Nicht viel los mit Bötchen fahren

RALINGEN. Bei Radfahrern und Spaziergängern ist die Sauer bekanntlich beliebt. Und bei Kanufahrern? Die sieht man auf dem deutsch-luxemburgischen Grenzfluss nur selten. Unter anderem deshalb, weil "organisiertes" Befahren der Sauer in den Sommermonaten verboten ist. Doch die rechtlichen Details sind kompliziert.

 Ein Liegeplatz bei Langsur: Nur private Paddel- oder Ruderboote dürfen zwischen Juli und September auf die Sauer. Gewerbliche Bootsverleihe sind nicht erlaubt.Foto: Peter Hacker

Ein Liegeplatz bei Langsur: Nur private Paddel- oder Ruderboote dürfen zwischen Juli und September auf die Sauer. Gewerbliche Bootsverleihe sind nicht erlaubt.Foto: Peter Hacker

Das fängt schon bei der Tatsache an, dass die Sauer ein so genanntes Kondominium, also gemeinschaftliches Hoheitsgebiet mehrerer Staaten ist, in diesem Fall Luxemburgs und Deutschlands. Geregelt ist dies im Grenzvertrag aus dem Jahr 1984. "Generell ist die Nutzung von Flüssen jedoch im rheinland-pfälzischen Landeswassergesetz geregelt", sagt Michael Schumacher, Hydrologe bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Trier. Ein Teil des Gesetzes beschäftige sich mit dem "Gemeingebrauch" eines Gewässers, beispielsweise dem Baden, der Viehtränke oder auch dem Bootsverkehr. Letzterer könne per Verordnung eingeschränkt werden, sagt Schumacher.Absolutes Tabu für Motorantriebe

Genau dies ist bei der Sauer geschehen: Im Jahr 1994 erließ die damalige Bezirksregierung Trier eine Verordnung, die ihrem Inhalt nach auch in Luxemburg gilt. Danach sei das Befahren mit Motorbooten grundsätzlich verboten, sagt Schumacher. Paragraf 2 der Verordnung verbiete zudem das Befahren der Sauer mit Schiffen und Booten jeglicher Art zwischen dem 16. Juli und dem 30. September. Lediglich private "Kleinstfahrzeuge ohne Eigenantrieb" dürften den Fluss benutzen, sofern sie nicht einer "organisierten" Form der Freizeitgestaltung dienten. Dies betreffe auch gewerbliche Bootsverleihe größeren Ausmaßes, fügt Schumacher hinzu. Deshalb sind derartige Angebote an der unteren Sauer auch äußerst rar. Lediglich in Bollendorf, etwa zehn Kilometer nördlich von Echternach, bietet der Campingplatz an der Alten Schmiede auch einen Bootsverleih an. "Wir haben nur ein paar Boote", sagt Monika Richard, Mitinhaberin des Campingplatzes. Ihre Kunden könnten von Bollendorf aus bis nach Minden fahren, wo sie dann abgeholt würden. Die etwa dreistündige Bootsfahrt sei für viele immer wieder ein Erlebnis, sagt Richard. Einerseits versteht sie, dass die Sauer, die den Deutsch-Luxemburgischen Naturpark durchquert, gerade während der Laichzeit geschützt werden muss. Andererseits verweist sie auf die Bedürfnisse der Menschen, die Natur zur Naherholung nutzen wollen. Zumal es im Oberlauf der Sauer auf luxemburgischer Seite einen Bootsverleih gebe, der eine Ausnahmegenehmigung und deshalb eine Vielzahl von Booten besitze. Eine Ausnahme bildet auch der Flussabschnitt bei Ralingen beziehungsweise Rosport auf luxemburgischer Seite. Dort verbreitert sich die Sauer vor einer künstlichen Staustufe zu einem kleinen See. Nach Auskunft von Michel Schmitz, dem Stellvertretenden Leiter des luxemburgischen Schifffahrtsamtes, ist auf dem See das Wasserskifahren erlaubt. Zwischen 1. Mai und 30. Oktober können dort die Wasserskifreunde ihrem Sport frönen, zwischen dem 15. Juni und dem 31. August ist der See sogar zwischen 9 und 12 Uhr sowie zwischen 17.30 und 22 Uhr für sie reserviert. Kanufahrer und Ruderer müssen dann auf dem Trockenen bleiben. Morgen in der Reihe: Bonerath - ein kleiner Ort mit engagierten Bürgern, doch kein Paradies für alle Altersstufen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort