Neuer Weg zur Erstkommunion

Es ist eine Neuheit im Bistum: Fünf Pfarreien an Saar und Obermosel praktizieren erstmals eine veränderte Form der Vorbereitung auf die Erstkommunion. Mit einem gestrafften und flexiblen Programm möchten die Verantwortlichen eine Entzerrung des "großen Tages" erreichen. Tawern distanziert sich von der Idee.

 Katechet Stefan Peters erklärt den Kommunionkindern den Altar von St. Aper in Wasserliesch. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Katechet Stefan Peters erklärt den Kommunionkindern den Altar von St. Aper in Wasserliesch. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Wasserliesch. In der Wasserliescher Pfarrkirche St. Aper herrscht reger Betrieb. 70 Kinder und mehrere Katecheten bereiten sich unter der Leitung von Pastor Jörg Dunsbach und Pastoralreferentin Marie-Luise Burg auf ihre Kommunion vor. Die erwachsenen "Fachleute" erklären kindgerecht die Bedeutung von Altar und Tabernakel, Beichtstuhl, Weihrauch und ewigem Licht.

Und doch ist vieles anders in diesem Jahr. Die Kinder sollen nicht mehr zu einem bestimmten Termin alle gemeinsam zur Kommunion kommen, sondern auch an einem Wunsch-Sonntag im Rahmen einer regulären Messe erstmals das Sakrament empfangen können. Dadurch solle es möglich sein, dass sich die Feiern nicht nur auf einen Tag - wie den "Weißen Sonntag" - konzentrieren, erläutert Pastoralreferentin Marie-Luise Burg. Außerdem sei die Vorbereitungszeit auf vier Samstage von jeweils drei Stunden gestrafft worden. "Hiermit passen wir uns den gesellschaftlichen Veränderungen an. Außerdem stellen wir die Bedeutung des Sakramentes der Kommunion heraus, indem wir auch die Eltern mit vorne zum Altar bitten", sagt Burg. Ebenso geben sie den Müttern und Vätern Tipps, wie sie ihre Kinder auch Zuhause auf die Kommunion vorbereiten können.

In einer Projektgruppe der Pfarreiengemeinschaft Saar-Mosel haben die Gemeindemitglieder aus Könen, Nittel, Oberbillig, Temmels und Wasserliesch selbst dieses im Bistum neue Konzept erarbeitet. Angedacht sei auch eine weitere Flexibilisierung: So sollen in Zukunft nicht nur Drittklässler, sondern alle Grundschulkinder zur Erstkommunion zugelassen werden. "Die Vorschriften der Kirche sind da frei, sie wurden nur bisher sehr eng interpretiert", sagt Marie-Luise Burg. "Mir gefallen die Offenheit und die Idee der Gemeinschaft mit den Eltern am neuen Konzept", sagt Katechet Norbert Ames. "Toll, wie das jetzt gemacht wird, viel weniger Stress als bei meiner Schwester", erklärt einer der Jungs. Pastor Dunsbach strahlt über das ganze Gesicht: "Durch die Neuerungen kann ich in diesem Jahr die Vorbereitungszeit sehr intensiv erleben, das gibt mir sehr viel!" Katechet Ames fügt hinzu: "Das Konzept haben wir mit dem Seelsorgeteam selbst erarbeitet, das ist Kirche von unten."

Alles andere als begeistert hat der Tawerner Pfarrgemeinderat auf die neue Idee reagiert. "Wir halten diesen Weg für nicht akzeptabel", sagt der stellvertretende Vorsitzende Herbert Kürsten auf TV-Anfrage. Er wende sich nicht generell gegen Veränderungen, doch mit dem neuen Konzept werde "der Auftrag, den wir als Kirche haben", aufgegeben. "Ich weiß nicht, was das noch mit Gemeinsinn zu tun hat", kritisiert er die Flexibilisierung.

EXTRA Das sagt das Bistum dazu: "Es gibt einige Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften, die eigene Konzepte für die Erstkommunion entwickeln", teilt Michael Kneib, Direktor "Pastoral und Gesellschaft" im Bistum Trier, auf TV-Anfrage mit. "Diese Konzepte werden nicht immer mit Wissen und unter Einbeziehung des Bistums Trier entwickelt. In diesem Fall hatte das Bistum keine Kenntnis darüber." Pastoralreferentin Burg erläutert dem TV hingegen, dass unter anderem der Dechant und Martin Lörsch, der im Bistum für die territoriale und kategoriale Seelsorge verantwortlich ist, informiert worden seien. Das neue Konzept sei laut Kneib nicht ohne weiteres auf andere Pfarreien übertragbar. "Die Situation der Pfarreien im Bistum Trier ist sehr unterschiedlich, und es bedarf jeweils einer Prüfung jedes Einzelfalls, ob neue Formen der Erstkommunion sinnvoll sind." (api)

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