Nicht zu unterschätzen

SCHWEICH. Im Rahmen einer von Eltern initiierten Vortragsreihe über Suchtgefahren referierte Staatsanwalt Thomas Albrecht im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Schweich über das Thema "Droge Internet". Im Vordergrund standen jedoch weniger psychologische, als vielmehr Aspekte der Internet-Kriminalität.

Thomas Albrecht ist Dezernent für Internet-Kriminalität bei der Staatsanwaltschaft Trier, in einer Spezialabteilung, die 2001 angesichts einer drastisch steigenden Zahl von Delikten eingerichtet wurde. Der bekennende Computerfreak und Vater klärte Eltern und Schüler des Schweicher Gymnasiums über Gefahren der Internet-Nutzung auf. Dabei entkräftete er zunächst den Titel seines Vortrags "Droge Internet". Das Internet selbst sei keine Droge, sondern als Medium eher "Dealer", der Zugang zu gefährlichen Inhalten vermittele. Diese - ob Chats, Online-Spiele, verbotene Pornografie oder das Kaufen und Verkaufen - könnten zwar keine im Sinne von Krankheit definierte Sucht, aber suchtähnliches Verhalten hervorrufen. Der Reiz grenzenloser Kommunikation, Ablenkung und die Möglichkeit, in Scheinwelten zu fliehen, führe zu einem starken Verlangen nach anhaltendem und ausschließlichem Internet-Konsum bis hin zum Kontrollverlust. Bei Entzug könnten Symptome wie Erregung, Ängste oder Zwangsgedanken auftreten. Die Suchtgefahr dürfe nicht unterschätzt, aber auch nicht überschätzt werden, schloss Albrecht dieses Kapitel, um auf andere Gefahren hinzuweisen. Weil sie anonym und aus der Ferne operieren könnten, sei das Internet für Verbrecher attraktiv. Es häuften sich die Betrugsfälle, beispielsweise Angebote gestohlener oder minderwertiger Ware über Ebay. Es komme zu Transaktionen mit ausspionierten oder gefälschten Konten, zu unabsichtlichen Rechtsgeschäften, zu denen auch Kinder verleitet würden. In manchen Chat-Rooms Jugendlicher tummelten sich Pädophile. Außerdem würden Viren verbreitet und der Zugang zu verbotenen pornografischen, rechtsradikalen oder Gewalt darstellenden Inhalten leicht gemacht. Schützen könne man sich mit möglichst viel Sachkenntnis, Misstrauen und Vorsicht. Eltern riet Albrecht zu einem offenen Vertrauensverhältnis mit ihren Kindern, um Risiken niedrig zu halten. Sein Fazit: "Der Nutzen des Internets überwiegt die Gefahren, wenn man es mit Verstand und in Maßen nutzt."

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