Neue Saarbrücke kommt, alter Umweg bleibt

Wiltingen · Etwa 100 Bürger und Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft haben am Montag den Startschuss für den Bau einer neuen Saarbrücke bei Wiltingen gefeiert. Während die Politiker nach dem jahrelangen Standortstreit versöhnliche Töne anstimmen, ist so mancher Bürger enttäuscht.

Wiltingen. Die Winzerkapelle Wiltingen spielt Happy Luxembourg, ein Stück von James Last. Die Gäste warten größtenteils in der prallen Sonne auf die Festredner. Ein Rednerpult steht hingegen unter einem Pavillon im Schatten. Etwa 100 Menschen sind gekommen, um den Bau der neuen Wiltinger Brücke zu feiern, die künftig Wiltingen mit Kanzem, Bibelhausen und Ayl verbindet.
Neben Vertretern aller politischen Fraktionen sind viele Bürger aus Wiltingen beim symbolischen Abriss-Akt dabei. Der Höhepunkt: Politiker und Vertreter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) entfernen ein Stück des Geländers von der alten Brücke. Damit greifen sie den eigentlichen Bauarbeiten voraus, denn die beginnen voraussichtlich am 15. Juli (siehe Extra).
Die Festreden halten der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz (CDU), Landesinfrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) und Edeltrud Beyer, Chefin des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Trier und der Wiltinger Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger. Sie alle betonen, wie wichtig der Bau der 3,2 Millionen Euro teuren Wiltinger Brücke ist und wie langwierig die Diskussion auf dem Weg zum Neubau war. "Kaum eine Straßenbaumaßnahme - mit Ausnahme des Moselaufstiegs - hat den Kreistag in den letzten zehn Jahren so in Anspruch genommen wie die Wiltinger Saarbrücke", sagt Schartz. Damit spielt er darauf an, dass die Wiltinger gegen den Neubau am alten Brückenstandort protestiert haben - also genau gegen das, was jetzt umgesetzt wird. Die Bürger haben Unterschriftensammlungen für einen neuen Standort gemacht, etwa einen Kilometer flussabwärts. Die Gemeinde hat sogar gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt. Und sie ist gescheitert. Der von ihr bevorzugte Standort verstieß gegen Umweltauflagen, weil er in einem Naturschutzgebiet liegt.
Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger stimmt trotz des ganzen Ärgers um die Brücke versöhnliche Töne an: "Ich bin froh, dass wir heute den Spatenstich machen, auch wenn ich der Meinung bin, dass das nicht der richtige Standort ist." Der Alternativ-Standort direkt gegenüber der Einfahrt in den Wiltinger Ortskern liege "verkehrsgünstiger". Allerdings lohne es sich ja, für ein gutes Glas Wiltinger Wein einen kleinen Umweg zu fahren. Das habe schon der Richter am Trierer Verwaltungsgericht gesagt, setzt Rommelfanger schmunzelnd hinzu.
Weniger gelassen sehen viele Wiltinger Bürger die Entscheidung für den alten Brückenstandort. Sie fühlen sich übergangen. "Wir konnten ja nichts machen", sagt Klaus Wagner aus Wiltingen. Noch deutlicher wird Eduard Baasch, der ortsansässige Bäcker. Er kritisiert den Umweg für Auto- und Radfahrer. Touristisch und wirtschaftlich sei die Entscheidung für den alten Standort fatal für die Gemeinde. "Es ist traurig, dass die Bürger einfach nicht mehr angehört werden", sagt Baasch. Die Politik entscheide einfach von oben herab.Extra

Der Abriss der Wiltinger Brücke beginnt laut Landesbetrieb Mobilität am 15. Juli. Der Neubau dauert zwei Jahre (der TV berichtete). Bis die Hilfsbrücke, die wenige Meter flussaufwärts installiert wird, steht, wird die Strecke über die Saar vier Wochen lang voll gesperrt. Für Wirtschaftsbetriebe und Winzer soll es dann möglich sein, über das Schodener Wehr zu fahren. Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger erläutert das Verfahren heute, 19 Uhr, im Wiltinger Bürgerhaus mit den Betroffenen. Ist die Hilfsbrücke fertig, kann der Verkehr die Saar auf einer Spur überqueren. Eine Vollsperrung ist 2015 wieder notwendig. cmk

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