Neigungen erkennen und Kontakte knüpfen

KELL AM SEE/ZERF. Erste Einblicke in die Berufswelt haben 107 Schüler und Schülerinnen der Regionalen Schule Kell am See/Zerf gesammelt. Sie absolvierten in Betrieben in der ganzen Region ein zweiwöchiges Praktikum. Im Gespräch mit dem TV berichtet ein Quintett über seine Erfahrungen.

"Das Betriebspraktikum hat bei unserer Schulform einen ganz hohen Stellenwert. Uns liegt viel daran, den Schülern die praktischen Berufe bekannt zu machen. Viele Betriebe aus diesem Bereich beklagen nämlich das geringe Interesse der jungen Leute und suchen zum Teil händeringend Leute." Schulleiter Alfons Bonerz weiß, wovon er spricht.Schnuppern in der Berufswelt

Obwohl er in Zusammenarbeit mit dem Schulträger, der Verbandsgemeinde, schon oft heimische Unternehmen nach Zerf eingeladen hat, die den Schülern der Sekundarstufe ihre Ausbildungsmöglichkeiten vorstellen, hat Bonerz einen eindeutigen Trend ausgemacht: "Die meisten wollen nach dem Abschluss eine weiterführende Schule besuchen." Das haben auch Patrick Schirmer aus Mandern, Laura Müller aus Greimerath und Aline Bohr aus Schillingen vor, die jetzt in die zehnte Klasse gekommen sind und somit im Sommer 2005 zu dem Jahrgang gehören, der als Erster mit der mittleren Reife die Regionale Schule verlassen wird. Ins Jobleben jenseits der Schulbank haben sie zu diesem Zeitpunkt aber hineingeschnuppert. Denn wer die Regionale Schule in Kell und Zerf besucht, für den sind zwei zweiwöchige Betriebspraktika, eins in der achten und eins in der neunten Schulklasse, verpflichtend. "Zum einen erkennen die jungen Leuten durch diese Praktika ihre Neigungen, was ihen bei der richtigen Berufsfindung hilft. Zum anderen bietet es ihnen die Chance, schon jetzt Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen. Die können ihnen bei späteren Bewerbungen dann nützlich sein." Das sind aus Sicht von Verwaltungschef Werner Angsten die entscheidenden Vorzüge der stärker praxisorientierten Schulform, die in der Verbandsgemeinde im Jahr 1999 etabliert wurde. Und so war für 107 Schülerinnen und Schüler vor den Ferien nicht die Schulbank drücken, sondern echte Maloche angesagt. 47 sammelten dabei Erfahrungen in der VG Kell, 27 zog es nach Trier, 13 schufteten in Hermeskeil und manche verschlug es sogar ins Saarland. Breit war auch die Palette der Berufe, die die Regionalschüler kennen lernten. Der eine verdingte sich in der Schreinerei, die andere griff im Friseursalon zu Kamm und Schere, der Dritte gewann Einblicke im Ingenieur-Büro. Und auch für die Arbeit in den Verwaltungen intessierten sich gleich mehrere Schüler. Aline Bohr beispielsweise hatte sich für ein Praktikum im Keller Rathaus entschieden - und ist heute um eine Erfahrung reicher. "Ich möchte mehr mit Menschen zu tun haben", sagt die 16-Jährige, die ihr erstes Praktikum im Kindergarten absolviert hatte. Weil Erzieherin ein Job sein könnte, der ihr Spaß macht, will sie sich nach der mittleren Reife auf dem Sozialgymnasium weiterbilden. Ob in der Küche, als Bedienung oder bei der Arbeit auf den Etagen - Laura Müller hat es im Ramada-Hotel in Trier gut gefallen. Gute Erinnerungen behält auch Patrick Schirmer an sein Praktikum im Ordnungsamt der Stadt Trier zurück. Er schaute den Mitarbeitern bei der Lebensmittelüberwachung über die Schultern und musste erstaunt feststellen: "Ich bin sehr oft rausgekommen und war mit im Außendienst unterwegs. Das fand ich klasse", sagt der Manderner.Mit Mechatronikern im Betrieb unterwegs

Der Achtklässler Daniel Willems aus Lampaden und der ein Jahr ältere Mike Scherer aus Mandern lernten schließlich zwei Wochen lang das Innenleben des größten Arbeitgebers in der VG kennen. Bei Bilstein in Mandern wurde Computer-Fan Daniel im IT-Service-Bereich eingesetzt, während Mike mit den Mechatronikern des Betriebs unterwegs war. "Die kümmern sich darum, dass alles läuft im Betrieb und machen die Maschinen wieder flott, wenn sie defekt sind", zeigt er sich von der Arbeit dieser Mitarbeiter im Werk des Stoßdämpfer-Produzenten mehr als angetan. Für den jungen Manderner ist jedenfalls klar: "Ich will nach der Schule schaffen gehen. Und auch die Frage nach dem Wo beantwortet er, ohne zu zögern: "Ich kann mir gut vorstellen, mich bei Bilstein zu bewerben. Die Arbeit hat mir dort Spaß gemacht. Und außerdem müsste ich auch nicht von zu Hause weg", sagt der 16-Jährige.

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