Neuer Kümmerer für Keller Jugend

Kell am See · Wie wird die Jugendarbeit in der Verbandsgemeinde (VG) Kell künftig personell gestaltet? Diese Frage hat am Mittwochabend den VG-Rat entzweit. Nach heftiger Debatte entschloss sich das Gremium mehrheitlich gegen eine Kooperation mit der VG Ruwer und für die Einstellung eines eigenen Jugendpflegers. Er heißt Markus Ankerstein und tritt am 1. Januar 2013 seinen Dienst an.

Die wichtigste Entscheidung fiel hinter verschlossenen Türen. Im nichtöffentlichen Sitzungsteil hat der VG-Rat Kell die Stelle des Jugendpflegers neu besetzt. "Mit großer Mehrheit", so Bürgermeister Werner Angsten im TV-Gespräch, habe sich das Gremium dafür ausgesprochen, dass Markus Ankerstein diese Aufgabe ab 1. Januar 2013 übernimmt (siehe Extra). Der Posten ist nach der Auflösung des Arbeitsvertrags mit Michael Binder seit Monaten vakant.

Ungewöhnliche Koalitionen: Doch bevor diese Personalie geklärt wurde, gab es im VG-Rat eine teils hitzige Grundsatzdiskussion. Die Kernfrage beim künftigen Kurs der Jugendarbeit lautete zusammengefasst: Soll die VG Kell einen eigenen Jugendpfleger beschäftigen oder sich mit der VG Ruwer zusammentun und die Arbeit auf ein dreiköpfiges Jugendpfleger-Team verteilen?
Diese Kooperation hatte die Fraktion "Junge Liste" (Julis) gefordert. Dieser Antrag stieß aber ausgerechnet bei Andreas Rommelfanger - dem Vertreter des VG-Jugendrats - nicht auf Gegenliebe. Die CDU-Fraktion schloss sich zwar dem Antrag der Julis an. Doch Angsten und der erste Beigeordnete Josef Leineweber (beide CDU) sprachen sich für einen eigenen Jugendpfleger aus. Genau diese Position wurde auch von SPD und FWG vertreten.

Die Haltung von CDU und Julis: Jens Anell von den Julis warb für eine Zusammenarbeit mit der VG Ruwer. Bei Gesprächen sei von dort das Angebot gekommen, "dass wir die drei Mitarbeiter, die dort in diesem Bereich tätig sind, mitnutzen können." Das hätte unter anderem den Vorteil, dass sich das Trio fachlich besser austauschen und bei Krankheit oder Urlaub vertreten könne. Mit Blick auf die Debatten bei der Kommunalreform sagte Anell: "Das wäre eine sehr gute Möglichkeit, dem Land mal zu zeigen, dass endlich einmal eine Kooperation gemacht und das Kirchturmdenken aufgelöst wird." Sascha Kohlmann (CDU) betonte, dass aus seiner Sicht "ein Personalpool mit Ruwer für uns einen Mehrwert hat."
Johannes Reitz (CDU) wies darauf hin, dass beim Ruwerer Vorschlag ein Jugendpfleger "fest in Kell stationiert sein soll". Das Angebot sah aber vor, dass die VG Kell bei der Bezahlung der Jugendpfleger ihren Anteil von einer halben auf eine Dreiviertelstelle aufstockt.
Die Position von SPD und FWG: SPD-Sprecher Manfred Rauber sagte: "Die Parameter für eine Kooperation mit Ruwer passen nicht." Er erinnerte daran, dass die VG-Gremien früher einig dar-über waren, die Kosten für den Jugendpfleger von einer Dreiviertel- auf eine Halbtagsstelle zu senken und damit pro Jahr 18 000 Euro zu sparen. "Jetzt will man die Stelle aber wieder auf Dreiviertel hochpushen. Damit sind wir nicht einverstanden." FWG-Sprecher Edmund Schmitt lehnte eine Kooperation ebenfalls ab. "Wir sollten jemand Eigenes einstellen, damit wir auch künftig die Personalhoheit haben. Das wäre bei der Geschichte mit Ruwer nicht der Fall."

Das sagt die Verwaltung: Der Beigeordnete Leinweber bemängelte, "dass wir hier herumeiern und zwei Themen miteinander vermischen". Man müsse die Frage nach Kooperationen und die nach einem Jugendpfleger von-einander trennen. Leineweber betonte: "Die Jugendlichen brauchen eine feste Bezugsperson. Deshalb ist von der Sache her ein eigener Jugendpfleger richtig." Diese Auffassung vertrat auch Angsten. Er plädierte dafür, die früheren Beschlüsse der VG-Gremien umzusetzten, zumal man auch schon 1000 Euro für die Ausschreibung der Stelle ausgegeben habe. "Wenn wir einen eigenen Jugendpfleger haben, kann man ja auch im Nachhinein noch nach Möglichkeiten für eine Kooperation suchen. Beim Tourismus machen wir das mit Ruwer und Hermeskeil ja auch."

Das sagt der Jugendrat: Andreas Rommelfanger betonte, dass sich die Jugendlichen "schnellstmöglich einen eigenen Jugendpfleger wünschen. Wir warten dar-auf ja schon seit Monaten". Bei einer Kooperation befürchte er, dass sich die Verhandlungen noch zu lange hinziehen.
Schlussendlich wurde der Antrag der Julis - die nach einer Sitzungsunterbrechung doch noch die Kooperation mit Ruwer auf eine Halbtagsstelle beschränken wollten - mit zwölf zu acht Stimmen abgelehnt.

Meinung

Die günstigere Lösung
Kooperationen: Dieses Zauberwort hört sich immer wieder schön an. Doch in der Praxis wird\'s dann bei allem guten Willen ziemlich schwierig. Die Diskussion um einen Jugendpfleger für Kell ist dafür ein gutes Beispiel. Richtig: Ein wichtiges Ziel bei Kooperationen ist es, Kräfte zu bündeln. Die Jugendarbeit in den zwei VG Ruwer und Kell auf ein Team von drei Mitarbeitern zu verteilen ist deshalb grundsätzlich ein ganz guter Gedanke. Aber: Das entscheidende Kriterium für Kooperationen muss darin liegen, dadurch Kosten zu sparen. Genau das Gegenteil wäre aber bei der Zusammenarbeit mit Ruwer und der Aufstockung auf eine Dreiviertelstelle passiert. Insofern ist der eigene, als Halbtagskraft engagierte Jugendpfleger für Kell die günstigere und damit wohl auch bessere Lösung. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

 Markus Ankerstein. Foto: privat

Markus Ankerstein. Foto: privat

Markus Ankerstein ist 46 Jahre alt ist und wohnt in Reinsfeld. Er war einer von sieben Bewerbern, die sich nach der öffentlichen Ausschreibung der Stelle im August gemeldet hatten. Ankerstein wird in Kell - zunächst auf zwei Jahre befristet - als Halbtagskraft arbeiten (19,5 Stunden). Zum Aufgabengebiet gehören unter anderem die Planung von Freizeitangeboten und sozialpädagogischen Projekten. Außerdem kümmert sich der Jugendpfleger begleitend um die Jugendräume in den Orten. "Ich freue mich auf eine reizvolle Aufgabe", sagt der Diplom-Pädagoge. Dass er in Kell einen wohnortsnahen Arbeitsplatz hat, sei ein Grund für seine Bewerbung gewesen. "Außerdem mache ich gerne Jugendarbeit." Mit jungen Leuten hat er auch bei seiner derzeitigen Tätigkeit beim Fan-Projekt von Eintracht Trier zu tun. Dies ist ebenfalls eine Teilzeitstelle, die Ankerstein auch fortführen will. ax

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