Neuansiedlung statt Industriebrache

Den "Schönheitspreis" gewinnt das Gewerbegebiet Gusterath-Tal zwar nicht - aber ohne die Neuansiedlung von Betrieben auf dem Gelände der ehemaligen Romika-Schuhfabrik befände sich dort nun eine Industriebrache. Dies konnte jedoch ein 1999 gegründeter Zweckverband verhindern.

Gusterath-Tal. Vor rund einem Jahrzehnt standen der Kreis Trier-Saarburg, die Verbandsgemeinde Ruwer sowie die Orte Gusterath und Gutweiler vor einem Problem: Die schon seit Anfang der 90er-Jahre verwaiste ehemalige Romika-Schuhfabrik, unmittelbar in Gusterath-Tal an der Ruwer gelegen, drohte zur Industriebrache zu werden. Nur ein Betrieb, die Schreinerei Rudi Müller, produzierte damals auf dem Gelände. 1993 hatte Schreinermeister Müller aus Gusterath vom damaligen Noch-Eigentümer Romika ein Betriebsgebäude nebst Grundstück erworben und wurde zum ersten Ansiedler auf dem Areal. Müller, der das Potenzial des Geländes erkannt hatte, erinnert sich: "Ich war bemüht, im Verein mit der Verbandsgemeinde und den beiden Ortsgemeinden weitere Firmen auf das Gelände zu ziehen."

Müllers Initiative brachte den Stein ins Rollen. Ende 1999 gründeten der Kreis (mit 40 Prozent Anteil), die Verbandsgemeinde (VG) Ruwer (30 Prozent) sowie die Gemeinden Gusterath (20 Prozent) und Gutweiler (zehn Prozent) den Zweckverband "Wirtschaftsförderung Gusterath-Tal". Das Ziel war, das Areal aufzukaufen und innerhalb von zehn Jahren als Gewerbegebiet zu vermarkten.

Kostenexplosion beim Gebäudeabriss



Es folgten Jahre der Erschließung, nicht mehr verwendbare Romika-Gebäude wurden abgerissen und Altlasten beseitigt. Inzwischen sind fast alle neuen Betriebsgrundstücke von Firmen belegt und rund 180 neue Arbeitsstellen wurden im Tal geschaffen.

Der Zweckverband befindet sich nun wie geplant in der Auflösung. Im Gespräch mit dem TV ziehen Landrat Günther Schartz und Bürgermeister Bernhard Busch von der VG Ruwer die Bilanz: Im optimistischsten Falle hätte das Ergebnis unter Berücksichtigung einer Landesförderung mit einer Null enden sollen. Die Ausgaben für Grünstückskäufe und Erschließung sollten also in etwa den Einnahmen aus den erschlossenen Betriebsflächen entsprechen. Doch beim Abriss von Teilen der alten Romika-Gebäude wurden insbesondere in verborgenen Zwischenwänden erheblich höhere Altlasten entdeckt, als zunächst anzunehmen war. Die Abrisskosten stiegen von ursprünglich rund 200 000 Euro (Ausschreibung) auf zwei Millionen Euro. Zurück blieben rund 1,29 Millionen Euro Schulden, von denen der Kreis rund 515 000 Euro, die VG Ruwer 386 000 Euro, Gusterath 257 000 Euro und Gutweiler 128 000 Euro tragen.

Landrat Schartz: "Dies ist zwar ärgerlich, aber welche Alternative hätte man für Gusterath-Tal gehabt?"

Meinung

Eine Investition für die Zukunft

Unerwartete Altlasten im Gemäuer der alten Romika-Bauten in Gusterath-Tal hatten die Abrisskosten verzehnfacht. Das Ergebnis sind rund 1,3 Millionen Euro Schulden, die der aufgelöste Zweckverband seinen ehemaligen Mitgliedskörperschaften hinterlässt. Das Projekt "Romika-Gelände" - eine Fehlkalkulation? "Nein" lautet die Antwort. Ohne die Neuerschließung würde heute eine gewaltige Industrie-Trümmerlandschaft Gusterath-Tal bedecken - bei wirtschaftlichem Stillstand. Die Wiederbelebung des Geländes bedeutet für die Gemeinden Gusterath und Gutweiler eine Stärkung ihres Standorts - nicht nur der Gewerbesteuereinnahmen wegen. Eine Investition für die Zukunft. Andere Alternativen gab es nach dem Ende der Romika-Ära nicht. f.knopp@volksfreund.deExtra Fast zehn Firmen unterschiedlichster Branchen mit insgesamt rund 180 Beschäftigten haben sich auf dem ehemaligen Romika-Gelände niedergelassen. Das Spektrum reicht von der Autowerkstatt über Schreinereien, Gartenbau, Handel bis hin zum Tierfutter. Alle Gebäude und Gewerbegrundstücke sind verkauft. Die öffentlichen Straßen und (Park-)Flächen werden nach der bevorstehenden Auflösung des Zweckverbandes ins Eigentum der Ortsgemeinden Gusterath und Schöndorf übergehen. (f.k.)

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