Neuhüttener sind offen für Nationalpark

Neuhütten · Wenn ein Teil des Hochwalds zum Nationalpark erklärt wird, wären davon im Raum Hermeskeil die Orte Neuhütten, Damflos und Züsch direkt berührt. Am Donnerstagabend hat die erste der drei Gemeinden offiziell Position bezogen. Neuhütten steht dem Projekt des Landes "grundsätzlich positiv" gegenüber. So lautete der einstimmige Beschluss der Rates. Das Ja zum Nationalpark wird jedoch mit einigen Forderungen verknüpft.

 Die Bäume in einem Nationalpark sollen sich einmal ohne Einwirkung der Menschen entwickeln. Dazu gehört auch Totholz. TV-Foto: Archiv/Hannah Schmitt

Die Bäume in einem Nationalpark sollen sich einmal ohne Einwirkung der Menschen entwickeln. Dazu gehört auch Totholz. TV-Foto: Archiv/Hannah Schmitt

Neuhütten. "Wir haben einen Meilenstein gesetzt und halten die Tür offen. Unsere Position ist aber noch veränderbar. Das hängt davon ab, wie die weiteren Verhandlungen laufen." So brachte Ortsbürgermeister Peter Kretz am Donnerstagabend nach einer einstündigen Diskussion und einer einstimmigen Entscheidung des Rats die Haltung der Gemeinde Neuhütten in Sachen Nationalpark auf den Punkt. Die vom Land geplante Ausweisung eines solchen Schutzgebiets im Bereich Idarwald-Hochwald wird vom Neuhüttener Rat als "grundsätzlich positiv" angesehen. Bevor der Nationalpark aber kraft Gesetz eingerichtet wird, was nach dem Willen der Landesregierung noch in der aktuellen Legislaturperiode bis 2016 geschehen soll, müssen aus Neuhüttener Sicht noch einige offene Fragen geklärt werden.Infrastruktur verbessern

Mit der bloßen Einrichtung eines Nationalparks (siehe Extra 1) ist es für die Neuhüttener jedenfalls nicht getan. Flankierend dazu müsse sich auch die Infrastruktur in Neuhütten und den Nachbarorten verbessern. "Der Nationalpark kann für uns dann eine Chance sein, wenn das Land unsere benachteiligte Region dadurch besonders fördert", betonte Kretz. Dieser Aussage schloss sich Michael Hülpes (CDU) an. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil hatte zunächst betont, dass er die Einrichtung eines Nationalparks befürwortet und es aus seiner Sicht "ein großer politischer Fehler wäre, wenn wir diese Chance an uns vorbeiziehen lassen." Das sagte er vor allem in Hinblick darauf, dass das Saarland sich sehr wahrscheinlich an dem Projekt beteiligen wird - und zwar mit etwa 1000 Hektar Waldfläche im Bereich der Neuhüttener Nachbargemeinde Nonnweiler mit dem keltischen Ringwall. Hülpes machte aber auch deutlich: "Wenn der Nationalpark bei uns kommen soll, werden wir vom Land unseren Preis verlangen. Wir werden konkrete Forderungen erheben und haben dafür schon Projekte in der Schublade", sagte Hülpes. So will man beispielsweise auf den zügigen Ausbau der Ortsdurchfahrt Züsch - eine Landesstraße - und eine bessere DSL-Breitbandversorgung drängen. Ratsmitglied Fred Malburg wies noch auf einen anderen Punkt hin. Er verbinde mit dem Nationalpark die Erwartung, dass Neuhütten und seine Nachbarn dadurch wieder häufiger durch die Busse des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) angefahren werden. Eine weitere wichtige Bedingung, die die Neuhüttener mit einem endgültigen Ja zum Nationalpark verbinden, besteht darin, dass die Brennholzversorgung der Bürger vor Ort auch weiterhin gewährleistet sein muss. Schließlich fordern die Neuhüttener in ihrem Ratsbeschluss, dass es in einem künftigen Nationalpark nicht zu viele Verbote geben darf und in dem Gebiet "weiterhin eine großzügige Freizeitnutzung sichergestellt ist". Wenig Einschränkungen

Für Wanderer und Reiter soll es nicht zu große Einschränkungen geben. Gerade im Hinblick auf das Wintersportzentrum am Dollberg legen die Neuhüttener Wert darauf, dass dort auch in Zukunft Skifahren und Langlauf möglich ist. Gilbert Roth, der Vorsitzende des Skiklubs, verfolgte als Zuhörer die Ratsdebatte, schaltete sich aber mit kritischen Anmerkungen ein: "Wer soll denn hier vom Tourismus profitieren? Die Leute fahren vielleicht zu den zentralen Punkten an der Wildenburg oder ins Hunsrückhaus. In Neuhütten wird aber kein Privater ein Vier-Sterne-Hotel errichten."Extra

Für die Bürger von Züsch, Damflos und Neuhütten wird es schon bald eine gute Möglichkeit geben, über ihre Hoffnungen oder Befürchtungen in Bezug auf den möglichen Nationalpark zu sprechen. Am Montag, 26. November, wird es ab 19 Uhr im Neuhüttener Bürgerhaus erstmals auch außerhalb des Kreises Birkenfeld eine größere Informationsveranstaltung unter dem Motto "Wir sind im Dialog" geben. Diese Abende laufen so ab, dass sich die Bürger an zehn Thementischen zwanglos mit Fachleuten unterhalten und ihnen Fragen stellen können. Dabei geht es unter anderem um die Punkte "Schutz der Natur", "Regeln im Nationalpark", "Wild und Jagd", "Entwicklung der Region", "Tourismus" oder "Wald und Holz". Alle zehn Minuten wird von Thementisch zu Thementisch gewechselt. Auf Karten werden die wichtigsten Gedanken, Vorschläge und Ängste der Bürger gesammelt und anschließend an das Mainzer Umweltministerium geschickt. Zuvor wird der Gemeinderat Damflos in der Sitzung am Mittwoch, 21. November (19 Uhr, Bürgerhaus), seine Position zum Nationalpark deutlich machen. In Züsch steht der Termin des nächsten Ratstreffens noch nicht fest. Laut Ortschef Hermann Bernardy (SPD) steht aber auch seine Gemeinde dem Projekt positiv gegenüber. "Bei uns ist dieser Beschluss eigentlich nur noch eine Formsache", sagt er auf TV-Anfrage. ax Extra

Die konkrete Abgrenzung des möglichen Nationalparks im Bereich Idarwald-Hochwald ist noch offen. Das Umweltministerium hat aber bereits zwei Varianten veröffentlicht, über welche Gebiete sich der Nationalpark erstrecken könnte. Die beiden Karten sind im Internet unter www.nationalpark.rlp.de/index.php?id=130veröffentlicht. Variante 1 erstreckt sich über eine circa 10 000 Hektar große, landeseigene Staatswaldfläche, die größtenteils im Kreis Birkenfeld, aber auch in den VG Hermeskeil und Thalfang liegt. Die kleinere Variante 2 umfasst etwa 7500 Hektar. In ihr werden große Bereiche des Staatswalds Dhronecken - dazu zählen auch Flächen östlich von Damflos beziehungsweise nördlich von Züsch - ausgespart. Gleiches gilt für ein durch wertvolle Fichtenbestände dominiertes Gebiet zwischen Hüttgeswasen und Allenbach. Neuhütten hat in beiden Varianten eine große Nationalparkfläche, die innerhalb der Gemarkungsgrenzen der Gemeinde liegt. Es sind circa 800 Hektar. Allerdings ist die Kommune nicht Besitzerin dieser Flächen, sondern der Wald gehört dem Land. In beiden Varianten sind die 1000 Hektar Wald, die bei einem Beitritt des Saarlands hinzukommen würden, noch nicht berücksichtigt. ax

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