Neues Zentrum für 2500 Protestanten

Hermeskeil · Der Garten des evangelischen Pfarrhauses in Hermeskeil hat sich in eine Baustelle verwandelt. Dort entsteht für rund 715 000 Euro das neue Zentrum der Kirchengemeinde Hermeskeil-Züsch, der rund 2500 Gläubige aus 25 Orten angehören. Unklar ist noch, was nach dem Ende September geplanten Umzug mit dem bisherigen Domizil der Protestanten, dem Bonhoeffer-Haus, passiert.

Hermeskeil. In der Saarstraße in Hermeskeil konzentriert sich auf engem Raum das evangelische Leben im Hochwald. An der Ecke zur Trierer Straße steht seit 1852 die Kirche. Schräg gegenüber erhebt sich der große Gebäudekomplex des 1967 errichteten Dietrich-Bonhoeffer-Hauses, das noch als Zentrum der Kirchengemeinde Hermeskeil-Züsch dient. Vis-a-vis befindet sich in der Hausnummer 35 das Pfarrhaus mit Gemeindebüro.
Was sich von der Saarstraße aus allerdings kaum erkennen lässt: Auf der Wiese hinter dem Pfarrhaus gibt es eine größere Baustelle. Erst seit einigen Tagen gibt es für diese Aktivitäten ein etwas deutlich sichtbareres Anzeichen. Auf der Fundamentplatte wurde eine Rückwand aus Fertigbeton aufgerichtet.
Denn an dieser Stelle wird das neue Gemeindezentrum für rund 2500 evangelische Gläubige aus 25 Orten entstehen (siehe Extra). 715 000 Euro wird der Neubau - ein holzvertäfelter Flachbau mit großen Glaselementen an drei Seiten - voraussichtlich kosten. "Wir wollen vor dem Erntedankfest, also etwa Ende September, einziehen", sagt Pfarrerin Heike Diederich.
Die Entscheidung, das Projekt anzupacken, hat beim Presbyterium gelegen. Sie werde von den Gläubigen allgemein begrüßt, so Diederichs Erfahrung. Denn: "Viele in der Gemeinde sind das alte Bonhoeffer-Haus einfach leid. Sie sagen, es ist zu kalt und habe nur Treppen", berichtet die Pfarrerin über die Rückmeldungen, die sie von den Leuten an der Basis bekommen habe.
Auch Diederich selbst betont, dass das bisherige Domizil angesichts der rückläufigen Zahl an Gemeindemitgliedern "inzwischen viel zu groß für uns ist. Es werden nur noch wenige Räume genutzt". 600 Quadratmeter Nutzfläche hat das bisherige Bonhoeffer-Haus. Sie verteilen sich über drei Etagen. Da Aufzüge fehlen, ist das Gebäude nicht behindertengerecht. Deshalb lautet Diederichs Fazit: "Das Bonhoeffer-Haus entspricht einfach nicht mehr den Anforderungen an die Zukunft."
Eine Generalsanierung des Gebäudes wäre aber teurer gewesen als jetzt neu zu bauen, begründet sie die Entscheidung des Presbyteriums.
Das künftige Zentrum wird mit einer Nutzfläche von etwa 200 Quadratmetern nun eine für die Gemeindezwecke angemessene Größe haben, so Diederich. Es hat einen behindertengerechten Zugang und zehn Parkplätze vor der Tür (Zufahrt über die Pater Engelbrecht-Straße). Herzstück ist ein 80 Quadratmeter großer Gemeindesaal, der durch Schiebelemente in drei Räume unterteilt werden kann. Er wird für alle Gemeindaktivitäten - etwa Treffen des Seniorenkreises, die Proben des Kirchenchores oder auch für Anlässe wie ein Beerdigungscafé - genutzt. Auch das Gemeindebüro zieht vom Pfarrhaus ins neue Zentrum, das den Namen "Dietrich-Bonhoeffer-Haus" behält.
Was mit dem Altbau passiert, steht in den Sternen. "Da ist noch keine Entscheidung gefallen", sagt Diederich. Für die Kirchengemeinde wäre als Besitzerin die Vermietung des Gebäudes eine Variante. "Das Haus liegt ja in absolut zentraler Lage. Dadurch könnte es sich zum Beispiel für Betreutes Wohnen anbieten. Nach meiner Auffassung sind für solche Vorhaben hier in Hermeskeil die Möglichkeiten noch nicht ausgereizt", sagt Diederich. Das könne die Gemeinde aber nicht selbst schultern, sondern sie müsste dafür einen privaten Investor finden, wobei eine finanzielle Beteiligung an einem solchen Projekt denkbar sei, so Diederich. Auch ein Abriss des Hauses ist aber nicht ausgeschlossen.Extra

Im Bereich der Kirchengemeinde Hermeskeil-Züsch, die sogar die Landesgrenzen überschreitet, leben etwa 2500 evangelische Christen. Sie kommen aus zwölf Orten der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil (Ausnahme Naurath/Wald) und aus sechs Dörfern im östlichen Teil der VG Kell (Heddert, Kell, Lampaden, Mandern, Schillingen und Waldweiler). Hinzu kommen die Protestanten aus sieben Ortsteilen der saarländischen Großgemeinde Nonnweiler (Bierfeld, Braunshausen, Kastel, Nonnweiler, Otzenhausen, Primstal und Sitzerath. Nur der Ortsteil Schwarzenbach gehört nicht dazu. Evangelische Gotteshäuser gibt es in Hermeskeil, Züsch und Mariahütte. Die evangelischen Gläubigen aus dem westlichen Teil der VG Kell, also aus den sieben Orten im Zerfer Raum, sind Mitglieder der Kirchengemeinde Saarburg. Dort ist in der früheren neuapostolischen Kirche ein neues Gemeindezentrum enstanden (der TV berichtete bereits). ax

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