Neue Initiative zur Rettung der Dampflok

Konz · Der Konzer Architekt Gerd Kintzinger hofft darauf, dass eine private Initiative die marode Konzer Dampflok retten kann. Ein Mitarbeiter des Bahnmuseums in Nürnberg macht den Konzer Bahnfans Hoffnung: Wenn genügend fachkundige Helfer da seien, könne die Sanierung günstiger als erwartet werden.

Konz. Die Dampflok, Baureihe 64, Baujahr 1936, rostet vor sich hin. Früher war sie mit 90 Kilometern pro Stunde unterwegs, vorwärts und rückwärts. Heute ist sie ein fahrunfähiges, marodes Industriedenkmal. Dabei gibt es nur noch zehn Loks dieser Baureihe. Sie tragen wegen ihrer runden Dampftürme den Beinamen Bubikopf.
Die Konzer Lok steht seit April 1974 an den Bahngleisen in der Nähe der Schillerbrücke. Die Stadt Konz hat sie damals für 17 760 D-Mark von der Deutschen Bahn gekauft. In den 80er Jahren sah sie noch blitzeblank aus. Heute dominieren Graffiti und Rostlöcher ihr Erscheinungsbild, das sich von Jahr zu Jahr verschlechtert.
Sanierung kostet 70 000 Euro



Eine Sanierung kostet laut einer Studie, die die Stadt Konz im Jahr 2009 beauftragt hatte, 70 000 Euro. Mehrfach wurde der Posten im städtischen Investitionsprogramm vermerkt, aber wieder verschoben. Die Stadtkasse ist leer, und das Geld wird an anderer Stelle gebraucht. Das Schicksal der Lok scheint besiegelt, ihr Verfall nicht aufzuhalten zu sein.
Das ärgert so manchen Konzer. Der Architekt Gerd Kintzinger, der seit 1948 in Konz lebt, will sich zum Beispiel damit nicht abfinden. Sein Interesse an der Lok ist persönlicher Art. Sein Großvater war Lokführer. Er selbst ist sehr technikinteressiert. "Als Kind habe ich die Geräusche gespeichert und konnte daran erkennen, welche Lokomotive da kommt", erzählt er. Für ihn gehört die Eisenbahn einfach zu der Geschichte der Stadt Konz (siehe Extra). "Wenn in Konz so viele Leute von der Eisenbahn gelebt haben, sollte man dieses Erbe erhalten."
Einen konkreten Weg, wie dieses gerettet werden könnte, hat Kintzinger noch nicht. Er hoffe aber auf ein breites bürgerschaftliches Engagement. "Ich will einfach nur einen Impuls geben", sagt er im Gespräch mit dem TV. Deshalb wende er sich an die Zeitung.
Unterstützung bekommt Kintzinger vom Motorsportclub (MSC) Konz, der schon vor zwei Jahren der Stadt Konz angeboten hatte, in Sachen Dampflok zu helfen. Auf TV-Anfrage bestätigt der Vereinsvorsitzende Olaf Pelz, dass sein Verein immer noch zur Erhaltung der Dampflok beitragen will.
Der Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden begrüßt das bürgerschaftliche Engagement. Er sieht vor allem in der Unterstützung durch Spenden eine Möglichkeit, das Denkmal zu erhalten. Dass Ehrenamtler die Lokomotive alleine sanieren können, bezweifelt er. Da müssten bezahlte Experten ran. In Konz fehle zudem eine Werkhalle, wo die Lok renoviert werden könnte.
Anders beurteilt das Wolfgang Ihrlich, Teamleiter Fahrzeuge und Standorte des Deutschen Bahn-Museums in Nürnberg. Sein Museum hat die Lok in den 70er Jahren an die Stadt Konz verkauft. Laut Ihrlich kann die Stadt sparen, wenn sie fachkundige ehrenamtliche Helfer - zum Beispiel ehemalige Bahnmitarbeiter - findet, die die Lok sanieren. Teuer seien in erster Linie der Transport der Lok zu einer Werkstatt und die Personalkosten. Das Material mache nur einen Bruchteil der Kosten aus. "Wir haben schon viele Dampfloks mit Brandschäden saniert. Da haben wir viel weniger Geld als 70 000 Euro ausgegeben", sagt Ihrlich und entfacht neue Hoffnung für die Erhaltung der Konzer Dampflok.
Die Stadt Konz hat sich auf TV-Anfrage bereiterklärt, eventuelle Helfer-Anfragen zu koordinieren. Wer also Interesse hat, sich für die Erhaltung der Lok zu engagieren, kann sich bei Achim Lutz unter der Telefonnummer 06501/83137 melden.
Extra

 Konzer Eisenbahngeschichte: Im April 1974 wurde die Lok an der Schillerbrücke aufgestellt (links oben). In den 1980er Jahren war ihr Zustand noch einwandfrei (rechts oben). Heute rostet die alte Dampflok vor sich hin (großes Foto). Fotos: TV-Archiv/Christian Kremer (1), Stadtverwaltung Konz (2)

Konzer Eisenbahngeschichte: Im April 1974 wurde die Lok an der Schillerbrücke aufgestellt (links oben). In den 1980er Jahren war ihr Zustand noch einwandfrei (rechts oben). Heute rostet die alte Dampflok vor sich hin (großes Foto). Fotos: TV-Archiv/Christian Kremer (1), Stadtverwaltung Konz (2)

Die Stadt war seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur Knotenpunkt für die Eisenbahnstrecken aus Saarbrücken, Metz und Luxemburg in Richtung Trier. 1877 wurde auf einem 56 000 Quadratmeter großen Areal auch eine riesige Eisenbahnwerkstätte in Konz eingerichtet. Bis 1956 prägte das Eisenbahnausbesserungswerk fast 80 Jahre die Konzer Geschichte mit. Am 15. März 1955 beschloss der Vorstand der Deutschen Bahn die Auflösung des Werks. 800 Arbeiter nahmen am 1. Juli 1956 ihren Hut, arbeiteten aber zum Großteil im Ausbesserungswerk in Trier-West weiter, heißt es in der Konzer Chronik. cmk

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