Nationalpark im Hochwald: Entscheidung fällt im Herbst

Birkenfeld/Hermeskeil · Im Herbst sollen die Räte in der Region endgültig darüber entscheiden, ob sie für oder gegen den geplanten Nationalpark im Hochwald sind. Ihre Ideen, Erwartungen und Forderungen bei diesem Projekt haben die betroffenen Kommunen aus vier Landkreisen in einem Eckpunktepapier formuliert. Dieses 41 Seiten starke Werk haben sie nun offiziell an die Landesregierung in Mainz weitergereicht.

Birkenfeld/Hermeskeil. In dieser Runde waren die Befürworter eines Nationalparks im Hochwald unter sich: In Birkenfeld haben Ulrike Höfken (Grüne) und Anke Rehlinger (SPD), die Umweltministerinnen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland, das kommunale Eckpunktepapier zur Gründung eines Nationalparks im Hochwald in Empfang genommen.
Darin werden auf 41 Seiten die Forderungen der Region in Bezug auf das geplante Schutzgebiet zusammengefasst. Der Nationalpark soll sich über eine Fläche von circa 9000 Hektar Staatswald in den Landkreisen Birkenfeld, Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich sowie rund 1000 Hektar im saarländischen Kreis St. Wendel erstrecken.Mehrheitlich positive Beschlüsse


Das Eckpunktepapier wurde zunächst unter Federführung des Vereins Naturpark Saar-Hunsrück in drei Arbeitskreisen erarbeitet. Die Kreistage, Verbandsgemeinde- und Ortsräte der Region konnten während des Frühjahrs eine Stellungnahme dazu abgeben. Dabei gab es in den politischen Gremien mehrheitlich positive Beschlüsse. Seitens des Kreistags Bernkastel-Wittlich oder der Orte Malborn und Damflos wird die Ausweisung eines Nationalparks aber grundsätzlich abgelehnt. Gleiches gilt für die Gemeinde Morbach, deren Gebiet aber auch nicht zum Nationalpark gehören soll. Es haben sich sowohl Bürgerinitiativen für als auch gegen das Projekt gebildet.
Die Ergänzungen im Eckpunktepapier: Nach der Runde durch die Räte hat der Arbeitsausschuss des Naturparkvereins nur die wichtigsten Änderungsvorschläge von allgemeiner Bedeutung in das überarbeitete Eckpunktepapier aufgenommen. Zwei Punkte sind dabei auffällig: Schon in der Ursprungsversion wurde darauf hingewiesen, dass die bestehenden Einrichtungen genutzt werden sollen und sich insbesonders das Hunsrückhaus am Erbeskopf als Nationalparkeinrichtung "hervorragend eignen" würde. Neu hinzugekommen ist, dass auch der im Bau befindliche Keltenpark bei Otzenhausen als Anlaufstelle im Nationalpark dienen und dort das "südliche Eingangstor" werden soll, wie es der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald formuliert. Im Übrigen wird im aktualisierten Papier das gemeinsame keltische Erbe als Alleinstellungsmerkmal der Nationalparkregion stärker betont.
Zudem werden die Forderungen in Bezug auf das Brennholzproblem präzisiert. Hieß es früher nur, "dass die Versorgung der Bevölkerung ortsnah zu sichern ist", wird nun hinzugefügt, dass dies "ausreichend, langfristig und zu marktüblichen Preisen in der Region" geschehen soll. Explizit gilt dies "für die Rodungsinseln Börfink und Neuhütten-Muhl", wo die Bürger wegen dieser Frage verunsichert seien.
Die in den Räten ansonsten formulierte Fülle an Ergänzungswünschen wird nach Aussage des Birkenfelder Landrats Matthias Schneider (CDU) als Anhang an das Land weitergeleitet.
Das sagt die Ministerin: Höfken betont, dass das Eckpunktepapier, aber auch die Ergebnisse der Bürgerveranstaltungen mit Bürgern eine "Grundlage für das Landeskonzept zum Nationalpark" darstellen werden. Über den weiteren Fahrplan will die Grünen-Politikerin erst am Montag in Mainz informieren. So viel verrät sie aber: "Der Dialog mit den Bürgern soll fortgesetzt werden."Dialog mit Bürgern geht weiter


Daher sind im Sommer regionale Foren geplant, bei denen über spezielle Themen diskutiert wird. Denn: "Es gibt noch viele offene Fragen", sagt Recktenwald und nennt neben Brennholz das Jagdmanagement und geplante Windräder im Umfeld des Nationalparks als Beispiele. Allerdings sagt Rehlinger: "Ich bin davon überzeugt, dass wir den Leuten Antworten geben können, die nicht dazu führen, dass man den Nationalpark ablehnen muss."
Laut Höfken wird das in Arbeit befindliche Landeskonzept nach seiner Fertigstellung "zurück in die Region gegeben". Die Räte entscheiden dann darüber, ob sie mit dem Konzept einverstanden sind und einem Nationalpark zustimmen. "Wir hoffen, dass uns dieses abschließende Votum der Region bis Herbst vorliegt", sagt Höfken dem TV. Bei dieser zweiten Runde durch die Räte "muss schon eine einfache Mehrheit für den Nationalpark zustande kommen", sagt Schneider über seine Erwartungshaltung, die auch der Hermeskeiler VG-Chef Michael Hülpes teilt. Danach könnte sich das förmliche Verfahren zur Ausweisung des Schutzgebiets anschließen.Extra

Der Nationalpark im Hochwald würde die Gebiete der VG Hermeskeil und Thalfang teilweise berühren. Der Hermeskeiler Bürgermeister Michael Hülpes ist seit Langem für den Nationalpark. Er sagt jedoch: "Wir verlangen vom Land einen Masterplan. Mit der Entwicklung eines Nationalparks soll auch die Entwicklung unserer strukturschwachen Region einhergehen." In dem Masterplan müsse es verbindliche Fristen geben, welche Projekte kurz-, mittel- und langfristig umgesetzt werden. Kurzfristig fordert Hülpes den Ausbau der Landesstraße 166 durch Züsch und Neuhütten. Mittelfristig wünscht er sich, dass das Bürgerhaus in Muhl Ausgangspunkt für Exkursionen in den Nationalpark wird. Der Rat der Gemeinde Neuhütten, auf dessen Gebiet fast 870 Hektar des Nationalparks liegen würden, befürwortet das Projekt zwar grundsätzlich. Über das Eckpunktepapier hat er aber noch nicht abgestimmt. "Wir haben im Vorfeld Fragen gestellt, auf die wir noch keine belastbare Antwort bekommen haben", sagt Ortschef Peter Kretz. Besonders betroffene Dörfer müssten bei finanziellen Zuschüssen auch besonders berücksichtigt werden. Das Gießkannenprinzip lehnt Kretz ab: "Es kann nicht sein, dass die Regionalförderung gelichmäßig über alle ausgegossen wird." Der neue Thalfanger Bürgermeister Marc Hüllenkremer verweist darauf, dass der VG-Rat schon früher seine kritisch-offene Haltung zum Nationalpark artikuliert habe. "Das bleibt auch so. Wir wollen uns weiter an dem Prozess beteiligen und hoffen darauf, dass die Bürger das auch tun. Denn nur, wer mitmacht, kann auch mitgestalten", sagt Hüllenkremer. Allerdings müsse man abwarten, was Mainz aus dem Eckpunktepapier macht und in das Landeskonzept einbindet. In Thalfang haben drei von vier direkt berührten Orten dem Papier zugestimmt. ax

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