Öffentlicher Nahverkehr Wie die Linie 9 bald Konz und Trier verbindet

Konz/Trier · Die Konzer bekommen ihre ersehnte Busverbindung ab Januar 2021. Nun hat die Kreisverwaltung Details bekanntgegeben. Unter anderem werden Haltestellen eingerichtet. Ein Stadtviertel in Konz profitiert besonders.

 Die Linie 204 gehört der Vergangenheit an, wenn die Linie 9 im Januar den Betrieb aufnimmt.

Die Linie 204 gehört der Vergangenheit an, wenn die Linie 9 im Januar den Betrieb aufnimmt.

Foto: Friedemann Vetter

Die Buslinie ist eine echte Alternative zum Auto und auch zum Zug, wenn es darum geht von Konz nach Trier zu kommen. Das wird schnell deutlich, als Stephan Schmitz-Wenzel, Geschäftsbereichsleiter bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, am Mittwoch eine Präsentation dazu im ÖPNV-Ausschuss des Kreistags zeigt. Und es ist die Voraussetzung dafür, dass die Stadtwerke Trier und die Stadt Trier ihren letzten Segen geben. Doch auch sie könnten von den Linien 9 und 89 profitieren.

Linienführung Geplant ist, dass die Linie in Roscheid startet und dann bis Trier-Ruwer fährt. Zwischen 7 Uhr und 18 Uhr fährt die Linie 9 laut dem Fahrplan-Entwurf im Stundentakt. Morgens vor 7 Uhr und abends nach 18 Uhr fährt laut dem Plan die Linie 89. Diese wird jedoch nur Karthaus an Roscheid sowie den Konzer Bahnhof anbinden.

Haltestellen Insgesamt sollen rund 25 Bushaltestellen angefahren werden. Besser angebunden werden dadurch im Vergleich zu vorher vor allem die Konzer Wohngebiete Roscheid und Karthaus. Laut Schmitz-Wenzel bessert sich vor allem die Situation in Roscheid. Denn dort hält der Bus laut Plan künftig an sieben Stellen, so dass das komplette Neubaugebiet mit allen Abschnitten an die Linie angebunden wird. Außerdem werden in Trier-Nord am Moselufer vier neue Bushaltestellen eingerichtet, welche die neue Linie anfahren soll.


Gewinner Der Vorteil im Vergleich zur bisherigen unregelmäßig fahrenden „Kraut-und-Rüben-Linie“,  wie Schmitz-Wenzel das Angebot der Linie  204 in der Vergangenheit bezeichnete: „Roscheid  ist Endziel einer Linie“, sagt der Geschäftsbereichsleiter. Trotzdem ist der Höhenstadtteil aus Schmitz-Wenzels Sicht nicht der einzige Profiteur: „Karthaus ist eigentlich der Gewinner der ganzen Planung.“ Er begründet das damit, dass eigentlich im Rahmen der Neuvergabe vorgesehen war, dass die Karthäuser an Trier nur per Bahn angebunden sind. Egal, von welchem der vier Bahnhöfe sie gefahren wären: Sie hätten in Trier nur zum Hauptbahnhof oder nach Trier-Süd fahren können. Womöglich hätten sie sogar mit dem Bus gegen die Fahrtrichtung erst Richtung Bahnhof Konz fahren und dann dort in die Bahn umsteigen müssen. Nun kommen die Karthäuser direkt mit dem Bus nach Trier und dort an vielen Stellen aussteigen.

In Trier wird das Busnetz aus Sicht der Stadtwerke ebenfalls gestärkt. Besonders die Park-and-Ride-Anbindung im Norden der Stadt bekommt eine bessere Taktung und eine dichtere Abdeckung mit Haltestellen. Geplant sind laut der SWT-Präsentation weitere Haltestellen am Zurlaubener Ufer, an der Jugendherberge, am Castel Feuvrier und am Nordbad. Auch Trier-Ruwer profitiert von der neuen Linie durch eine neue Taktung.
 
Vorgehen Bis die Linie komplett läuft, müssen sich die potenziellen Passagiere noch gedulden. Wenn die Stadt Trier und die SWT zustimmen, beginnt der Betrieb der Linie 9 am 1. Januar. Zunächst fährt der Bus dann voraussichtlich jedoch noch nicht bis Trier-Nord und Ruwer, sondern nur bis zur Porta Nigra. Der Fahrbetrieb der Linie 89 und die Anbindung des Trierer Nordens wird später angegangen. Geplant ist der Beginn am 1. September 2021. Die Busse, die auf der Linie unterwegs sein werden, sind nicht von den SWT, sondern von der Firma Saargau Linie on Tour, die ohnehin das Linienbündel Saargau, also die Buslinien in den Verbandsgemeinden Konz und ehemals Saarburg übernommen hat. Zunächst ist vorgesehen, das Angebot auf drei Jahre zu befristen. Aus Insiderkreisen ist aber schon zu vernehmen, dass die Linie vermutlich länger bleibt. „Die wird ein Renner“, sagt ein Experte dem TV.

Reaktionen Die Linie hatte viele Kritiker, die beklagten, dass Konz einen Sonderweg verfolge, und dass ein Bus parallel zur Schiene fahre. Seit August – nach Verhandlungen der vier Landtagsabgeordneten aus dem Kreistag sowie dem Konzer Bürgermeister Joachim Weber mit den SWT – werden die Klagen aber leiser. Das hat auch finanzielle Gründe: Der Kreis soll nicht mehr die ursprünglich angedachten 125 000 Euro, sondern nur noch 80 000 Euro beisteuern. Die Verbandsgemeinde Konz beteiligt sich mit 30 000 Euro.

Das stimmt einige Kritiker milder – zum Beispiel Thomas Geyer. Der pensionierte ehemalige Geschäftsführer des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Nord arbeitetet inzwischen für die SPD im ÖPNV-Ausschuss des Kreises mit. Er sagt: „Vor einem Vierteljahr hatte ich ziemliches Bauchweh, aber inzwischen habe ich meinen Frieden geschlossen mit dem Konzept.“ Die Bus-Schienen-Funktion sei immer noch da, sagt er mit Blick auf die Anbindung von Roscheid an den Bahnhof Konz.

Auch Grünen-Verkehrsexperte Georg Schroll hatte den Parallelverkehr auf Straße und Schiene bemängelt: Er fordert nun für die neue Linie regelmäßige Erhebungen der Fahrgastzahlen, um langfristig deren Sinn belegen oder widerlegen zu können.

Landrat Günther Schartz hatte sich in der Vergangenheit gegen die Linie positioniert. Er sagt nun, dass es sich um eine Ergänzung handele, die „in ihrer Struktur eher untypisch“ sei. Mit der fraktionsübergreifenden Zusammenarbeit der Konzer Kreistagsmitglieder für die Linie scheint er sich noch immer nicht angefreundet zu haben:  „Ich hätte mir da einen anderen Anspruch gewünscht. Da ging es nur darum, wie Konz seine Leute nach Trier bringt.“

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