Neue Perspektiven an der Ex-Kaserne

Hermeskeil · An der früheren Hochwaldkaserne zeichnet sich erstmals die Ansiedlung eines namhaften Unternehmens ab. Die im Großhandel der Dachdeckerbranche tätige Firma DEG will sich auf dem inzwischen privaten Gelände in Hermeskeil niederlassen. Nur noch eine befristete Zukunft hat hingegen der Zweckverband Konversion. Er steht vor der Auflösung.

Hermeskeil. "Wir schließen ein Kapitel endgültig ab und beginnen ein neues." So eröffnete der Vorsteher des Zweckverbands Konversion - Hermeskeils VG-Bürgermeister Michael Hülpes - am Mittwochabend eine Sitzung, in der aktuelle Entwicklungen an der Ex-Kaserne bekannt wurden. Sie führen zugleich dazu, dass ein Ende des Zweckverbands (siehe Extra) absehbar ist.

Die Situation an der Kaserne: Einstimmig und ohne Diskussion hat der Zweckverband einen Schlussstrich unter das Dorf Hochwald gezogen. Das Gremium hob den Bebauungsplan auf, der 2010 für das Tourismus-Projekt aufgestellt wurde. Die Pläne für eine 25 Millionen Euro teure Hotel- und Freizeitanlage mit über 1000 Betten waren vor einem Jahr durch die Pleite der privaten Investoren geplatzt.
Gegen die Macher ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft. Seit Ende März 2011 ist die Immobiliengesellschaft Viresca (Treis-Karden) Besitzer des einstigen, 38 Hektar großen Militärgeländes. Deren Vertreter Erich Gasber und Hans-Peter Schnorpfeil informierten darüber, dass sie ein erstes namhaftes Unternehmen mit konkreten Ansiedlungsabsichten an der Hand haben. Die auf den Dachdecker-Großhandel spezialisierte Firma "DEG - Alles für das Dach" habe in ihrer Niederlassung in Trier-Kenn Platzprobleme. Sie plane deshalb, nach Hermeskeil zu kommen und auf einem circa zwei Hektar großen Teil des Kasernengeländes unter anderem ein Hochregallager zu errichten. 16 Arbeitsplätze könnten so entstehen. "Wir hoffen darauf, dass dies eine Signalwirkung hat und sich auch andere Handwerksbetriebe ansiedeln", sagte Schnorpfeil. Eine DEG-Firmensprecherin betonte gestern auf TV-Anfrage, dass die mögliche Ansiedlung in Hermeskeil nicht bedeute, dass das Unternehmen den Standort Kenn verlasse. "Das ist eine zusätzliche Sache."
Der Zweckverband erklärte sich mit den Vorschlägen von Viresca einverstanden. Die Kasernen-Besitzer suchen zwar auch weiterhin Investoren, die ein früheres Stabsgebäude in ein Hotel umwandeln wollen. Diesbezüglich sagt Gasber dem TV: "Es gab das eine oder andere Gespräch. Spruchreif ist aber noch nichts."

Die Situation am Übungsplatz: Dort stocken die Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die Besitzer dieser Flächen ist. Ein erstes Verkaufsangebot hat die Bima zurückgenommen, weil sie an der Wertsteigerung des Areals teilhaben wollte. Die ursprünglich angedachte Nutzung für Windenergie und Photovoltaik-Freianlagen "ist inzwischen aber vom Tisch. Ein großes gemeinsames Projekt wird es dort nicht geben", betont Hülpes. Der geplante Windpark Hochwald liegt außerhalb des Übungsplatzes. Dieser liegt auf den Gemarkungen von Reinsfeld, Gusenburg und Hermeskeil. Die Gemeinden sollen nun selbst - und nicht mehr über den Zweckverband - mit der Bima über den Kauf der Flächen verhandeln. Stadtbürgermeister Udo Moser ist über die "Bewegungslosigkeit der Bima" verärgert. Sie blockiere die Bemühungen der Stadt, den Übungsplatz für sogenannte "Green Events" und naturnahe Erholung zu nutzen.

Die Situation im Zweckverband: Er steht auf Antrag der Stadt vor der Auflösung. "Durch den Verkauf der Kaserne ist der größte Grund seines Bestehens weggefallen", sagt Moser. Die Reinsfelder hatten eine solche Forderung schon vor einem Jahr erhoben - damals aber vergeblich. Inzwischen halte auch er es "für sinnvoll, die Planungshoheit an die Kommunen zurückzuverlagern", sagt Hülpes dem TV. So berühre die Kaserne nur die Belange der Stadt. Eine Auflösung müsse aber in rechtlich geordneten Bahnen ablaufen. Das könne bis zu einem Jahr dauern. Reinsfelds Ortschef Rainer Spies hatte sich für eine schnellere Auflösung innerhalb von zwei Monaten ausgesprochen, "damit es nicht noch "weitere Verzögerungen gibt." Weil dieser Antrag scheiterte, stimmten die Reinsfelder der mehrheitlichen Wiederwahl von Hülpes als Vorsteher nicht zu.Meinung

Schritt nach vorne
Na also, es geht doch: Nach den vielen negativen Schlagzeilen, die das Dorf-Hochwald-Debakel produziert hat, wurde es höchste Zeit, dass sich an der Kaserne etwas im positiven Sinne bewegt. Kommt es zu der von den privaten Besitzern angekündigten Ansiedlung eines bekannten Unternehmens wie der DEG, wäre in dieser Hinsicht ein guter Anfang gemacht. Sicher, der ganz große Wurf wird bei den Konversionsbemühungen in Hermeskeil wohl nicht mehr gelingen. Die bisherigen Ergebnisse, die der Zweckverband seit seiner Gründung erzielt hat, sind - gelinde gesagt - sehr überschaubar. Aber eins muss auch festgehalten werden: Die neuen Kasernenbesitzer von Viresca bleiben mit ihren Plänen auf dem Boden der Tatsachen und setzen sich offenbar realistischere Entwicklungsziele. Das ist aber auch gut so: Denn der Einsturz eines Luftschlosses - das Dorf Hochwald hieß - reicht völlig aus. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Der Zweckverband Konversion wurde 2006 gegründet. Das 17-köpfige Gremium besteht aus Mitgliedern der VG und der Stadt Hermeskeil, der Gemeinden Reinsfeld und Gusenburg sowie des Kreises Trier-Saarburg. Der Zweckverband hat (noch) die Planungshoheit über alles, was sich auf dem Gelände der früheren Kaserne und des dazugehörigen Übungsplatzes abspielen soll. ax