Neue Ordnung für Wege, Flächen und Bäche

Züsch · Flurbereinigung - das bedeutet heute längst nicht mehr nur die Neuordnung landwirtschaftlicher Grundstücke. Was im Rahmen des Verfahrens in Züsch sonst noch verbessert werden könnte, darüber haben Experten im Bürgerhaus informiert. Für ein Projekt, das den Züschern akut auf den Nägeln brennt, scheint allerdings keine schnelle Lösung in Sicht.

 Von der Züscher Schulstraße führt ein Wirtschaftsweg in Richtung Aussiedlerhöfe. Diese Verbindung würde die Ortsgemeinde gern ausbauen – möglicherweise im Rahmen einer Flurbereinung.TV-Foto: Christa Weber

Von der Züscher Schulstraße führt ein Wirtschaftsweg in Richtung Aussiedlerhöfe. Diese Verbindung würde die Ortsgemeinde gern ausbauen – möglicherweise im Rahmen einer Flurbereinung.TV-Foto: Christa Weber

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Züsch. Was lässt sich durch ein Bodenordnungsverfahren, auch Flurbereinigung genannt, im Ort verbessern? Diese Frage interessiert die Gemeindevertreter in Züsch. Deshalb hat Ortsbürgermeister Hermann Bernardy Vertreter des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung ins Bürgerhaus eingeladen. Das DLR Mosel setzt im Landkreis Trier-Saarburg die Flurbereinigungen um.
Vorteile für den Tourismus


Manfred Heinzen erläuterte, welche Probleme über ein solches Verfahren angegangen werden könnten. Dabei betonte er: "Wir wollen sie heute einfach unverbindlich informieren, was möglich wäre." Zum Beispiel eine Neuordnung der landwirtschaftlichen Grundstücke, damit diese besser bewirtschaftet werden können. Möglich seien auch der Ausbau des Wegenetzes und die Streichung ungenutzter Verbindungen. Das DLR könne zudem im Bereich der Gewässer tätig werden, Bachlandschaften renaturieren oder das Zurückhalten von Wasser in der Fläche verbessern, um Hochwasser vorzubeugen. Auch der Tourismus könne profitieren, etwa durch die Bereitstellung zusätzlicher Flächen für Wander- und Radwege. Möglich sei auch ein Beitrag zur Dorfentwicklung, etwa indem Engpässe beseitigt, Grundstücke getauscht oder durch neue Zuschnitte leichter bebaubar gemacht würden.
"Ich habe das Thema bisher zu eng gefasst", stellte Ortschef Bernardy fest. Er sehe jetzt "noch viel mehr Möglichkeiten", wo eine Flurbereinigung in Züsch ansetzen könne. Beispielhaft nannte er die Renaturierung eines Bachtals am Ortsausgang Richtung Muhl und bessere Zuwegungen für die Landwirte, "damit sie nicht mehr mit dem Traktor über fremde Parzellen fahren müssen". Die Breite der Wirtschaftswege sei zudem "nicht adäquat" für moderne Maschinen. Auch der Ausbau der Ortsdurchfahrt (L 166) könne in das Verfahren einbezogen werden, ergänzte der Fachmann vom DLR.
Heinzen informierte auch über Ablauf und Dauer des Verfahrens sowie Kosten und deren Bezuschussung (siehe Extra). Die zu erwartende Förderung im Rahmen der Flurbereinigung ist ein Punkt, den die Züscher gern für den Ausbau des Wirtschaftswegs nutzen würden, der als Verlängerung der Schulstraße in Richtung Aussiedlerhöfe führt. Für eine andere Förderoption, ein Landesprogramm zum Wirtschaftswegebau, sah DLR-Mitarbeiterin Alexandra Candels dagegen "schlechte Chancen". Denn der Weg sei nicht im offiziellen ländlichen Verbindungswegenetz aufgeführt, das ein Planungsbüro vor einigen Jahren erstellt habe. Darin stehe stattdessen ein Weg entlang des Höhenzugs - womöglich gedacht als schnellste Verbindung der Höfe in Richtung Landesstraße. Zum Ärger von Ortschef Bernardy war die Ortsgemeinde in diese Festlegung nicht einbezogen: "Uns hat damals niemand gefragt." Er halte die Wahl für "unsinnig", der Weg führe "um das Dorf herum" und sei im Winter "schwer von Schnee freizuhalten". Sinnvoll oder nicht, im Rahmen des Wirtschaftswege-Programms, sagte Candels, würden die vorhandenen Verbindungswege verbessert, "aber keine neuen hinzugefügt". Man könne dies zwar beantragen, das sei aber wenig aussichtsreich.
Schnittmengen erfragen



Ein Ratsmitglied zog daher das Fazit: "Der Weg wird immer schlechter. Wir werden wohl eine Zwischenlösung finden und auf eigene Kosten was machen müssen." Denn bis zum Beginn eines Flurbereinigungsverfahrens, sollte sich Züsch tatsächlich dafür entscheiden, könnte es noch dauern. Laut Heinzen wird zurzeit kreisweit über die Verbandsgemeinden abgefragt, wo Bedarf besteht. Auf die Frage des Neuhüttener Beigeordneten Hermann-Josef Bier, ob auch Schnittmengen zwischen den Nachbarorten, etwa im Königsbachtal, berücksichtigt werden könnten, erklärte Heinzen: "Wenn beide Orte ihr Interesse bekunden, erarbeiten wir gemeinsam mit ihnen, was wir tun können."Extra

Eine Flurbereinigung wird mit Mitteln von EU, Land und Bund gefördert. Aktuell läuft die Förderperiode von 2014 bis 2020. Bevor ein Verfahren eingeleitet wird, gibt es ein vorgeschaltetes Auswahlverfahren für die Orte, die ihr Interesse bekundet haben. Damit startet zunächst eine sogenannte projektbezogene Untersuchung durch das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel. Darin werden konkrete Maßnahmen festgelegt, auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft und mit einer Punktzahl versehen. Anhand der vergebenen Punkte entscheidet später eine Jury, in der auch der Staatssekretär des Umweltministeriums sitzt, wo eine Flurbereinigung angeordnet wird. Vorher werden die Bürger der betroffenen Orte informiert, die als Grundstückseigentümer Teilnehmer des Verfahrens sind und auch an den Kosten beteiligt werden. "Wir steigen nur ins Verfahren ein, wenn die Mehrheit der Bürger es auch will", sagt Manfred Heinzen vom DLR. Die Flurbereinigung beginnt offiziell mit einem Anordnungsbeschluss, dann folgt die Ermittlung aller teilnehmenden Grundstückseigentümer und die Wahl eines Vorstands der Teilnehmergesellschaft, der die Maßnahmen im Detail mit dem DLR abstimmt. Parallel werden die Grunstückswerte ermittelt. Bis zur Vorlage des Flurbereinigungsplanes und der Übergabe der neuen Flächen an die Besitzer können bis zu vier Jahre vergehen, bis zum Verfahrens ende mit allen nötigen Verwaltungsakten rund zehn Jahre. Kosten: Verfahrenskosten für Arbeiten der DLR-Mitarbeiter trägt das Land. Ausführungskosten für konkrete Bauprojekte oder Vermessungsarbeiten tragen die Teilnehmer, sprich die betroffenen Grundstücksbesitzer. Für Züsch ist laut DLR-Experte Heinzen eine Förderung von 80 Prozent möglich, für die Ortsgemeinde und die Teilnehmer bliebe ein Eigenanteil von 20 Prozent. cweb

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