Nicht nur als Erntehelfer

KANZEM. Zum Abschluss Bilder und Wein: Mit einer sehenswerten Ausstellung zeitgenössischer polnischer Maler aus der Sammlung Henryk und Ewa Sienkiewicz beendet die Gemeinde Kanzem ihre Präsentation des Nachbarlandes Polen. Zur Vernissage wurde die Kunst mit Saarwein noch schöner.

Wenn Henryk Sienkiewicz sein Gästebuch aufschlägt, gerät er ins Schwärmen. Eine Art west-östlicher Diwan der bildenden Kunst ist der graue Band mit dem seidenen Lesezeichen. Künstler aus Ost und West haben dem Trierer Sammler und seiner Frau darin in Wort und Bild ihren Dank hinterlassen. Renommierte Gäste des Hauses haben sich verewigt, wie etwa der angesehene polnische Maler Kiejstut Bereznicki, aber auch Künstler aus der Region wie Mario Diaz Suarez sind darunter. "Praktisch schon immer" sammeln der gebürtige Pole Sienkiewicz und seine ebenfalls aus Polen stammende Frau Ewa. "Bilder haben mich schon als Kind fasziniert", bekennt der studierte Betriebswirt, und Ehefrau Ewa hat ohnehin eine professionelle Nähe zur Kunst. Sie ist diplomierte Restauratorin. Malern aus Polen und Russland gilt das besondere Interesse des Sammlerehepaars. "Da habe ich viele Kontakte, und da kenne ich viele Künstler persönlich", begründet Sienkiewicz den sammlerischen Schwerpunkt. Ein Teil seiner polnischen Bilderschätze ist derzeit in Kanzem zu sehen. Werke teils in Museumsqualität

Der idyllische Ort an der Saar hatte in diesem Jahr eine ganz besondere Nähe zu Polen. Im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschafts-Initiative "Die Welt zu Gast bei Freunden" hatte die Saargemeinde es übernommen, die östlichen Nachbarn vorzustellen. Mit der Aktion "Wein und Kultur" geht das Projekt zu Ende. "Ich finde es wichtig, unsere polnischen Nachbarn mal anders als nur als Erntehelfer präsentieren zu können", freut sich Ortsbürgermeister Günter Frentzen. Und die Verbindung von Wein und Kunst sei sowieso bewährt, weiß der Politiker. Die Werke elf polnischer Künstler sind in der "Alten Schule" in Kanzem zu sehen, die Mehrzahl davon ist gegenständlich. Star der Ausstellung ist der 1935 geborene Kiejstut Bereznicki mit seinem Fisch-Stillleben. Das Gemälde des Kunstprofessors aus Gdansk (Danzig) hat Museumsqualität. Aber auch sonst ist sehr viel Interessantes und hier zu Lande weithin kaum Bemerktes zu entdecken in dieser sehenswerten Schau: Andrzej Schneeweis seltsam ferne Menschenbilder zum Beispiel. Das Bildpersonal des 1960 geborenen Posener Meisterschülers scheint allesamt einer unwirklichen Menschen-Menagerie zu entstammen. Die Ausstellung macht besonders spannend, dass sie so fernab von künstlerischem "mainstream" und üblichen Kunstmoden bleibt. Wie bei allen privaten Sammlungen ist die Auswahl persönlich, aber sehr sorgfältig. Eindrucksvoll präsentiert sich Zdzislaw Nitkas ausdrucksstarke holzschnittartige Malerei. Der dargestellte Kopf scheint aus dem Holzstück geschnitten, das er dem Gemälde beigefügt hat. Sehenswert auch Andrzej Kasprzaks Tryptichon und der international gefragte Edward Dwurnik. Es gibt viel zu sehen in Kanzem, der Besuch lohnt sich. Christine Reles als Dritte im Bund von Wein und bildender Kunst begleitete die Eröffnung musikalisch am Klavier. Bis 7. Dezember, Öffnungszeiten montags und donnerstags von 18 bis 19.30 Uhr.

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