für "unwahrscheinlich", dass sich im Bereich Saargau-Hochwald die vom Land georderten Kriterien erfüllen lassen. Denn im Saargau würden die Flächen überwiegend landwirtschaftlich genutzt. "Links der Saar ist der Wald größtenteils in die Hanglagen zurückgedrängt", so Lieser.
Im Schwarzwälder Hochwald - dessen westlicher Teil zum Forstamt Saarburg gehört - gibt es zwar reichlich Wald. Die größte zusammenhängende Staatswaldfläche (die Forstreviere Steinberg und Klink bei Waldweiler) misst laut Lieser aber nur 1700 Hektar. "Es müsste also Gemeindewald dazukommen", betont Lieser. Das würde allerdings bedeuten, dass die Kommunen auf eine wichtige Einnahmequelle verzichten müssten. So wird im Zerfer Wald jährlich ein Überschuss von rund 100 000 Euro erzielt.
Auch der Hermeskeiler Forstamtsleiter Bernhard Buss ist sehr skeptisch. Im Bereich Hochwald-Idarwald gibt es zwar von Züsch in Richtung Erbeskopf ausgedehnte Staatswaldreviere, die zusammen mehr als 10 000 Hektar groß sind. Darin dominiert allerdings die ertragreiche Fichte. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das Land diese Einnahmen entgehen lassen will", betont Buss. Wenn in diesen Gebieten keine Bäume mehr gefällt würden, hätte das zudem gravierende Auswirkungen auf die Holzindustrie und die großen Sägewerke im Raum Morbach.
Ebenso wie Lieser sieht Buss im Soonwald das geeignete Gebiet für einen Nationalpark. Eine genaue Abgrenzung, wo innerhalb der fünf Suchgebiete Soonwald, Pfälzerwald, Baumholder, Saargau-Hochwald und Hochwald-Idarwald ein 8000 bis 10 000 Hektar großes Schutzareal entstehen soll, gibt es laut Umweltministerium noch nicht. Laut Pressesprecherin Heike Spannagel wurde bisher lediglich die "allgemeine Lage skizziert". Eines stellt sie aber klar: "Wir suchen nur im Staatswald, der sich im Eigentum des Landes befindet. Kommunalwald kommt nur für einen Nationalpark in Frage, wenn die Gemeinden das explizit wollen." In den ausgewiesenen Nationalpark-Gebieten soll sich die Natur auf 75 Prozent der Fläche frei entwickeln können. In diesem streng geschützen Gebiet sind Jagd, Fischerei oder die Entnahme von Brennholz verboten. Besucher dürfen in einem Nationalpark auf ausgewiesenen Wegen Rad fahren oder wandern. Windkraft ist in einem Nationalpark grundsätzlich tabu. 2013 soll die Entscheidung über das künftige Nationalpark-Gebeit in Rheinland-Pfalz fallen. ax/jka

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