Neue Schönheitskönigin heißt Baroness

Kell am See · Die schönste Kuh aus den Kreisen Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich heißt Baroness. Sie kommt von einem Zuchtbetrieb im Saargau und trägt nun den Ehrentitel "Miss Hochwald 2015". Den hat das 700 Kilo schwere Prachtexemplar am Montag bei der 55. Verbandsgemeinde-Tierschau in Kell gewonnen. Die traditionsreiche Veranstaltung lockte bei bestem Wetter rund 5000 Besucher an.

Neue Schönheitskönigin heißt Baroness
Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Kell am See. Als es zum Schluss so richtig spannend wird, stehen auf der großen Wiese neben dem Keller Sportplatz nur noch drei Kühe im Vorführring. Juror Alfred Bormann flüstert Carina Hirschen die Nummer der Siegerin ins Ohr. Direkt danach läuft die amtierende rheinland-pfälzische Milchkönigin - wie es das Ritual will - an den aufgereihten Tieren entlang und tippt schließlich die schönste Kuh der Schau an. Es ist Baroness, ein vier Jahre altes Holstein-Rind, das im Zuchtbetrieb von Linda Zehren aus Kirf-Beuren (VG Saarburg) zu Hause ist. Kaum ist die Entscheidung gefallen, entfährt der stolzen Besitzerin ein Freudenschrei. Auch ein paar Tränen kullern.
Denn mit diesem Erfolg hatte Zehren gar nicht gerechnet, wie sie selbst sagt.
Baroness darf sich nun also "Miss Hochwald 2015" nennen. Die Siegerschärpe hängt erstmals der neue VG-Bürgermeister Martin Alten der 700 Kilo schweren Dame mit einer Milchleistung von etwa 9500 Liter pro Jahr über. "Wir haben schon vor ein paar Wochen damit begonnen, das Laufen am Seil zu üben. Das sind die Tiere ja nicht gewohnt", sagt Zehren. In den Tagen vor dem großen Auftritt wurde Baroness - aber auch alle anderen rund 40 Kühe, die sich dem Urteil der Jury stellten - zudem ordentlich gestriegelt und geschniegelt. Die Besitzer haben ihnen das Fell geschoren und gewaschen. Auch der ein oder andere Kunstgriff gehört dazu, wie Zehren am Beispiel von Baroness erzählt: "Sie hat einen dunklen Fleck, der nicht so schön aussieht. Den habe ich mit weißem Spray abgedeckt. Aber Frauen schminken sich ja schließlich auch", sagt sie lachend.
Für die Preisrichter um Hormann sind allerdings andere Merkmale noch viel wichtiger. "Wir achten besonders auf den Euter und das Fundament, also den Beinbereich. Denn nur eine Kuh, die sich gut bewegen kann, lässt sich auch gut melken und bringt viel Leistung", sagt Hormann im TV-Gespräch.
Für die Landwirte hat die traditionsreiche Veranstaltung in Kell eine herausragende Bedeutung. Das betont Helmut Backes: "Tierschauen in diesem Rahmen sind selten geworden. Ja, es gibt in unserer Region eigentlich nur noch diese hier. Sie gibt uns die Chance, dass wir sehr vielen Bürgern unsere Zuchtleistungen zeigen und sie zugleich auch über unsere Arbeit informieren können."
Diese Aussage des Vorsitzenden der Züchtervereinigung Trier-Wittlich trifft sowohl auf die Besitzer von Kühen, als auch von Pferden zu. Denn im Wechsel mit den Rindern werden im Ring nebenan auch etwa 30 besonders schöne Stuten vorgeführt und später prämiert. Einen festen Platz hat in Kell auch die Ausstellung von Kleintieren wie Geflügel und Kaninchen in einem Zelt.
Dieses ganze Paket hat die VG-Tierschau, die 1960 Premiere feierte, zu einem echten Publikumsmagneten gemacht. Die traditionsreiche Veranstaltung am Schlusstag der Keller Kirmes hat sogar den scherzhaften Ruf, der inoffizielle "Nationalfeiertag" der VG Kell zu sein. Besucher Werner Biwer aus Reinsfeld kann das nur bestätigen. Er ist gebürtig aus Kell und betont: "Die Tierschau ist einfach ein Muss. Hier kommt man hin und trifft Leute, die man schon lange nicht mehr gesehen hat." Dementsprechend rege ist auch das Treiben rund um die Essens- und Getränkestände, währenddessen der Keller Musikverein Concordia aufspielt.
Ein anderer Stammgast ist Elisabeth Gimmler aus Gehweiler im Saarland: "Wir machen immer einen Ausflug mit der ganzen Familie. Auf den freuen sich vor allem die Kinder sehr, weil sie hier so viele Tiere sehen und streicheln können." Auch die Vertreter aus der hohen Politik sind wie gewohnt zahlreich vertreten. Wegen des herrlichen Spätsommerwetters ist dieses Jahr sogar noch mehr Betrieb als sonst. Diesen Eindruck bestätigt auch Alten. Er schätzt im TV-Gespräch, dass insgesamt rund 5000 Besucher bei der 55. VG-Tierschau in Kell dabei waren.
Extra

Neue Schönheitskönigin heißt Baroness
Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"
 Im schnellen Schritt durch den Vorführring: Die Züchter präsentieren ihre Pferde dem Publikum.

Im schnellen Schritt durch den Vorführring: Die Züchter präsentieren ihre Pferde dem Publikum.

Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"
 Viel los: In Kell tummeln sich bei herrlichem Spätsommerwetter zahlreiche Tiere und noch mehr Menschen.

Viel los: In Kell tummeln sich bei herrlichem Spätsommerwetter zahlreiche Tiere und noch mehr Menschen.

Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"
 Kleiner Mann trifft großes Traktorrad.

Kleiner Mann trifft großes Traktorrad.

Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"
 „Schau mal“: Ein Stand mit Pferdegeschirr weckt das Interesse dieser Besucher.

„Schau mal“: Ein Stand mit Pferdegeschirr weckt das Interesse dieser Besucher.

Foto: friedemann vetter (ve.), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Als beste Stute der Schau zeichnete die Jury Ma belle Cherie von Züchter Alfred Kohn (Vierherrenborn) aus. Das Publikum konnte mittels Stimmkarten seine Favoriten küren: Bei den Kühen gewann Relli aus dem Betrieb von Jürgen Knapp aus Nohfelden die Publikumswahl, bei den Pferden Hera von Züchter Edgar Mai aus Schillingen. ax

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