Neuhütten investiert in den Nachwuchs

Neuhütten · Kein Wald, keine Windräder und nur wenig Gewerbe: Die Gemeinde Neuhütten hat kaum Aussichten, ihre finanziellen Probleme aus eigener Kraft zu lösen. Trotzdem plant sie für das Jahr 2012 zusammen mit den Nachbarn aus Züsch eine große Investition: die Erweiterung des gemeinsamen Kindergartens. Das insgesamt 460 000 Euro teure Projekt drückt dem jetzt vom Rat gebilligten Etat seinen Stempel auf.

Neuhütten. Wenn in der Haushaltssitzung Kassensturz gemacht wird, ist das für die Mitglieder des Neuhüttener Gemeinderats schon seit langem eine sehr ernüchternde Angelegenheit. Auch 2011 und 2012 fehlt im 900-Einwohnerort das Geld an allen Ecken und Enden. In diesem Jahr klafft im Ergebnishaushalt ein Loch von 145 070 Euro, nächstes Jahr wird das Minus bei 129 248 Euro liegen. Ortshaushalt: Magere Einnahmen Die finanzielle Situation der Gemeinde ist also unverändert schlecht. Allerdings stellt Ortsbürgermeister Peter Kretz klar: "Wir haben keine Chance, daran etwas zu ändern." Denn auf der Einnahmenseite sieht es dürftig aus. Der Ort ist zwar von Wald umgeben - der gehört aber dem Land. Einkünfte aus der Forstwirtschaft fließen nach Mainz. Auch drehen sich bei Neuhütten keine Windräder, woran sich auch in Zukunft wegen der Lage des Orts in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück nichts ändern wird. Und auch an Gewerbesteuern fließen nur magere 38 000 Euro in die Gemeindekasse, so die Schätzung. Es kommen zwar über die Grundsteuern A und B (49 000 Euro), den Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer (rund 220 000 Euro) oder die Schlüsselzuweisungen des Landes (rund 140 000 Euro) weitere Einnahmen nach Neuhütten. Das reicht aber nicht aus, um die Ausgaben - etwa die Unterhaltung der bestehenden Infrastruktur wie das Bürgerhaus und vor allem die Umlagezahlungen an die Verbandsgemeinde Hermeskeil (rund 180 000 Euro) und den Kreis (rund 195 000 Euro) - abzudecken. Um im laufenden Geschäft flüssig zu bleiben, müssen die Neuhüttener deshalb pro Jahr rund 100 000 Euro an Krediten aufnehmen. Mit dieser Situation steht Neuhütten aber nicht alleine da. Auch andere Orte - in der Region beispielsweise Züsch, Damflos oder Beuren - müssen sogenannte Liquiditätskredite aufnehmen. "Wir sind chronisch unterfinanziert", betonte Kretz in der Haushaltssitzung - eine Aussage, die Kai Rosar von der VG-Verwaltung ausdrücklich bestätigte.Es wird umsichtig gehaushaltet

Dabei legt der Gemeindechef Wert auf eine Feststellung. "Ich kann mich in den zurückliegenden Jahren an keinen Fall erinnern, bei dem wir über den Durst getrunken hätten. Das Einzige, was man uns vorwerfen könnte, ist, dass wir unsere Vereine mit kleinen Beträgen unterstützen." Das hat der Rat in seiner Sitzung mit seinem Ja zu einer 1000-Euro-Spende an die Kultur- und Karnevalsinitiative (Kuki) gemacht. Bei den Investitionen wurde im laufenden Jahr auf Sparflamme gekocht. Bescheidene 38 440 Euro wurden ausgegeben. Ein Schwerpunkt lag dabei mit Ausgaben von 16 000 Euro auf dem Bürgerhaus. In diesem Betrag sind sowohl Sanierungsarbeiten als auch der Kauf von neuen Einrichtungsstücken enthalten. 2012 steht der Gemeinde Neuhütten hingegen bei einem Gemeinschaftsprojekt mit den Nachbarn aus Züsch ein finanzieller Kraftakt bevor. Dessen Auslöser ist jedoch eine Entscheidung von oben. Durch ein Bundesgesetz haben Eltern von Zweijährigen schon seit August 2010 Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Ab 2013 gilt das auch für Einjährige. Um dieser Regelung Rechnung zu tragen, haben die beiden Gemeinden die Erweiterung und Sanierung ihres gemeinsamen Kindergartens beschlossen, der in Neuhütten steht (siehe Extra).Insgesamt wird das Vorhaben rund 470 000 Euro kosten (der TV berichtete). Es gibt dafür Zuschüsse vom Landkreis Trier-Saarburg und vom Land Rheinland-Pfalz. Die Neuhüttener müssen aber einen Eigenanteil von rund 130 000 Euro stemmen, der komplett über Kredite finanziert wird. Die Gemeinde Züsch steuert rund 76 000 Euro bei.Abgesehen vom Kindergarten werden die Neuhüttener 10 000 Euro in die Sanierung des Jugendraums stecken und 17 000 Euro für eine neue Thekenanlage ausgeben, die im Foyer des Bürgerhauses aufgestellt wird. Extra

Vor dem Neuhüttener Kindergarten wird im nächsten Jahr zur Dollbergstraße hin ein zweistöckiger Anbau mit einer Gesamtfläche von knapp 95 Quadratmetern errichtet. Im oberen Geschoss entsteht dadurch ein neuer, dritter Gruppenraum. "Für unseren Betriebsablauf ist es sehr wichtig, dass sich die Gruppen- und Spielräume und die Turnhalle später alle auf einer Ebene befinden", sagt die Leiterin Ulrike Steinmetz. Im unteren Geschoss werden die Personalräume und vor allem die Küche ihren Platz finden. "Wir können dann endlich eine Ganztagsbetreuung mit Mittagessen anbieten", freut sich Steinmetz. Auch in Neuhütten und Züsch ist der Bedarf für Kleinkinderbetreuung gewachsen. Zurzeit gibt es im Kindergarten, den insgesamt 37 Jungen und Mädchen besuchen, bereits sechs Plätze für Zweijährige. "Sie sind alle belegt, und auch im nächsten Jahr sind wir schon ausgebucht", sagt Steinmetz. ax

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