Neues Betreuungsangebot für Demenzkranke

Für die einen ein geselliger Nachmittag - für die anderen eine kurze Auszeit von der täglichen Verantwortung: Im Hermeskeiler Mehrgenerationenhaus Johanneshaus erwartet die Betreuungsgruppe Vergissmeinnicht Menschen, die an Demenz erkrankt sind.

 Jeden Mittwoch lädt die Betreuungsgruppe um Leiterin Iris Wilhelm (Mitte), Waltraud Rosar (links) und Cäcilia Kaiser Demenzpatienten ins Hermeskeiler Bistro Don Camillo ein. TV-Foto: Ursula Schmieder

Jeden Mittwoch lädt die Betreuungsgruppe um Leiterin Iris Wilhelm (Mitte), Waltraud Rosar (links) und Cäcilia Kaiser Demenzpatienten ins Hermeskeiler Bistro Don Camillo ein. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil. Ihre vergnügten Mienen beim Nachhausegehen sprechen Bände: Die Gäste des Bistros Don Camillo haben einen kurzweiligen Nachmittag im Hermeskeiler Mehrgenerationenhaus Johanneshaus erlebt. Wie im Flug sind die zweieinhalb Stunden für sie vergangen. Denn dieses Mal haben sie dort bei ihrem Besuch altbekannte Gegenstände aus ihrer Vergangenheit vorgefunden. So etwa eine Bettflasche aus Zink und einen alten Griffel, wie sie ihn früher als Schüler für ihre Schiefertafeln selbst verwendeten. Nicht selten lernten dann auch sie als Betreuer einiges dazu, erzählt Iris Wilhelm, Leiterin der Betreuungsgruppe Vergissmeinnicht. Doch weit mehr freue sie, dass ihre Besucher "richtig fröhlich" würden, sobald sie von früher erzählten. Seit Anfang Mai betreut die Krankenschwester mit insgesamt fünf ehrenamtlichen Mitarbeitern Menschen, die an Demenz erkrankt sind.

Die ehrenamtlichen Helfer, darunter Krankenschwestern und Altenpflegerinnen, sind alle speziell geschult. Die Entscheidung für den Gruppennamen Vergissmeinnicht befürworten sie. Das passe einfach sehr gut, begründet Wilhelm. Zudem unterstütze der Trierische Volksfreund mit seiner gleichnamigen Initiative ihr Engagement.

Mit Krankenpflege oder Medikamenten hat das reine Betreuungsteam allerdings nichts zu tun. Die Besucher müssen daher fit sein. Im Gegenzug erwartet sie ein lustiger Nachmittag, an dem sie singen und Sprichwörter ergänzen können - was bei den Gästen sehr beliebt ist. Das Langzeitgedächtnis funktioniere, erklärt Wilhelm. Es werde "viel im Früher gekramt" - aber die Zahl der eigenen Enkel wisse mancher leider nicht mehr. Dennoch interessierten sie sich für aktuelle Nachrichten. Falls sich jemand zurückziehen wolle, sei das auch kein Problem. "Sie sollen sich angenommen fühlen - so, wie sie als Person sind", betont Altenpflegerin Cäcilia Kaiser. Auch Angehörige könnten dazu kommen. Das helfe, den kranken Angehörigen einem Fremden in Obhut geben zu können, und erleichtere den vielleicht einmal anstehenden Umzug in ein Seniorenheim.

Laut Wilhelm knüpft das Betreuungsangebot, das derzeit noch in den Kinderschuhen steckt, an die Erfahrungen des seit 2006 bestehenden Demenzzentrums für die Region Trier an.

Mitarbeiter Stefan Kugel hat die Kooperation von Mehrgenerationenhaus, DRK-Pflegestützpunkt und Tagespflege des Hochwald-Altenzentrums St. Klara aufgebaut. Das Ziel sei, den Menschen schöne Nachmittage zu bieten - und Angehörigen eine Auszeit. Dies sollte möglicht flächendeckend in der Region ermöglicht werden. Die für die Nachmittagsbetreuung zu zahlenden 15 Euro pro Person könnten über die Pflegeversicherung erstattet werden, so Kugel. Die Gruppentreffen sind immer mittwochs von 14.30 bis 17 Uhr.

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