Neumehringer Giganten

MEHRING. (f.k.) Auf der Windkraftbaustelle in der Gemarkung "Neumehring" ist nach dem gerichtlichen Baustopp vom August wieder Leben eingekehrt: Fünf der geplanten Rotoranlagen dürfen nun weitergebaut werden.

Deutlich sichtbar ist dies auf dem Mehringer Berg schon von der K 85 aus. Etwa 400 Meter von der Straße entfernt entsteht ein gewaltiger Rotorturm mit grünem Fuß. Der Vergleich mit anderen Anlagen - wie etwa die bei Waldrach - macht deutlich, dass bei Mehring besonders wuchtige Windmaschinen in den Himmel wachsen. Das belegen auch die technischen Daten. Die Nabenhöhe beträgt 114 Meter, der Rotordurchmesser 70 Meter. Die maximale Leistung pro Windrad liegt bei zwei Megawatt, was für etwa 1200 Haushalte ausreicht. Zum Vergleich: Die Anlagen bei Waldrach haben eine Leistung von jeweils 600 Kilowatt (0,6 Megawatt). Voraussichtlich werden die "Riesen von Neumehring" Ende März den ersten Strom erzeugen. Das Investitionsvolumen pro Einzelanlage beträgt einschließlich der Infrastruktur (Leitungen, Umformer) etwa 2,5 Millionen Euro. Investor ist Juwi GmbH in Mainz.Zwei Räder sind ein Windpark

Ursprünglich hätten die insgesamt acht auf dem Mehringer Berg geplanten Anlagen schon im Herbst in Betrieb gehen sollen, doch ihr Bau wurde im August per Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts Trier vorerst gestoppt. Grundlage war ein neues Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes, wonach mehr als zwei Windkraftmaschinen, die in räumlicher Nähe zueinander stehen, als "Windpark" gelten und daher nicht mit einer einfachen Baugenehmigung errichtet werden dürfen. Nach Auffassung der Bundesverwaltungsrichter ist in diesem Fall ein förmliches Immissionsschutzverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit erforderlich. Nach einer Anliegerklage stoppte dann das Trierer Verwaltungsgericht den Bau, denn für die acht Anlagen bei Mehring waren nur vier einfache Baugenehmigungen für jeweils zwei Maschinen erteilt worden, obwohl sie in den Augen der höchsten Verwaltungsrichter eine "Windfarm" bilden. Nach dem Baustopp beantragte die Juwi GmbH über ein förmliches Immissionsschutzverfahren die Genehmigung für einen Windpark. Für fünf Maschinen liegt die Genehmigung nun vor, ihr Bau geht weiter. Ein erneuter rechtlicher Vorstoß eines Anliegers wurde vom Verwaltungsgericht Trier zurückgewiesen. Die drei übrigen Anlagen möchte Juwi GmbH nicht mehr bauen.30 000 Euro pro Rad und Jahr

Besonders viel steht für die Ortsgemeinde Mehring als Verpächterin der Standortflächen auf dem Spiel. Um die Gemeindefinanzen ist es äußerst knapp bestellt - da erschienen die Windradbauer wie die gute Fee im Märchen. Rund 30 000 Euro pro Windrad und Jahr erhält die Ortsgemeinde von der Betreibergesellschaft als Pacht. Hinzu kommt bei der ersten Inbetriebnahme jeder Anlage derselbe Betrag als Einmalzahlung. Ortsbürgermeister Helmut Reis ist erleichtert, dass nun wenigstens die Einnahmen aus fünf Anlagen gesichert sind. Dennoch ist der finanzielle Verlust durch die Bauverzögerung und den möglichen Wegfall von drei Windrädern beträchtlich. Reis: "Da wir noch nicht genau wissen, wann der Betrieb starten kann und die ersten Einnahmen fließen, werden wir mit der Erlaubnis der Verbandsgemeinde Schweich unseren Jahreshaushalt 2005 erst Ende Februar beschließen."

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