Neue Ortsumgehung in Konz-Könen: Sperrung bringt mehr Autos nach Wasserliesch

Wasserliesch/Konz · Die Ortsumgehung für Konz-Könen ist seit anderthalb Wochen in Betrieb. Während die Könener die neue Ruhe genießen, sind viele Wasserliescher sauer. Das liegt vor allem an der Sperrung einer Landesstraße.

Die Schikane soll größere Fahrzeuge aus Wasserliesch raushalten (links). Am Dienstag hat ein Autofahrer sie bei einem Unfall beschädigt. Gemeindearbeiter haben sie direkt wieder aufgebaut (rechts). TV-Fotos (2): Christian Kremer, Gemeinde Wasserliesch

Die Schikane soll größere Fahrzeuge aus Wasserliesch raushalten (links). Am Dienstag hat ein Autofahrer sie bei einem Unfall beschädigt. Gemeindearbeiter haben sie direkt wieder aufgebaut (rechts). TV-Fotos (2): Christian Kremer, Gemeinde Wasserliesch

Foto: (h_ko )

Vier Nachbarn aus dem Wohngebiet Granahöhe sind zum Vor-Ort-Termin mit dem TV gekommen. Sie stehen an der Straße In der Zehnt in Wasserliesch - das ist die zentrale Straße durch das eigentlich ruhige Wohngebiet. Es gilt Tempo 30.

Eine Bodenschwelle soll die Autofahrer weiter ausbremsen. Schon eine halbe Stunde vor Ort bestätigt die Beschwerden der Anwohner: Viele Fahrer scheren sich nicht darum. Sie weichen einfach auf den gepflasterten Parkstreifen neben der Fahrbahn aus und drücken noch mal zusätzlich aufs Gaspedal.

Anwohner verärgert Karl-Heinz Rechlitz, Gereon Christen, Jean Lorek und Franz-Josef Freudenreich stehen kopfschüttelnd daneben. Seit die Ortsumgehung für Könen offen und zugleich die L 138, die Straße vom Kreisel vor dem Wasserliescher Ortseingang nach Könen, gesperrt worden sei (der TV berichtete), sei in ihrem Wohngebiet die Hölle los. Und sie fragen sich, warum die Straße überhaupt dichtgemacht wurde. Schließlich werde sie ja nicht saniert.

Gründe für Sperrung Der TV hat schon mehrfach über die Gründe berichtet: Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) hat die Straße gesperrt auf Antrag der Ortsgemeinde. So soll getestet werden, wie sich der Verkehr verlagert, wenn die Straße komplett wegfallen sollte. Dass es so kommt, ist sehr wahrscheinlich: Wegen der Fertigstellung der Ortsumgehung ist die L 138 aus Sicht der verantwortlichen Verkehrsbehörde, des Landesbetriebs Mobiliät (LBM), für den überörtlichen Verkehr überflüssig. Die Gemeinde Wasserliesch müsste sie übernehmen und für den Unterhalt zahlen. Mindestens 250.000 Euro würde allein der Bau eines neuen Kreisels kosten ("Bessere Straßen, schönere Plätze für Wasserliesch", TV vom 22. März).

Deutliche Verkehrszunahme Der Wasserliescher Ortsbürgermeister Thomas Thelen lebt ebenfalls im Wohngebiet Granahöhe. Er ist auch zum TV-Termin mit den Anwohnern gekommen. Die Gemeinde könne sich den Erhalt der Straße nicht leisten, sagt er. Er bestätigt die Bürger, die schon mehrfach bis zu 160 Auto pro Stunde gezählt haben. Während eine vom LBM und der Stadt Konz beauftragte Verkehrsstudie davon ausgeht, dass durch die Sperrung der L 138 rund 1800 statt der bisherigen 1500 Fahrzeuge durch das Wohngebiet rollen, spricht Thelen von einer Verdopplung der Fahrzeuge (3000).

Unfall an neuer Schikane Dass so viele Menschen dort fahren möchten, liegt aus Sicht der Wasserliescher unter anderem an der unklaren Beschilderung im Gewerbegebiet. Im dortigen Kreisel, dem Zubringer zu Ortsumgehung, ist die Gemeindestraße durchgestrichen. In der Einfahrt zur Gemeindestraße Richtung Wasseliesch ist der Ort wieder ausgeschildert. Es gibt zudem keinen Hinweis auf ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen oder Ähnliches. Um zumindest die größten Fahrzeuge von der Gemeindestraße fernzuhalten, hat Ortsbürgermeister Thelen am Donnerstag vor dem Ortsschild eine Straßenverengung aufbauen lassen.

Schon am Montagmorgen hat ein Autofahrer das Hindernis kaputtgefahren. Der Fahrer sei nach dem Unfall geflüchtet, aber inzwischen ausfindig gemacht worden, heißt es auf TV-Anfrage bei der Polizeiwache in Konz. Der Gemeinde sei ein Schaden von 1000 Euro entstanden, sagt Thelen. Das Hindernis sei direkt wieder aufgebaut worden. Kurzfristig wolle die Gemeinde den Parkstreifen blockieren lassen. Thelen hält es zum Beispiel für möglich, dort Steine oder Ähnliches aufstellen zu lassen. So müssten die Autofahrer über die Schwellen in der Mitte der Straße fahren. Der Verkehr würde gebremst.

Appell an die Fahrer Für die Anwohner ist das nur ein Anfang. Christen meint: "Am liebsten würden wir die Straße zumachen für den Durchgangsverkehr." Doch weder er noch seine Mitstreiter glauben, dass das Aufstellen von Schildern allein weiterhilft. Zugleich appellieren sie an die Vernunft der Autofahrer, den Weg über die Ortsumgehung und die B 419 zu nehmen.

Das tut auch der stellvertretende Leiter des LBM in Trier, Hans-Michael Bartnick. "Jede Verkehrsänderung benötigt eine Eingewöhnungsphase", sagt er. "Verkehr verhält sich wie Wasser: immer den Weg des geringsten Widerstandes." Konkret bedeutet das: Die Gemeindestraße sei für den Durchgangsverkehr zwischen Luxemburg, Trier und Konz-Könen nicht attraktiv. Die Zufahrt von der B 419 aus auf die Ortsumgehung ins Gewerbegebiet sei zeitlich besser und werde langfristig 95 Prozent des Verkehrs von der L 138 aufsaugen. Der Rest werde sich innerhalb von Wasserliesch verlagern. Das sei den Anwohnern zumutbar.

Zumindest die vier, die sich an der Straße In der Zehnt versammelt haben, werden sich damit nicht zufrieden geben. Freudenreich sagt: "Das muss aufhören, dass die Leute eine gefühlte Zeitersparnis haben, wenn sie durchs Wohngebiet fahren." Laut Ortsbürgermeister Thomas Thelen stellt die Verwaltung die Ergebnisse einer ersten Verkehrszählung nach der Sperrung der L 138 bei der Ortsgemeinderatssitzung am heutigen Dienstag, 19 Uhr, in der Aula der Grundschule vor.KommentarMeinung

Denkbar schlechter Zeitpunkt für einen Testlauf
Auf der Gemeindestraße in Wasserliesch sind viel zu viele Autos unterwegs. Das liegt unter anderem daran, dass sich die Menschen an die komfortable Fahrt vom Gewerbegebiet auf die Ortsumgehung und dann auf die B 419 gewöhnen müssen. Die Strecke ist ein paar hundert Meter länger als über die Gemeindestraße, aber sie ist auch schneller. Es gibt keine Tempo-30-Zone, keine Schwellen auf der Straße und keine Schikane sind zu überwinden.

Noch problematischer als der Gewöhnungseffekt ist die Differenz zwischen der Verkehrsprognose und dem tatsächlichen Verkehr. Auch der Zeitpunkt der Testsperrung ist unglücklich: Warum wird die L 138 gesperrt, wenn die Menschen in der Verbandsgemeinde Konz ohnehin wegen der Sperrung von wichtigen Straßen (K 134 und Trierer Straße) aus dem letzten Loch pfeifen? Diese Entscheidung ist äußerst unglücklich. Denn es ist kaum vorstellbar, dass irgendwelche Tests zurzeit verlässliche Zahlen liefern. Schließlich fährt manch einer ohnehin andere Wege, weil er mit den Dauersperrungen zu kämpfen hat. c.kremer@volksfreund.deExtra: STIMMEN AUS DER NACHBARSCHAFT


Insgesamt kommt die neue B-51-Ortsumgehung gut an. Norbert Hoffmann, Geschäftsführer der BBK Baubedarf Konz GmbH & Co. KG im Gewerbegebiet Granahöhe, meint: "Die Umgehung erfüllt ihren Zweck." Bis sich alle an die neue Streckeführung gewöhnt hätten, dauere es wohl noch ein bisschen. Richard Lipka aus Oberbillig, ein Kunde des Baumarkts, klagt über fehlende Schilder, längere Wege und vor allem darüber, dass die L 138 zusätzlich zu den bestehenden Sperrungen in der Trierer Straße in Karthaus und der Domänenstraße (K 134) dichtgemacht worden sei. Der LBM habe dafür eine Narrenkappe verdient. Denn der Stau habe sich aus Könen und Karthaus raus auf die B 51 und die B 419 verlagert, schildert er seinen Eindruck.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort