Neuhütten stimmt für Nationalpark

Neuhütten · Als erster der drei direkt betroffenen Orte in der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil hat Neuhütten seine endgültige Position zum geplanten Nationalpark deutlich gemacht. Der Neuhüttener Rat hat am Montagabend einstimmig das Konzept der Landesregierung befürwortet und sagt damit Ja zum Nationalpark.

Neuhütten. "Das ist gut. Neuhütten ist eine Schlüsselkommune für uns." So kommentiert Werner Theis im TV-Gespräch das Ergebnis der Abstimmung, die der Rat unmittelbar davor in Sachen Nationalpark gemacht hat. Die Gemeindepolitiker von Neuhütten haben das Landeskonzept einstimmig gebilligt und sich damit gleichzeitig für die Einrichtung eines Nationalparks im Hunsrück ausgesprochen.
Theis ist Vertreter des Umweltministeriums und mit Projektleiter Harald Egidi nach Neuhütten gekommen. Das zeigt, wie wichtig das dortige Votum für Mainz ist.
Drei Dörfer direkt betroffen


Den Grund hat Ortsbürgermeister Peter Kretz seit Beginn der Nationalpark-Diskussionen immer wieder betont, und er wiederholt ihn auch am Montagabend: In der VG Hermeskeil, ja im ganzen Kreis Trier-Saarburg, "ist Neuhütten der eigentlich betroffene Ort". Nur drei Dörfer werden vom möglichen Schutzgebiet im Staatswald direkt berührt sein. Neben Neuhütten sind das Damflos und Züsch. Im insgesamt (inklusive Saarland) etwa 10 000 Hektar großen Nationalpark würden aber allein 860 Hektar auf Neuhüttener Gemarkung liegen. Der Damfloser Flächenanteil liegt bei 130 Hektar, der von Züsch bei 160 Hektar. Zudem ist der Neuhüttener Ortsteil Muhl eine von drei Siedlungsinseln, die später eventuell komplett vom Nationalpark umschlossen sind. "Wir haben deshalb immer gesagt, dass wir einen legitimen Anspruch auf Mitwirkungsrechte haben", so Kretz.
Dieser Forderung habe das Land bei der geplanten Organisation des Nationalparks Rechnung getragen. Sollte das Projekt per Gesetz verwirklicht werden, dann werde Neuhütten in der geplanten kommunalen Nationalpark-Versammlung eine Stimme zugestanden. "Das ist ein absolutes Entgegenkommen", betont Kretz. Die Neuhüttener sehen auch andere Punkte als erfüllt an, die sie zu Beginn der Debatten als Voraussetzungen für ihre Zustimmung formuliert haben. Für die Brennholzversorgung der Bürger gibt es laut Kretz eine "hervorragende Lösung". Ihnen wird genug Brennholz zur Verfügung stehen - und zwar aus Gebieten, die maximal acht bis zehn Kilometer vom Dorf entfernt sind. Im Nationalpark werde die Freizeitnutzung des Waldes, etwa für Wandern, nicht beeinträchtigt. Der Wintersport am Dollberg ist auch künftig gesichert.
Verbesserung der Infrastruktur


Vielmehr sehen die Neuhüttener im Nationalpark Entwicklungschancen für ihren Ort. Das betonte auch der Beigeordnete Hermann-Josef Bier: "Dieses Projekt hat für uns eine enorme Tragweite." Das Land will - so steht es im Konzept - nicht nur ein Schutzgebiet einrichten, sondern die Nationalparkregion bei der Verbesserung der Infrastruktur gezielt fördern und bei der Bezuschussung bevorzugt behandeln. Neuhütten hat gute Aussichten, eins der Modelldörfer zu werden, die das Landeskonzept vorsieht. Auch ein konkretes Projekt haben die Neuhüttener und das Ministerium da schon vor Augen. Der Ort wurde nach Starkregen durch Wassermassen aus dem Wald schon mehrmals überschwemmt. Um das zu verhindern und die sogenannte Außengebietsentwässerung zu verbessern, könnten kleine Bäche gelenkt und damit kontrolliert werden. Sie würden dann den Hang hinunter in einen Weiher laufen, der auf einer Gemeindeparzelle angelegt werden und dann auch zur Freizeitnutzung dienen soll. Durch die Aktion Blau Plus könne ein solches Projekt mit bis zu 100 Prozent bezuschusst werden, so Theis.Meinung

Starke Signalwirkung
In der Diskussion um den Nationalpark gab es viele unsachliche Argumente und zum Teil auch schrille Töne. Nicht so in Neuhütten. Dort haben sich die politisch Verantwortlichen mit dem Projekt der Landesregierung intensiv und nüchtern auseinandergesetzt. Sie haben sich die Frage gestellt: Was erwarten wir vom Nationalpark und was wollen wir nicht? Nach einem Jahr unaufgeregter Prüfung sind die Neuhüttener Politiker schließlich zu dem Ergebnis gekommen, dass sich im Ort mit einem Nationalpark mehr gestalten lässt als ohne ihn. Nun ist Neuhütten zwar klein: Die verantwortungsvolle und richtige Entscheidung im am stärksten betroffenen Ort der Region hat trotzdem eine starke Signalwirkung. Denn da nur das Votum im Damfloser Rat unsicher ist und auch der Züscher Rat aller Voraussicht nach zustimmen wird, läuft im ohnehin positiv eingestellten VG-Rat Hermeskeil alles auf ein Ja zum Nationalpark hinaus. Und das wiederum dürfte maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung des Kreistags haben. Denn zu Beginn der Nationalpark-Diskussion hieß es sowohl bei der Verwaltung als auch im Kreistag, dass der Kreis bei diesem Projekt eigentlich nur am Rande tangiert sei und sich mit seiner Haltung an der Stimmung der direkt betroffenen Hochwaldgemeinden orientieren werde. An diese Aussagen sollte sich der Kreistag auch bei der Abstimmung am 16. Dezember erinnern. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Weitere Abstimmungen: Die Entscheidung in Neuhütten hat den Reigen der Abstimmungen in der VG Hermeskeil eröffnet. Der Gemeinderat Damflos wird sich am 2. Dezember endgültig in Sachen Nationalpark positionieren. Dieses Votum wird besonders spannend sein. Denn im April hatten bei einer Bürgerumfrage 70 Prozent der Damfloser den Nationalpark abgelehnt. Der Gemeinderat Züsch folgt am 5. Dezember. Der VG-Rat Hermeskeil entscheidet am 11. Dezember. Am 16. Dezember treffen die Kreistage Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich und Birkenfeld parallel ihre Aussage darüber, ob sie für oder gegen den Nationalpark sind. ax

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