Neue Forstreviere: Reinsfelder wehren sich

Reinsfeld/Hermeskeil · Wie sollen die Reviere des Forstamts Hochwald zugeschnitten werden? An dieser Frage scheiden sich die Verantwortlichen des Forstamts und der Gemeinde Reinsfeld. Der 2400-Einwohner-Ort, Eigentümer von 925 Hektar Wald, wehrt sich gegen das drastische Beschneiden bisheriger Kompetenzen durch die Forstverwaltung des Landes.

Reinsfeld/Hermeskeil. Die Ortsgemeinde Reinsfeld hat Widerspruch gegen einen Bescheid der Landesforstverwaltung in Neustadt eingelegt. Die Behörde hatte die Reviere des Forstamts Hochwald, zu dem unter anderem die Verbandsgemeinden Hermeskeil und Ruwer gehören, neu abgegrenzt (siehe Extra). Reinsfeld lehnt den vom Forstamt ausgearbeiteten Neu-Zuschnitt ab. Die 2400 Bürger zählende Gemeinde, Eigentümer von 925 Hektar (ha) Wald, hatte daher Alternativen eingereicht.
Der Ort plädiert für ein "Gesamtpaket", dass beide Forstamts-Verbandsgemeinden, Hermeskeil und Ruwer, miteinschließt. Denn während die Hermeskeiler Kommunen fusionieren, sind die Ruwerer außen vor. Mit Blick auf mögliche weitere Reviervergrößerungen befürwortet Reinsfeld zudem einen langfristig ausgerichteten Zuschnitt. Die Vorschläge der Gemeinde fanden beim Forstamt ebenso wenig Gehör wie Alternativen von Forstamtsleiter Bernhard Buss bei der Gemeinde. Laut Landeswaldgesetz lag daher die endgültige Entscheidung bei der Behörde in Neustadt, die Buss\' erste Variante bestätigte.
In der jüngsten Gemeinderatssitzung kritisierte Ortsbürgermeister Rainer Spies, dass "derart Druck aufgebaut" werde, während Ruwer verschont bleibe. Dabei müssen sich landesweite Bestrebungen doch auf die Gesamtorganisation auswirken. Eine groß angelegte Reform könnte zudem auch gewachsene Strukturen berücksichtigen. Als Beispiel nannte er den Staatswald Steinberg, der künftig Reinsfeld-Grimburg zugeschlagen werden soll.
An dem Areal auf Gemarkung Kell sei auch das dort zuständige Forstamt Saarburg interessiert. Sollte es den Zuschlag erhalten, würde das neu gebildete Forstrevier Reinsfeld-Grimburg noch mehr schrumpfen. Reinsfeld will daher Chancen und Risiken eines Forsteigenbetriebs wie in der Einheitsgemeinde Morbach (siehe Extra) ausloten.
Bürgermeister bei Expertenrunde


Zu der Expertenrunde im August sollen Bürgermeister und Räte der Kommunen der Verbandsgemeinden Hermeskeil und Ruwer eingeladen werden. Laut Spies denken wegen ständig steigender Personalkosten im Forst viele Gemeinden darüber nach.
Ratsmitglied Eugen Spies (SPD) befürwortete diese Vorgehensweise: "Ich bin dafür, dass wir uns das anschauen." "Mit dem Widerspruch vertun wir uns nichts", pflichtete Frank Eiden (CDU) bei. Paul Port (OWL) kritisierte: "Man hat gar nichts getan, und ich denke, man wollte auch gar nichts tun - es wurden einfach nur Nägel mit Köpfen gemacht." Gitti Rossmann (SPD) sieht das genauso: Erst seien eigene Vorstellungen zugelassen und dann einfach Fakten geschaffen worden. Auch Bürgermeister Michael Hülpes kritisierte die Vorgehensweise von Forstamtsleiter Buss. Es sei nicht korrekt, eine große Gemeinde wie Reinsfeld "am Schluss zu informieren und vor vollendete Tatsachen" zu stellen. Das habe er Buss auch persönlich gesagt. Unabhängig davon gab er mit auf den Weg, dass nicht alle Kommunen die vom Gemeinde- und Städtebund befürwortete Kommunalisierung wollten.
Der auf die Debatte angesprochene Buss zeigte sich unbeeindruckt. Das Land stehe unter "enormem Personaldruck", Forstverwaltungen müssten das daher durchziehen. Nachdem Reinsfeld nicht auf das Konzept eingegangen sei, sei der Spielraum ausgeschöpft gewesen. Die Wünsche der Kommune sind für ihn undiskutabel: "Das sind Varianten, die in andere Betriebe eingreifen." Dass sich Reinsfeld und weitere Waldeigentümer für einen Eigenbetrieb entscheiden könnten, nimmt er in Kauf: "Wenn die Gemeinde meint, müssen die sich eben selbst organisieren."
Wie berichtet setzt die Forstrevierreform des Landes aus Kostengründen auf Reviere von mindestens 1400 bis 1800 Hektar (ha). Für das Forstamt Hochwald (16 000 ha Wald in den Verbandsgemeinden Hermeskeil und Ruwer) erarbeitete Leiter Bernhard Buss ein Neuabgrenzungskonzept mit acht statt bisher zehn Revieren. Auflösen will er: Reinsfeld-Rösterkopf, Gusenburg-Grimburg, Hermeskeil und Sternfeld. Neu bilden will er: Reinsfeld-Grimburg, Hermeskeil (Fusion mit Gusenburg) und Sternfeld (ergänzt um Rösterkopf auf Flächen von Osburg und Beuren). Hermeskeil, Eigentümer von rund 1300 ha Kommunalwald sowie Gusenburg (253 ha) und Grimburg (459 ha) stimmten zu. Reinsfeld (925 ha) war nicht einverstanden mit der Fusion, die den Staatswald Rösterkopf (536 ha) einem anderen Revier zuschlägt. Mit Blick auf mögliche weitere Reviervergrößerungen schlug Reinsfeld ein Gesamtpaket für das Forstamt vor. Die bisher verschonte VG Ruwer, die über eine Kommunalisierung - die Umwandlung in einen Eigenbetrieb mit eigenen Forstmitarbeitern - nachdenkt, sollte miteinbezogen werden. Die Einheitsgemeinde Morbach, mit ihren 19 Ortsbezirken drittgrößter kommunaler Waldeigentümer in Rheinland-Pfalz, hat seit 2006 einen Forst-Eigenbetrieb. urs

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