Neue Aussichten fürs Zerfer Zentrum

Zerf · In Zerf zeichnet sich in Zukunft ein neues Bild im Ortskern ab. Dies hat aber nichts mit der möglichen und weiterhin umstrittenen Ansiedlung eines Norma-Markts im Gewerbegebiet zu tun. Vielmehr haben die Besitzer von drei bestehenden Geschäften im Zerfer Zentrum neue Pläne. Auch ein großes Straßenbauprojekt und der Abriss eines Hauses spielen bei der aktuellen Entwicklung eine wichtige Rolle.

Zerf. Wer regelmäßig die Sitzungen von Gemeinderäten besucht, weiß: Häufig haben nicht die Themen auf der regulären Tagesordnung den größten Neuigkeitswert, sondern so richtig interessant wird\'s zum Abschluss beim Punkt "Mitteilungen und Verschiedenes". Das beste Beispiel dafür lieferte am Mittwochabend das Treffen des Zerfer Rats. Nach vielen Gesprächen mit drei Geschäftsleuten gebe es nun handfeste Ergebnisse, berichtete Gemeindechef Dieter Engelhardt (SPD). Er betonte: "Das ist eine ganz erfreuliche Entwicklung, bei der nicht nur einer, sondern alle gewinnen. Außerdem hätten wir damit tatsächlich etwas gegen das Ausbluten des Ortskerns getan." Mit dieser Bemerkung spielte Engelhardt auf ein Argument an, dass für die Kritiker des geplanten Norma-Markts (der TV berichtete mehrfach) wichtig ist. Sie befürchten, dass die bestehenden Geschäfte in der Dorfmitte in Gefahr geraten, wenn der Rat im Gewerbegebiet am Kreisel die Ansiedlung des Discounters und anderer Handelsbetriebe zulässt. Eine Verträglichkeitsstudie soll klären, ob diese Befürchtungen begründet sind (siehe Extra).
Die Ausgangslage: In Zerf soll 2015 die Ortsdurchfahrt (B 407) ausgebaut werden. Dabei gibt es einen neuralgischen Punkt - die unübersichtliche, gefährliche Einmündung in die Bahnhofstraße. Um diese Situation zu entschärfen, hatte auch der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier den Abriss eines kleinen Eckhauses vorgeschlagen. In ihm ist zurzeit ein Döner-Laden untergebracht. Nachbar in der Bahnhofstraße und etwas in zweiter Reihe versteckt ist die Landmetzgerei Klos. Direkt gegenüber des Kebab-Hauses befindet sich auf der anderen Seite der B 407 die Bäckerei Wagner mit Café. Dessen Besitzer hat sich laut Engelhardt schon länger mit dem Gedanken getragen, das Haus zu verkaufen.
Die Lösung des Problems: Nach Auskunft von Engelhardt sind sich zwei Geschäftsleute inzwischen handelseinig geworden. Laut Ortsbürgermeister sehen die beabsichtigten Veränderungen konkret so aus: Demnach wird Nesemi Yedigöl, der Besitzer des Döner-Ladens, Manfred Wagner das Haus abkaufen. Nach aktuellem Stand der Dinge wolle Wagner als Mieter seine Bäckerei weiter betreiben. Für den Döner-Laden würden die bisherigen Räume des Cafés genutzt. Die Gemeinde könne somit das Eckhaus abreißen lassen. Die Metzgerei Klos, die damit besser sichtbar wird, plane darüber hinaus den Umbau des bisher leerstehenden Gastronomieteils in ihrem Gebäude. Dort soll laut Engelhardt ein Verkaufsraum und eventuell ein Stehcafé entstehen.
Die Reaktionen: Im Rat wurde die neue Entwicklung fast einhellig begrüßt. "Ganz wichtig ist, dass wir dadurch die Gefahrenstelle wegbekommen", betonte Leobert Bodem (CDU). Sein Fraktionskollege Bruno Thiel betonte: "Wir sollten froh sein, dass sich diese Lösung anbahnt". Nur Marliese Mertes (CDU) bedauerte, dass es in diesem Fall kein richtiges Café mehr im Ort gebe.
Thomas Keyser ist Sprecher der Gruppe Attraktive Ortsmitte. Er betont im TV-Gespräch: "Für sich gesehen ist diese Entwicklung sehr positiv. Man muss sich aber bewusst sein, dass dieser super Lösungsansatz gleich wieder kaputt gemacht würde, wenn die Gemeinde trotzdem Handel auf der günen Wiese zulässt."Meinung

Kein Ende der unruhigen Zeiten
Nach dem Dauer-Palaver über den Norma-Markt kommen endlich mal wieder positive Nachrichten aus Zerf. Wenn die drei privaten Geschäftsleute ihre Pläne tatsächlich so verwirklichen, wie es im Rat vorgestellt wurde, dann ergibt sich daraus eine große Chance für eine attraktivere Ortsmitte und - auch das ist wichtig - für mehr Verkehrssicherheit. Doch ein Ende der unruhigen Zeiten bedeutet die aktuelle Entwicklung nicht. Denn es bleibt dabei, dass die Politiker im Ort in den nächsten Wochen vor einer schwierigen Grundsatzentscheidung stehen, die von vielen Bürgern und Teilen der Zerfer Geschäftswelt sehr kritisch beäugt wird. Lässt die Gemeinde mit der Ansiedlung von Norma und anderen Händlern die Konkurrenz auf der grünen Wiese des Gewerbegebiets zu oder nicht? Die ausstehende Antwort auf diese Frage birgt weiterhin großes Konfliktpotenzial. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Verträgt sich die Ansiedlung eines Norma-Markts im Zerfer Gewerbegebiet mit den bestehenden Geschäften im Ort? Diese Frage soll gutachterlich untersucht werden. Im Einklang mit der Ortsgemeinde soll die Firma Norma - sie bezahlt die Studie - ein Fachbüro aussuchen und ihm den Auftrag erteilen. Der Rat hat dafür am Mittwochabend als Vorschlag an Norma eine Liste mit vier Büros vorgelegt. Einig war sich das Gremium, dass die Ergebnisse des Gutachtens bei einer großen öffentlichen Informationsveranstaltung in der Ruwertalhalle vorgestellt werden sollen. "Ich hoffe, dass die Studie noch dieses Jahr fertiggestellt und präsentiert werden kann", sagte Ortschef Engelhardt dem TV. ax

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