Nicht noch mehr Geld fürs Stiefkind Steig

Der Bürgermeister leitete in der Sitzung des Keller Verbandsgemeinderats eine überraschende Wende ein: Werner Angsten (CDU) forderte, dass auch die vom Weg tangierten Kreise an den Kosten für die Qualitätssicherung des Saar-Hunsrück-Steigs beteiligt werden. Danach vertagte das Gremium die Entscheidung über die Auszahlung des Anteils von 12 800 Euro, den Kell dafür 2008 übernehmen soll.

 „Zu hoch“: Das sagt die Verbandsgemeinde Kell am See über die Kosten, um den Saar-Hunsrück-Steig – im Bild eine Gruppe aus dem Bergischen Land am Keller Waldweiher – in Schuss zu halten und zu bewerben. TV-Foto: Archiv/ Axel Munsteiner

„Zu hoch“: Das sagt die Verbandsgemeinde Kell am See über die Kosten, um den Saar-Hunsrück-Steig – im Bild eine Gruppe aus dem Bergischen Land am Keller Waldweiher – in Schuss zu halten und zu bewerben. TV-Foto: Archiv/ Axel Munsteiner

Kell am See/Greimerath. Eigentlich stand das Ergebnis schon fest: Zähneknirschend und ausdrücklich auf das Jahr 2008 befristet, war die große Mehrheit des VG-Rats dazu bereit, 12 800 Euro für die weitere Qualitätssicherung und Vermarktung des im Mai 2007 eröffneten Saar-Hunsrück-Steigs auszugeben. "Wir können jetzt nicht aussteigen. Die Folgekosten dürfen aber in Zukunft nicht aus dem Ruder laufen und zu einer endlosen Geschichte werden, bei der wir die Dummen sind", betonte Dittmar Lauer (CDU). Auch sein Parteifreund Alfred Zender warnte davor, "jetzt zu blockieren".Trotz allem Ärger über die hohe Summe kündigte auch FWG-Sprecher Erwin Rommelfanger an: "Für dieses Jahr werden wir zustimmen. Dann fordern wir eine Erfolgskontrolle." Am Größten waren die Bedenken bei der SPD. Ihr Fraktionschef Manfred Rommelfanger: "Wir haben ein Kind mit auf die Welt gebracht, das Pflege und Nahrung braucht. Die Rechnung dafür bekommen wir jetzt auf den Tisch. Wir haben kein Geld und machen ein neues Fass auf."

Ins gleiche Horn stieß Christian Kruchten. Beide Genossen betonten allerdings, dass sie zwar persönlich gegen, andere Mitglieder ihrer Fraktion aber für eine auf 2008 befristete Auszahlung votieren würden.

Stein des Anstoßes war die Kostenaufstellung, die zwei auswärtige Gremien vorgelegt hatten: ein Marketing-Ausschuss, der sich aus Vertretern einiger der insgesamt 13 Anrainer-Kommunen des Steigs zusammensetzt, und das Projektbüro Losheim, das zentral die Qualitätssicherung des Wanderwegs steuert. Um den Weg in Schuss zu halten und ihn intensiv zu bewerben, sei allein 2008 ein Betrag von 230 000 Euro nötig.

Nach dem Verteilerschlüssel entfallen auf die VG Kell 12 800 Euro. Zwar bezeichnete auch Tourismus-Chefin Walburga Meyer diesen Betrag als "unbestritten hoch". Sie betonte aber, dass er "Anfangs-Investitionen" enthalte, die sich "nicht wiederholen werden" und appellierte an den VG-Rat: "Wir sollten uns ein Jahr Zeit nehmen, das Kind zum Laufen zu bringen. Für 2009 dürfen wir die Höhe der Unterstützung aber kritisch hinterfragen".

Als jedoch über das fast schon sichere Ja zu einer solchen Vorgehensweise nur noch abgestimmt werden musste, sorgte der Bürgermeister für einen Paukenschlag. "Es kann nicht sein, dass die Verbandsgemeinde die Folgekosten schultern müssen und die großen kommunalen Partner schauen zu", monierte Werner Angsten und forderte überraschend, dass auch alle fünf Landkreise "bei der Finanzgestaltung mit ins Boot müssen".

Auf Nachfrage von Lauer betonte der Bürgermeister zwar, dass er erst im Jahr 2009 diese Beteiligung verlange. Die SPD setzte wegen der "neuen Sachlage" (Rommelfanger) aber eine Sitzungsunterbrechung durch. Aus ihr kehrten die Genossen mit dem Antrag zurück, eine Entscheidung über die 12 800-Euro-Ausgabe zu vertagen und schon jetzt mit den Kreisen zu verhandeln. Diesem Vorschlag stimmte der Rat bei einer Enthaltung von Lauer ("Hier ist etwas ganz schön falsch gelaufen") zu.

Kommentar

Verständlich, aber spät

Inhaltlich ist die Kritik aus Kell nachvollziehbar: So schön und erfolgreich der Saar-Hunsrück-Steig ist, wird den 13 Anrainer-Kommunen zu viel zugemutet. Verschärfend kommt hinzu, dass die Gemeinden erst spät erfahren haben, welche finanziellen Bürden ihnen die Marketing-Experten zumuten wollen. Die Forderung, diese Folgekosten auf ein erträgliches Niveau herunterzufahren, ist berechtigt. Aber: Den Zeitpunkt, sich zur Speerspitze des Widerstands zu machen, haben die Keller schlecht gewählt. Wenn zehn von 13 Partnern bereits zugestimmt haben, ihren Obolus 2008 zu entrichten und die Keller nun aus dieser Allianz ausscheren, dürfte dies ihrem Image in der kommunalen Familie nicht förderlich sein. Ganz nebenbei hat der CDU-Bürgermeister der SPD-Fraktion ein Erfolgserlebnis beschert. a.munsteiner@volksfreund.de

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